Werbetour für die Orgel in Asien

Saarbrücken. Diese Begeisterung steckt einfach an, wenn Bernhard Leonardy von seinem gerade zu Ende gegangenen Arbeitsaufenthalt in Asien erzählt. Die Einladung des koreanischen Kultusministeriums war Anlass zu seiner vierten Reise nach Korea, seiner x-ten Tournee durch Asien, doch derlei Statistik ist im Moment nicht wichtig

Saarbrücken. Diese Begeisterung steckt einfach an, wenn Bernhard Leonardy von seinem gerade zu Ende gegangenen Arbeitsaufenthalt in Asien erzählt. Die Einladung des koreanischen Kultusministeriums war Anlass zu seiner vierten Reise nach Korea, seiner x-ten Tournee durch Asien, doch derlei Statistik ist im Moment nicht wichtig. Fasziniert ist der Kirchenmusiker vor allem von der Hauptstadt Seoul mit ihren über 27 Millionen Einwohnern. Hier hat der Saarbrücker die meisten Konzerte gegeben, hat als Gastprofessor auch in diesem Jahr Meisterklassen unterrichtet: "Es herrscht eine unglaubliche Lebendigkeit in der Musikszene. Auffallend stark ist das in der geistlichen Musik, auch in den Gottesdiensten, seien die nun methodistisch, reformiert, katholisch oder sonstwie ausgerichtet."Spätestens im Anschluss an den Gottesdienst gingen die kontaktfreudigen, jungen Leute aufeinander zu, es folgten denn auch fast immer organisierte Begegnungen und gemeinsames Essen. "In allen möglichen kleineren Städten sprießen die Konzertsäle aus dem Boden, das ist gängige Kulturpolitik seit ein paar Jahren, und oft wird dazu eine Orgel gebaut. Die Kombinationen Orchester und Orgel ebenso Chor und Orgel sind allerdings noch nicht sehr verbreitet." Koreas Hauptstadt Seoul wartet noch auf eine eigene, richtig gute Orgel. Da setzte Leonardys ausverkauftes und bejubeltes Konzert Ende Mai den erhofften positiven Impuls, die Notwendigkeit dieser Investition zu unterstreichen.

Aber "die Asiaten", - gelten sie nicht als eher reserviert? Leonardy erlebt da ganz anderes: Koreaner wirkten "wie die "Italiener Asiens", sie genießen das Leben. Und sie haben Freude am Unorthodoxen." Das zeigte sich unlängst auch in Leonardys Hauskirche, der Saarbrücker Basilika Sankt Johann, wo der koreanische Staatschor an Pfingstmontag ein Konzert gab: ausverkauft, eine Stunde vor Beginn schon alles besetzt; alle möglichen Stühle wurden noch beigeschafft. "Dass das Publikum unter, ja quasi auf dem Altar sitzt, dass die Leute vor Begeisterung von den Sitzen springen, das hatten die Koreaner so noch nicht erlebt. Sie haben mir bei den weiteren Stationen ihrer Europatournee immer wieder versichert, dass es in Saarbrücken einfach mit Abstand am schönsten war und jedenfalls unvergesslich", berichtet Leonardy.

Wie geht es nun weiter? "Ich würde mich sehr freuen, wenn die breit gestreute koreanische Musikbegeisterung, wie ich sie vor Ort erlebt habe, auch hier Fuß fassen würde", wünscht sich Leonardy, und er will daran weiter mitarbeiten. 2013 kommen erneut der koreanische Staatschor und zudem der Busan Choir nach Saarbrücken. Zusätzliche Kontakte in den Saar-Lor-Lux-Raum will er nach Möglichkeit schon in Kürze vermitteln.

 Mit dem koreanischen Staatschor stand Bernhard Leonardy (vorne rechts) kürzlich in Seoul auf der Bühne. Foto: National Chorus of Korea

Mit dem koreanischen Staatschor stand Bernhard Leonardy (vorne rechts) kürzlich in Seoul auf der Bühne. Foto: National Chorus of Korea

Eine Anekdote erzählt der Basilikakantor noch: "Es heißt ja, junge Leute interessierten sich deshalb für 'nichts', weil sie ihre Zeit mit Facebook verplempern und dauernd am Handy hängen. Die Logik stimmt nicht! In Korea vernetzen sich die Leute ganz intensiv über Facebook, und daüber verbreiten sie blitzschnell auch Konzertinformationen. Und Handys? Koreaner hängen permanent dran, so wirkt es. Aber in Korea gab es nicht vor, sondern nach dem Konzert eine Ansage zum Thema: 'Vergessen Sie nicht, Ihre Handys wieder ... einzuschalten!'"

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