Wenn Todesvögel Friedensgeflügel abschrecken sollen

Es ist wegen der Tauben." So wie die Frau aus der Bäckerei das sagt, klingt es nach: "Es soll böse Geister abhalten." Es ist schwarz, aus Kunststoff und sieht aus wie ein Rabe. Es soll auch einer sein. Jedenfalls sollen das die Tauben glauben - und sich von den schwarzen Vögeln so erschrecken lassen, dass sie nicht in den Laden trippeln, vor deren Tür der finstere Geselle lauert

Es ist wegen der Tauben." So wie die Frau aus der Bäckerei das sagt, klingt es nach: "Es soll böse Geister abhalten." Es ist schwarz, aus Kunststoff und sieht aus wie ein Rabe. Es soll auch einer sein. Jedenfalls sollen das die Tauben glauben - und sich von den schwarzen Vögeln so erschrecken lassen, dass sie nicht in den Laden trippeln, vor deren Tür der finstere Geselle lauert.Dass Geschäftsleute Tauben möglichst weit weg vom Laden halten wollen, ist verständlich. Tauben übertragen Krankheiten. Tauben sind Ratten mit Flügeln. Ratten, sagt man, seien sehr kluge Tiere. Lassen sich Ihre als Friedenssymbole etablierten fliegenden Pendants also von Plastikvögeln täuschen?Tauben sind wohl dümmer als Ratten. Denn der Trick mit den Abschreckraben funktioniert offenbar. Dabei wissen die Tauben gar nicht, dass Rabenvögel, die in unseren Breiten als Kolkraben, Aaskrähen, Saatkrähen und die Dohlen vorkommen, bei den Menschen unter anderem als Todesvögel gelten. Und das nicht erst seit Alex Proyas 1994 in seinem Film "The Crow" die Geschichte von der Krähe erzählt hat, die einen Verstorbenen nicht ins Reich der Toten, sondern zurück in die Welt der Lebenden gebracht hat. Etwas gruselig, aber sehr sehenswert. Und da ist auch noch der nordische Gott Odin, der auf jeder Schulter einen Raben sitzen hat. Dort ist das schwarze Geflügel auch gut aufgehoben. Jedenfalls besser als auf Kastanien hinter der Ludwigskirche, wo Raben dafür gesorgt haben, dass sich Gäste und Wirt des "Fürst Ludwig" beschissen gefühlt haben. Wenn Raben zur Plage werden, liegt das meistens an Menschen, sagt Elisabeth Streit vom städtischen Umweltamt. Je mehr Nahrung wir in die Landschaft werfen, desto prächtiger vermehrt sich das Federvieh. Wohin das führt, sieht man in Berlin: Da greifen Raben Menschen an. In Saarbrücken brauchen wir davor noch keine Angst zu haben, sagt Streit. Klar ist: Kunststofftauben werden uns im Ernstfall nicht helfen.Sie haben Tipps oder wollen dem Autor Ihre Meinung sagen? Dann schreiben Sie eine E-Mail an m.rolshausen@sz-sb.de

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