Wer mag schon Krimis im Labor . . .

Haben Sie den Tatort gesehen? Mit einem Auge habe ich ihn mitverfolgt. Das andere Auge steckte gewissermaßen in einer Zeitschrift fest. Also, es war wie immer. Ich fühlte mich zum x-ten Mal am Sonntagabend zur besten Sendezeit wie eine kleine Labormaus

Haben Sie den Tatort gesehen? Mit einem Auge habe ich ihn mitverfolgt. Das andere Auge steckte gewissermaßen in einer Zeitschrift fest. Also, es war wie immer. Ich fühlte mich zum x-ten Mal am Sonntagabend zur besten Sendezeit wie eine kleine Labormaus. Immer diese zum Gähnen langweilige Polizeiarbeit mit den Weißkitteln im gekachelten Untergrund, die mit dem Vergleich von winzigen Partikeln, Fasern und genetischen Untersuchungen befasst sind. Dieser staubtrockene Fieselkram ist fast noch schlimmer als das verkorkste Privatleben der ermittelnden Kommissarinnen und Kommissare. Er äußerlich und innerlich verkrumpelt. Sie so über alle Maßen schlagfertig und doch so arg verletzlich. Oh, hau ab!Nun kam - als Balsam für die Seele - ein paar Minuten später mein Freund Columbo ins Wohnzimmer. Der hat's weniger mit der mikroskopischen Feinarbeit als vielmehr mit einem sagenhaften Spürsinn. Er sieht aus, als habe er in Anzug und Mantel zwei Jahre auf einem Campingplatz (ohne Friseur) zugebracht, fährt ein Auto, das kurz vor dem Verschrotten steht und hat eine Frau, die niemals auftaucht. Der Täter - mit allen Abwassern gewaschen - nimmt ihn wenig ernst, weil er einen auf leutselig und unbekümmert macht. Und so tappt der Mörder chancenlos ins Verderben. Columbo mit dem sicheren Instinkt für das abgrundtief Böse pirscht sich an den Täter heran, fügt ein kleines Teilchen zum anderen, denkt stark um die Ecke und am Ende - immer noch freundlich und verbindlich nett - schnappt die Falle des Ermittlers zu.

Ja, das darf sich Krimi nennen, auch nach 40 Jahren noch. Da heften sich gleich zwei Augen des Zuschauers an den Bildschirm. Und das Gehirn hat was zu tun. Herrlich!

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