"Wer grün wählt, wird sich schwarz ärgern"

Herr Linsler, Sie haben das Schloss als Treffpunkt auserkoren. Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?Linsler: Das Schloss ist für mich ein historischer Ort, weil es mehrfach umgebaut wurde, man viele architektonische Aspekte darin sieht. Es ist ein Ort der Kunst, ein Museum, untendrunter Ausgrabungen mit den Relikten der Nassauer

Herr Linsler, Sie haben das Schloss als Treffpunkt auserkoren. Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?

Linsler: Das Schloss ist für mich ein historischer Ort, weil es mehrfach umgebaut wurde, man viele architektonische Aspekte darin sieht. Es ist ein Ort der Kunst, ein Museum, untendrunter Ausgrabungen mit den Relikten der Nassauer. Wenn schönes Wetter ist, sitze ich hier, da habe ich den Blick über Saarbrücken. Man sieht den Landtag, wo die Linke einziehen will. Und das Rathaus sowie das Schloss, wo die Linke bereits eingezogen ist.

In Ihrer Ferienbotschaft im Internet versprechen Sie den Menschen, die unter der Krise leiden und nicht in den Urlaub fahren können, dass Sie etwas daran ändern wollen nach der Landtagswahl. Wie wollen die Saar-Linken Arbeit schaffen? Mit neuen Kohlegruben etwa?

Linsler: Wenn neue Arbeitsplätze kommen sollen, gehören drei Standbeine dazu: Forschung, Innovation und Kultur. Hier muss man die Voraussetzungen schaffen. Wir haben zwar auf der kulturellen Seite einige Pfunde, mit denen wir wuchern können. Doch da muss noch Neues dazu kommen. Die Nanotechnologie ist gut, schafft nur nicht genug Arbeitsplätze. Medizintechnik ist mehr zu fördern. Wir müssen die kleinen Firmen fördern, große Ansiedlungen gibt es leider nicht mehr. Wir wollen eine nachhaltige Wirtschafts- und eine innovative Industriepolitik fördern, die Binnenkonjunktur muss angekurbelt und der Niedriglohnsektor abgeschafft werden, die Menschen benötigen mehr Geld in ihrem Portemonnaie.

Sie sind Fraktionschef im Stadtrat und wollen in den Landtag. Es gibt viele Baustellen im Saarland, wie sie betonen. Kann ein 66-jähriger Verdi-Rentner so vieles stemmen?

Linsler: Sie sehen doch: Der ihnen gegenüber sitzt, der fühlt sich nicht nur topfit, der ist topfit. Ich habe es zwar am Meniskus, aber das haben auch Sportler mit 20 Jahren (lacht). So lange ich mich gesund fühle, und das ist der Fall, traue ich mir das schon zu. Man stemmt das auch nicht ganz alleine: Wir haben eine junge Partei mit etwa 3500 Mitgliedern, da sind genug Helfer da. Denken Sie dran: Adenauer war 73, als er Bundeskanzler wurde, und hat das fast 15 Jahre gemacht.

Gegenüber der Saar-SPD fahren sie jetzt einen Schmusekurs, im Vergleich zu den Kratzbürstigkeiten 2008. Sind die Umfragen vom Frühjahr, die die Saar-SPD bei 27 und die Linke nur noch bei 18 Prozent verorten, der Grund?

Linsler: Nein. Wir wollen einen Politik- und Regierungswechsel an der Saar und das geht nur mit einer rot-roten Mehrheit. Es gibt viele Übereinstimmungen bei inhaltlichen Themen mit der SPD, sie bleibt aber eine Konkurrenzpartei im Wahlkampf, wir wollen auch vor ihnen ins Ziel gehen. Die Angriffe auf Lafontaine von SPD-Seite im vergangenen Jahr, ihn nicht als Ministerpräsidenten zu wählen, waren unnötig wie ein Kropf. Das Klima ist besser geworden.

Manchen in der SPD sind die Gemeinsamkeiten aber noch nicht geheuer, wenn man etwa die Kampagne von Ex-Ministerpräsident Reinhard Klimmt betrachtet, der die unter Lafontaine gedienten Minister auf Maas schwören lässt.

Linsler: Klimmt wollte sich bundesweit in Szene setzen. Alle, die er genannt hat, sind SPD-Mitglieder. Es ist normal und selbstverständlich, dass SPD-Mitglieder ihre eigene Partei wählen. Falls dies nicht immer der Fall sein sollte, wird es dafür Gründe geben.

Mitten im Wahlkampf tritt ihr Landesschatzmeister Hans-Georg Schmidt zurück, wegen zu hoher Wahlkampfkosten, wie er sagte. Müssen Ihre Anhänger fürchten, dass die Saar-Linke bald pleite ist?

Linsler: Quatsch. Finanziell hat die Partei keine Probleme, wir haben den Haushaltsansatz für 2009 zum Halbjahr etwas überzogen, das ist aber eine Kleinigkeit. Bis Ende 2009 wird er ausgeglichen sein.

Oskar Lafontaines Bruder Hans hat ihren Bundestagsabgeordneten Hans-Kurt Hill als Zuträger (V-Mann) des Landesverfassungsschutzes bezeichnet. Hilft Hans Lafontaine der Linkspartei damit?

Linsler: Was da passiert sein soll, geschah vor 2007. Dass das jetzt nochmal kurz vor der Wahl hochkommt, ist sicher nicht förderlich für uns. Wir haben Bundesregierung und Landesregierung aufgefordert, verbindlich zu erklären, ob ein oder ob kein V-Mann des Verfassungsschutzes Mitglied des Deutschen Bundestages ist. Und wir haben die Einstellung der Beobachtung der Partei und Fraktion Die Linke durch den Verfassungsschutz gefordert.

Mit welchem Wahlergebnis rechnen Sie am 30. August? Wird die Linke auf Anhieb Regierungspartei?

Linsler: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir 20 Prozent plus ein fettes X bekommen. Und wenn die SPD das einfährt, was sie behauptet, dann kommt ein Politikwechsel im Saarland. Rot-Rot-Grün wäre noch eine Alternative. Aber so, wie sich der Grünen-Chef Hubert Ulrich derzeit verhält, gehe ich eher davon aus: Wer grün wählt, wird sich schwarz ärgern. Ich traue den Grünen unter Herrn Ulrich eher Jamaika zu, also Schwarz-Gelb-Grün.

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