Wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden

Saarbrücken. Peter Benenson, ein Londoner Anwalt, veröffentlichte 1961 einen Artikel, in dem er auf die Folterungen, Hinrichtungen und Gefangenschaften von Menschen aufmerksam machte, die politische Ansichten ihrer Regierungen nicht teilten oder die eine andere Religion auslebten

Saarbrücken. Peter Benenson, ein Londoner Anwalt, veröffentlichte 1961 einen Artikel, in dem er auf die Folterungen, Hinrichtungen und Gefangenschaften von Menschen aufmerksam machte, die politische Ansichten ihrer Regierungen nicht teilten oder die eine andere Religion auslebten. "Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs sitzen Tausende Männer und Frauen im Gefängnis ohne Gerichtsverhandlungen", schrieb er und verwies auf die von den Vereinten Nationen aufgestellte "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte", speziell auf Artikel 18 (das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit) und Artikel 19 (das Recht auf freie Meinungsäußerung). Ausgehend von diesen beiden Paragraphen baute Amnesty International seine Arbeit auf, wie Wolfgang Grenz, Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International, in seinem Festvortrag in Saarbrücken aufzeigte. "Das ist der Kerngedanke, mit dem wir angefangen haben, und er ist immer noch der wichtigste Bereich unserer Arbeit", sagte er.Der Kampf gegen die Folter politischer Gefangener und die Flüchtlingspolitik sind Schwerpunkt-Themen, mit denen sich die Menschenrechtsorganisation zudem verstärkt befasse. Grenz zeigte als Beispiel die Flüchtlingssituation in Libyen auf und wiederholte die Amnesty-Kritik, dass Italien hier die Menschenrechte mit Füßen trete, indem es afrikanische Flüchtlinge zurück nach Libyen drängt. Dem Appell an Europa, Flüchtlinge aufzunehmen, sei Deutschland nicht nachgekommen. Grenz forderte eine Kehrtwende.

Amnesty habe in fünf Jahrzehnten viel erreicht, aber wie aktuelle Fälle zeigten, habe man keine Zeit, sich auf dem Erfolg auszuruhen. "Auch 50 Jahre nach Gründung von Amnesty International werden noch immer täglich Menschenrechte überall auf der Welt verletzt", betonte Bezirkssprecher Sebastian Schweda. Peter Gillo (SPD), Direktor des Regionalverbands Saarbrücken, sprach davon, dass Freiheit und Menschenrechte keine Selbstverständlichkeit seien. "Auch bei uns in Europa nicht", betonte Gillo. hth

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