Wenn Religion als extremistische Ideologie missbraucht wird

Merzig. Die am Montag in der Stadthalle Merzig eröffnete Ausstellung ist eine Initiative des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Eine sachliche, differenzierte und anschauliche Aufklärung über das Thema "Islamismus in Deutschland" ist erklärtes Ziel

 An sechs Stationen informiert die Ausstellung "Die missbrauchte Religion - Islamisten in Deutschland" in der Stadthalle Merzig. Foto: owa

An sechs Stationen informiert die Ausstellung "Die missbrauchte Religion - Islamisten in Deutschland" in der Stadthalle Merzig. Foto: owa

Merzig. Die am Montag in der Stadthalle Merzig eröffnete Ausstellung ist eine Initiative des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Eine sachliche, differenzierte und anschauliche Aufklärung über das Thema "Islamismus in Deutschland" ist erklärtes Ziel.

"Ich bin sehr dankbar, dass wir die Chance haben, unter den deutschen Städten auch hier in Merzig diese Ausstellung zeigen zu können", sagte Oberbürgermeister Alfons Lauer in seiner Begrüßungsrede. Man befinde sich heute in einem Diskussionsprozess mit hoher Dynamik. In Merzig lebten zurzeit etwa 4 000 Menschen mit Migrationshintergrund. "Hier gibt es keine Probleme, über die es notwendig wäre zu berichten", unterstrich Lauer. Man könne nicht sagen, dass Multi-Kulti in Deutschland gescheitert sei. Aber es habe sich ein Spannungsfeld multi-ethnischer Vielfalt aufgetan, das erheblichen Diskussionsstoff liefere, meinte Lauer.

"Spätestens nach den Anschlägen vom 11. September in New York, den Bombenanschlägen von Madrid und London wissen wir, welche Dimensionen der islamistische Terror entwickelt hat", sagte Georg Jungmann, Staatssekretär des saarländischen Innenministeriums. Er erinnerte, wie präsent aufgrund der vor wenigen Tagen erfolgten Festnahme eines Terrorhelfers im saarländischen Neunkirchen die Gefahr in unmittelbarer Umgebung ist. Es sei wichtig, besonders junge Menschen für das Thema Islamismus und den damit verbundenen Gefahren zu sensibilisieren: "Wir müssen bereits an den Schulen die Unterschiede zwischen Islam und Islamismus deutlich machen."

In ihrem Vortrag zur Ausstellung ging Anne-Katrin Wahl, Referatsleiterin beim Bundesverfassungsschutz, auf die akute Terrorgefahr ein. "Nicht nur die USA, auch Deutschland steht im Fokus islamistisch-terroristischer Organisationen", warnte sie. Diese Bedrohungslage bestätigten auch die wiederholten Anschläge auf die Bundeswehr, bei denen deutsche Soldaten verletzt und getötet wurden. Konkrete Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in Deutschland gebe es jedoch nicht.

Die Referatsleiterin warnte: "In Europa sind die Organisationen nicht fest strukturiert, sondern agieren in Netzwerken, die sich an der Ideologie von Al-Qaida orientieren." Die Teilnehmer des Terrors radikalisierten sich über ein direktes Umfeld äußerst radikaler Mentoren, die selbst nicht die alleinige Rolle spielten.

Die Ausstellung ist noch bis zum 18. November sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von neun bis 16 Uhr, Freitag von neun bis zwölf Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen und weitere Auskunft: Kulturbüro, Tel. (0 68 61) 8 54 99.

Hintergrund

Mit der Ausstellung "Die missbrauchte Religion - Islamisten in Deutschland" will das Bundesverfassungsamt (BfV) deutlich machen, dass die Gefahr nicht vom Islam, nicht von einer Religion ausgeht. "Weder der persönliche Glaube der Muslime noch seine religiösen Ausübungen sind Gegenstand des gesetzlichen Auftrages des Verfassungsschutzes", heißt es in der Darstellung des Bundesamtes. Beides sei durch das Grundrecht und die Religionsfreiheit geschützt. Zu bekämpfen sei jedoch der Missbrauch der Religion im Sinne einer extremistischen Ideologie.

"Diese politische Ideologie, die sich auf die Religion beruft, bedroht nicht nur unsere Demokratie, sondern gleichzeitig auch die friedlichen und toleranten Muslime", erklärt das BfV. "In Deutschland leben etwa 3,2 Millionen Muslime. 99 Prozent der muslimischen Mitbürger üben ihre Religion friedlich aus und respektieren die vom Grundgesetz vorgegebene Werteordnung". owa

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