Wenn Kinder und Jugendliche in die sozialen Netzwerke abtauchen

Die Wirkung des Fernsehkonsums auf Kinder ist recht gut erforscht.Wie sieht es denn mit den sogenannten "social media" aus, mit Facebook, Twitter und Co.? Damit verbringen Kinder und Jugendliche doch auch sehr viel Zeit.Peter Michael Bak: Dazu gibt es mittlerweile auch eine ganze Menge an Studien, die jedoch noch kein einheitliches Bild vermitteln

Die Wirkung des Fernsehkonsums auf Kinder ist recht gut erforscht.Wie sieht es denn mit den sogenannten "social media" aus, mit Facebook, Twitter und Co.? Damit verbringen Kinder und Jugendliche doch auch sehr viel Zeit.

Peter Michael Bak: Dazu gibt es mittlerweile auch eine ganze Menge an Studien, die jedoch noch kein einheitliches Bild vermitteln. Das liegt zum einen daran, dass wir es noch mit einem relativ neuen Phänomen zu tun haben. Auswirkungen unseres jetzigen Verhaltens werden sich möglicherweise erst viel später zeigen. Zum anderen sind wir gerade erst dabei, den kompetenten Umgang mit diesen Medien zu lernen. Wir selbst verändern uns ja gerade, so dass es schwer ist, abzuschätzen, was die direkten Folgen sozialer Netzwerke sind, und was nur Ausdruck einer veränderten sozialen Wirklichkeit ist. Was sich aber bereits jetzt abzeichnet, ist, dass eine intensive Nutzung sozialer Netzwerke durchaus gravierende Veränderungen in der Gestaltung unseres Alltags und unserer Beziehungsgestaltung mit sich bringt, und das nicht immer zum Positiven.

Was sagen Sie als Psychologe: Von welchem Alter an sollte man Kindern erlauben, auf Facebook aktiv zu werden?

Bak: Wohl wissend, dass Facebook und Co bei den heute 14-Jährigen schon das Thema überhaupt ist, würde ich es frühestens mit 16 erlauben. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass alle unsere Aktivitäten im Netz gespeichert werden und auch wieder auf uns zurückverweisen. Fotos, Texte, Bewertungen etc. Ein verantwortungsvoller Umgang mit persönlichen Daten und Äußerungen ist für mich Voraussetzung, um einen Zugang zu sozialen Netzwerken zuzulassen. Zum Schutz der eigenen Person und zum Schutz anderer Personen. Und wer ist sich mit 12, 13 oder auch 14 Jahren schon über die langfristigen Konsequenzen seines Handelns bewusst?

Wo lauern Ihrer Meinung nach die größten Gefahren für Kinder und Jugendliche im Netz?

Bak: Aus meiner Sicht liegt die größte Gefahr zum einen in den für Kinder und Jugendliche kaum abschätzbaren Folgen der Veröffentlichung persönlicher Daten und zum anderen in dem nicht vorhanden Schutz gegenüber Angriffen verschiedenster Art und Weise. Da werden Fotos und persönliche wichtige Informationen ausgetauscht, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was ein anderer damit anfangen kann. Die Befunde zum so genannten Cybermobbing zeigen meines Erachtens ganz deutlich, mit welcher Problematik wir es hier zu tun haben.

Wie können Eltern den Fernsehkonsum, aber auch die Aktivitäten im Netz steuern? Können sie es überhaupt steuern? Sollten sie beides streng kontrollieren?

Bak: Nachhaltig gelingt dies wohl nur, indem man ein entsprechendes Vorbild abgibt. Wenn Eltern viel fernsehen, dann tun es die Kinder auch. Und wer kann erwarten, dass Kinder auf ein Smartphone oder das Internet verzichten, wenn die Eltern nicht mit gutem Beispiel vorangehen? Mit Strafen und Verboten kommen wir da nicht weiter, eher mit "Einladungen" zu anderen Aktivitäten. Fernsehen, soziale Netzwerke sind nur solange interessant, solange es keine attraktiven Alternativen gibt. Darüber gilt es unbedingt nachzudenken. Das setzt allerdings auch unbedingt entsprechende Kompetenzen und zudem eine gehörige Portion Disziplin seitens der Eltern voraus.

Wie oft schauen Sie selbst fern?

Bak: Maximal einmal pro Woche und dann höchstens eine Stunde. Ich komme sehr gut ohne Fernsehen aus. Mir ist meine Freizeit einfach viel zu wertvoll, um sie vor dem Fernseher zu verbringen.

Wie lange dürfen Ihre Kinder fernsehen?

Bak: Mein sechsjähriger Sohn und meine fast vierjährige Tochter schauen seit einem halben Jahr einmal pro Woche für eine halbe Stunde fern. Wir suchen dazu altersgerechte Filme aus. Sie sind damit völlig zufrieden und sehen es als ein besonderes Ereignis an.Foto: Becker&Bredel

Zur Person:

Prof. Dr. Peter Michael Bak, Diplom-Psychologe, wohnt in Saarbrücken. Er ist Studiendekan des Masterstudiengangs Business Psychology an der Hochschule Fresenius Köln und Dozent am Zentrum für Gesundheitsförderung, Sport und Sozialwirtschaft der Donau-Universität Krems. Literaturtipp: Über Kinder und Fernsehen schrieb Bak 2010 in "Aktuelle Themen der Wirtschaftspsychologie" (Kölner Wissenschaftsverlag).red

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