Wenn Helfer Hilfe brauchen

Hühnerfeld/Berlin · Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) vom DRK-Landesverband Saar soll bei Katastrophen oder Klein- und Großeinsätzen Ersthilfe für die Seele leisten, unabhängig von der Konfession.

Als im Sommer vergangenen Jahres eine Einladung zu einer Arbeitsgemeinschaft (AG) des DRK auf Bundesebene kam, hieß es seitens des Landesverbandes: "Wir könnten doch Charlotte schicken". So erinnert sich Charlotte Maus aus Hühnerfeld an ihren Kurztrip nach Berlin. Die Idee kam von Steffen Schuh, Fachberater für Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) vom DRK-Landesverband Saar. Mit der PSNV durch das Rote Kreuz soll bei Katastrophen oder Klein- und Großeinsätzen im Endeffekt überkonfessionelle Ersthilfe für die Seele geleistet werden.

Gesagt, getan: Zu einer Sitzung der AG durfte sie von Saarbrücken-Ensheim aus nach Berlin fliegen und den Landesverband vertreten. "Ich war ja schon etwas aufgeregt", erinnert sich die 34-Jährige, "da wurden mir so viel Vertrauen und Verantwortung geschenkt, um unsere Meinungen und unsere Interessen zu vertreten". Sogar DRK-Landesgeschäftsführer Anton Verschaeren habe ihr kräftig die Hand geschüttelt und "viel Erfolg und viel Glück" gewünscht.

Bei der Tagung selbst waren 16 Teilnehmer aus verschiedenen Landesverbänden anwesend. "Ich saß zwischen Bayern und Thüringen", erzählt sie schmunzelnd. Gesprochen wurde unter anderem über die Berichte aus den Landesverbänden und der Bundeskoordination. Besondere Belastungen für Einsatzkräfte, die Optimierung der Zusammenarbeit innerhalb des DRK und Ausrichtung und Ziele für das Jahr 2017 seien ebenfalls behandelt worden.

Es sei sehr spannend gewesen, die Teilnehmer aus den Landesverbänden kennenzulernen und zu sehen, wie unterschiedlich weit das Thema ist. Manche stünden noch ganz am Anfang, bei anderen sei PSNV seit Jahren ein fester Bestandteil im DRK und darüber hinaus.

"Bei einer guten ersten Versorgung von Betroffenen und Einsatzkräften können Traumata und bleibende oder langwierige Schäden minimiert oder sogar verhindert werden", so Charlotte Maus. Erst in den vergangenen Jahren sei das immer mehr Menschen bewusst geworden.

Die Wichtigkeit habe sich zum Beispiel bei den Kollegen aus Bayern gezeigt. Die hätten leider Einiges zu tun gehabt nach dem Amoklauf in einem Münchener Einkaufszentrum oder beim Zugunglück in Bad Aibling im Februar 2016. Hier würden dann zusätzlich auch die "Kollegialen Ansprechpartner" ins Spiel kommen. Viele Einsatzkräfte würden ihre Leidensfähigkeit mitunter überschätzen. Es könne jedoch durchaus sein, dass man 99 Verkehrsunfälle in seinen Diensten erlebt und sich erst beim 100. der Beginn eines Traumas abzeichne. "Umso schöner ist es dann, wenn man weiß, dass man schnelle Hilfe bekommen kann - wenn man möchte", sagt sie.

"Es war sehr informativ, und wir haben viel erreicht", so Maus. Die DRK-Bereitschaft aus Steglitz habe sich um die Verpflegung der Teilnehmer gekümmert. Deren Ehrenamtler Matthias Simon habe sich auch um den Fahrdienst vom Hotel zur Bereitschaft bemüht und seinen Kollegen noch die Lichter der Hauptstadt gezeigt. "Ein wenig kam ich mir vor wie eine Botschafterin und Abenteurerin, die man ausgeschickt hatte, um das Land vor den vielen Gefahren zu schützen", berichtet sie mit einem Augenzwinkern über ihre Aufregung. Doch im Endeffekt sei diese von ihr selbst gemacht gewesen.

charlotteimdrk.blogspot.de

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