Wenn Wunden nicht mehr heilen

Saarbrücken. In einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung sind immer häufiger speziell ausgebildete Wundexperten gefragt. Das teilte der Landesbeauftragte des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Jörg Teichert, auf SZ-Anfrage mit. Es setze sich langsam die Erkenntnis durch, dass chronische Wunden von Fachpflegekräften diagnostiziert und behandelt werden sollten

 Im Wundkompetenzzentrum in Illingen versorgen Dr. Martin Adolph und Heike Martini einen Patienten. Foto: Andreas Engel

Im Wundkompetenzzentrum in Illingen versorgen Dr. Martin Adolph und Heike Martini einen Patienten. Foto: Andreas Engel

Saarbrücken. In einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung sind immer häufiger speziell ausgebildete Wundexperten gefragt. Das teilte der Landesbeauftragte des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Jörg Teichert, auf SZ-Anfrage mit. Es setze sich langsam die Erkenntnis durch, dass chronische Wunden von Fachpflegekräften diagnostiziert und behandelt werden sollten. Privatanbieter bemängeln jedoch, dass es derzeit im Saarland nur wenige auf moderne Wundversorgung spezialisierte Krankenhäuser, Ärzte und Pflegedienste gibt.Sogenannte Wundexperten, -manager und -therapeuten sind darauf spezialisiert, Wunden nach vorheriger Anordnung eines Arztes zu versorgen. Im Gegensatz zur althergebrachten Methode wird die Wunde dabei mit modernen Verbandsstoffen feucht gehalten. Bis in die 1980er Jahre hielt man sie hingegen mit Kompressen trocken.

"Grundsätzlich heilt der Körper seine Wunden von selbst. Bei Patienten mit Wundheilungsstörungen ist dieser natürliche Prozess ins Stocken geraten", erklärt Martin Heck, Leiter des ambulanten Pflegedienstes Ambeg, der vor allem Patienten im Raum Wadern betreut. Er empfiehlt Patienten mit schlecht abheilenden Wunden, sich möglichst schnell von qualifizierten Fachkräften behandeln zu lassen: "Wenn sich eine Wunde innerhalb eines Viertel- bis halben Jahres weder verbessert noch verschlechtert, sollte man einen Experten aufsuchen", so Heck. In der Regel übernehmen die Krankenkassen bei chronischen Wunden die Kosten für einen Verbandswechsel.

Besonders häufig behandeln die Pflegekräfte Patienten mit Wunden, die etwa durch erblich bedingte Venenschäden, Diabetes Typ zwei und Durchblutungsstörungen entstanden sind. Der Anteil von Dekubitus-Patienten, also Patienten, die sich wund gelegen haben, ist bei privaten Pflegeanbietern hingegen gering. "Im vergangenen Jahr haben wir insgesamt 4000 Wundverbände durchgeführt. Davon waren nur 72 Dekubitus-Fälle", berichtet Wundexperte Martin Heck. Die Patienten, die er und seine Mitarbeiter versorgen, sind im Schnitt 75 Jahre alt.

"Wir haben im Laufe der vergangenen Jahre festgestellt, dass die Wunden der Patienten immer zeitaufwendiger werden", sagt Verena Schober, Leiterin des privaten Pflegedienstes "Pflege zu Haus".

Auch Sandra Scholler, Leiterin zweier ambulanter Pflegedienste in Merchweiler und Niederlinxweiler und Inhaberin eines Wundkompetenzzentrums in der Reha-Klinik Illingen, ist das Problem bekannt. Rund 130 Patienten betreuen sie und ihre Mitarbeiter, davon 60 mit chronischen Wunden. "Die zehn Mitarbeiter unseres Wundkompetenzzentrums benötigen oft eine Stunde und länger, wenn wir einen Wundpatienten zum ersten Mal behandeln", sagt sie.

Hintergrund

Nach Angaben des saarländischen Gesundheitsministeriums liegen keine Zahlen vor, wie viele Saarländer an chronischen Wunden leiden. Man wolle jedoch verhindern, dass die Zahl chronischer Wundpatienten weiter ansteigt. Die Krankenkassen zahlen einem Wundmanager für einen Verbandswechsel 5,02 Euro zuzüglich 2,91 Euro Wegpauschale pro Patient. bera

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