Wer seine Risikofaktoren im Griff hat, sorgt vor Schnelle Hilfe in der Merziger "Stroke Unit"

Merzig. "Sorge für dich", so hieß das Motto einer Informationsveranstaltung, zu der die Klinik für Neurologie des SHG-Klinikum Merzig anlässlich des bundesweiten Tages gegen den Schlaganfall eingeladen hatte. Rund 100 interessierte Zuhörer waren der Einladung gefolgt. Die wichtigste Botschaft an diesem Tag: Vorbeugung kann vor Schlaganfällen schützen

 Das Interesse an dem Thema Schlaganfall war groß. Chefarzt Professor Dr. Matthias Strittmatter bgrüßte rund 100 Zuhörer im SHG-Klinikum Merzig. Foto: SHG

Das Interesse an dem Thema Schlaganfall war groß. Chefarzt Professor Dr. Matthias Strittmatter bgrüßte rund 100 Zuhörer im SHG-Klinikum Merzig. Foto: SHG

Merzig. "Sorge für dich", so hieß das Motto einer Informationsveranstaltung, zu der die Klinik für Neurologie des SHG-Klinikum Merzig anlässlich des bundesweiten Tages gegen den Schlaganfall eingeladen hatte. Rund 100 interessierte Zuhörer waren der Einladung gefolgt. Die wichtigste Botschaft an diesem Tag: Vorbeugung kann vor Schlaganfällen schützen.Der Schlaganfall ist weltweit die zweithäufigste Todesursache. Da Schlaganfälle vor allem Menschen im höheren Lebensalter treffen, wird sich diese Zahl in den kommenden Jahrzehnten noch erhöhen. "Ein Schlaganfall-Tsunami rollt auf uns zu", sagte Professor Dr. Matthias Strittmatter, Chefarzt der Klinik für Neurologie und der "Stroke Unit", der Merziger Intensiveinheit für die Behandlung von Schlaganfällen.

Prävention, also das Senken von Risikofaktoren, die einen Schlaganfall auslösen können, ist möglich, erläuterte Strittmatter, der auch Regionalbeauftragter der Stiftung deutsche Schlaganfallhilfe ist. Denn ein Schlaganfall entstehe zu 80 Prozent durch den Verschluss eines Gefäßes und die daraus folgende mangelnde Durchblutung eines bestimmten Gebietes im Gehirn. Die typischen Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen können, sind neben erblicher Veranlagung und hohem Alter das Rauchen, hoher Blutzucker, hoher Blutdruck, zu hohe Blutfettwerte und eine Herzerkrankung namens Vorhofflimmern. "Besonders die Kombination verschiedener Risikofaktoren ist gefährlich", weiß Strittmatter.

Wichtig sei es daher, die Symptome eines Schlaganfalls erkennen. Das sind etwa Lähmungserscheinungen, Kribbeln in Armen oder Beinen, Taubheitsgefühle, Sprech- oder Schluckstörungen oder die Unfähigkeit, Gesprochenes zu verstehen.

"Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute", schärfte der Chefarzt seinen Zuhörern ein. "Wenn Sie eines der eben genannten Symptome feststellen, dann rufen sie sofort den Notarzt."

"Time is brain - Zeit bedeutet Gehirn, denn ein Schlaganfall wächst", betonte auch Dr. Daniel Ostertag, Oberarzt der Merziger "Stroke Unit". Er informierte die Gäste über aktuelle Therapiemöglichkeiten.

"Jede Minute, in der das Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt wird, sterben 1,9 Millionen Nervenzellen ab", machte Ostertag deutlich. Wichtig seien daher eine schnelle Diagnose, eine Thrombolyse, um das verstopfte Gefäß wieder frei zu machen und eine frühe Rehabilitationsphase, bei der vom ersten Tag an Krankengymnasten, Ergotherapeuten und Logopäden eingebunden sind.

Im Dialog mit den Experten konnten viele Fragen geklärt werden. So wollten die Zuhörer unter anderem wissen, ob Arteriosklerose messbar ist und was einzelne Blutverdünnungsmedikamente unterscheidet. red/mprProfessor Strittmatter, was ist das Besondere an der Behandlung in einer "Stroke Unit", wie sie auch am Merziger SHG-Klinikum zu finden ist?

Professor Dr. Matthias Strittmatter: Ganz wichtig ist der Zeitfaktor bei einem frischen Schlaganfall, um eine Ausbreitung des betroffenen Areals zu begrenzen. Wir hier in Merzig haben bundesweit eine der besten "Door-to-Needle-Time", das bedeutet die Zeit von der Ankunft des Patienten in der Klinik über die Diagnose bis hin zur Behandlung. Bei uns liegt die Durchschnittszeit bis zur Behandlung unter 30 Minuten.

Eines Ihrer Konzepte in der Schlaganfallbehandlung ist die frühe Rehabilitation.

Strittmatter: Bei uns werden die Patienten nicht nur vom ersten Tag an von einem Team aus neurologischen Intensivmedizinern und spezialisierten "Stroke-Unit"-Pflegern und -Schwestern behandelt, sondern auch von speziell ausgebildeten und erfahrenen Physiotherapeuten, Logotherapeuten und Ergotherapeuten. Das dient dazu, dass sich eventuell entstandene Schäden möglichst schnell zurückzubilden. Ganz wichtig für die Therapie ist auch die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Internisten, die aufgrund der kurzen Wege im Klinikum auf höchstem medizinischen Niveau gewährleistet werden kann.

Was wird die Zukunft für die Merziger "Stroke Unit" bringen?

Strittmatter: Demnächst werden wir ein neues Video-Endoskop zur besseren und schnelleren Diagnostik von Schluckstörungen in Betrieb nehmen. Außerdem planen wir, unser Konzept der Frührehabilitation grenzüberschreitend auch Patienten aus Luxemburg zu ermöglichen. Aufgrund des hohen Bedarfs an Betten für die Frührehabilitation Phase B für besonders schwer betroffene Patienten planen wir im Rahmen der Erweiterung unserer Intensivstation vier weitere Betten für die intensive und frühzeitige Behandlung dieser Patienten. So würde unsere "Stroke Unit" zu den wenigen Einrichtungen in Südwestdeutschland mit einem solchen geschlossenen Vesorgungskonzept von der Akutbehandlung bis zur Frührehabilitation gehören. "Ein Schlaganfall- Tsunami rollt auf uns zu."

Professor Matthias Strittmatter, Chefarzt der Neurologie in Merzig

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