Wenn Mütter überfordert sind

St Wendel · Seit 2007 gibt es „Frühe Hilfen“ beim Landkreis St. Wendel. Ein Baustein dieser Frühen Hilfen ist die Familienhebamme. Sie unterstützt junge Familien, um so die Belastung zu minimieren und dem Kind einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.

Ein Baby verändert alles. Junge Mütter und Väter müssen ihr neues Leben, ihren Alltag in den Griff bekommen, sobald der Nachwuchs auf der Welt ist. Das ist schon nicht einfach für Eltern, bei denen ansonsten die Welt komplett in Ordnung ist. Aber was ist, wenn schwerwiegende Probleme zu dem neuen Alltagsleben hinzu kommen? Arbeitslosigkeit. Beziehungsstress. Finanzielle Sorgen. Krankheit. Oder der Vater lässt die junge Familie im Stich. Junge Eltern, junge Mütter fühlen sich oft überfordert. Dann hilft die Familien-Hebamme des Landkreises.

Vier Familien-Hebammen und eine Sozialpädiatrische Familien-Begleiterin sind beim Landkreis angestellt. Sie kümmern sich in der Regel um 15 bis 20 Familien. 2010 waren es 31, 2011 36 und 2012 34 betreute Familien.

Familien-Hebammen können entweder von den Betroffenen selbst angefordert werden. Oder Gynäkologen oder Mitarbeiter auf Geburtsstationen geben Hinweise, worauf sich die Hebammen bei den Schwangeren oder jungen Eltern melden. "Wir wollen von Beginn an die Familien bei Bedarf unterstützen", erklärt Landrat Udo Recktenwald. Freiwillig und kostenlos. Und die Nachfrage zeige, wie wichtig dieser Baustein der Frühen Hilfen ist. Nach Angaben von Vera Meyer, der Leiterin des Jugendamtes, steige der erzieherische Bedarf: "Immer mehr Eltern, vor allem alleinerziehende Mütter, nehmen das Angebot in Anspruch." Dabei sei ein Trend erkennbar: Auffallend viele junge Mütter zwischen 16 und 21 Jahren, oft ohne sozialen Hintergrund, beantragen eine Familien-Hebamme. Sie seien ganz einfach überfordert. Die Fragen der jungen Mütter seien oft ganz banal. Es geht um die Ernährung und die Pflege des Kindes.

Familien-Hebammen gehen dann bis zum ersten Lebensjahr des Kindes in die Familien, knüpfen Kontakte zur Nachsorge-Hebamme. Sie helfen vor allem mit Ratschlägen - in medizinischer, psychosozialer und bindungsfördernder Hinsicht. Schauen sich an, wo die Probleme liegen. "Sie suchen nach sozialen Belastungen, überprüfen Erziehungs-Kompetenzen und mögliche Entwicklungsschwierigkeiten", sagt die Diplom-Pädagogin Margit Scherer-Braun, die beim Jugendamt für die Frühen Hilfen zuständig ist. Und weiter: "Die Familien-Hebammen schauen: Wie geht es der Familie insgesamt." Und vermitteln dann zu anderen Hilfsdiensten.

Wie oft sie kommen, das richte sich ganz nach der Familie. "Manche brauchen uns einmal im Monat, bei anderen sind wir zweimal in der Woche", weiß Scherer-Braun. In der Anfangszeit sind die Besuche häufiger, "später werden die Familien selbstständiger".

Oft weisen die Hebammen auch auf den Kurs "Das Baby verstehen" hin, den zweiten Baustein der "Frühen Hilfen" im Landkreis St. Wendel. "Hier können sich übrigens alle Eltern anmelden, die unsicher sind", sagt Meyer. Als dritter Baustein dient schließlich das Netzwerk "Frühe Hilfen". Hier sind alle Institutionen aus dem Landkreis St. Wendel vertreten, die mit Schwangerschaft, Geburt und Babys bis zum ersten Lebensjahr zu tun haben und Familien mit Kleinkindern Unterstützung anbieten können. Die Mitglieder des Netzwerkes treffen sich einmal im Quartal, um sich auszutauschen und die gemeinsamen Präventionsangebot weiter zu entwickeln.

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