Wenn Fasten unterbrochen wird

Brefeld · Am vergangenen Freitag legten Moslems eine "Fastenpause" ein, auch in Brefeld.

 Nach dem Gebet geht es zu Tisch. Foto: Jörg Martin

Nach dem Gebet geht es zu Tisch. Foto: Jörg Martin

Brefeld. Freitagabend, 21.05 Uhr: Während viele den Sommerabend im Garten genießen, grillen oder ausgehen, sammeln sich in der Gantestraße in Brefeld die Menschen. Ihr Ziel: die Moschee des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Sulzbach (DITIB).Nichts Ungewöhnliches könnte man meinen. Doch dieser Abend ist aus zweierlei Hinsicht anders. Einerseits ist seit dem 20. Juli Ramadan. Das bedeutet "der heiße Monat". Gemäß dem islamischen Mondkalender ist es der neunte Monat, und da wird traditionell gefastet. Bis auf Schwangere, Kranke und Kinder bis zum zwölften Lebensjahr sollen alle Moslems vier Wochen lang tagsüber ab Sonnenaufgang nichts essen und auch nichts trinken. Iftar nennt sich das Fastenbrechen, quasi die Unterbrechung des Fastens ab Sonnenuntergang bis zum Morgen, wenn die Sonne wieder aufgeht.

Andererseits hat DITIB an diesem Abend auch nicht-muslimischen Menschen angeboten, an Iftar teilzunehmen. "Wir sehen das alles ziemlich locker", erklärt Sahin Halici. Der Sekretär des Vereins mit 140 Mitgliedern stellt klar, dass man zwar Wert auf die Religion und somit auch die Tradition legt, jedoch ist beispielsweise eine Kopfbedeckung für Frauen, die als Gast zum Gebet kommen, kein Muss. Man dürfe die Bedeutung des Fastens auch nicht überschätzen, auch, wenn der Koran das vorgibt. Sich charakterlich nach den religiösen Vorgaben zu ändern, sei viel wichtiger. Überhaupt klingt alles an diesem Abend weniger stressig, als man es womöglich eingeschätzt hat. Zunächst wird jedoch gebetet. Ohne Schuhe versteht sich. Hier wird die Geschlechtertrennung strikt eingehalten. Die etwa zwei Dutzend Männer haben den Hauptgebetsraum im Erdgeschoss des Hauses. Die rund zehn Frauen haben einen eigenen Saal eine Etage höher. Teppiche liegen überall im Erdgeschoss. Sie sind alle so gewebt, dass sie hinsichtlich Lage und Muster nach Mekka ausgerichtet sind.

Osman Altekin, der zweite Vorsitzende, geht durch die Reihen und reicht Datteln. Mit ihnen und/oder Wasser soll man nach dem Fasten beginnen. Das sei verträglicher. Die Gläubigen knien nebeneinander auf dem Boden und haben den Blick nach vorne gerichtet. Yasar Kapkapra, der Theologe, ist für fünf Jahre in Deutschland. Er kniet in seiner Funktion des Iman vorne in der Ninber, der Gebetsnische, mit dem Rücken zu den Männern. Ruckartig stehen die Männer auf, gehen nach vorne und verneigen sich. Dann wird wieder gekniet. Den Frauen wird dies tontechnisch übertragen, damit sie das Ganze parallel mitmachen können.

Sekretär Halici ruft zwischendrin als Muezzin die Muslime zum Gebet auf. Zehn Minuten später ist alles vorbei. Alle ziehen sich zügig wieder die Schuhe an und begeben sich vors Haus, wo zwischenzeitlich eine große Tafel aufgebaut ist. Jetzt freuen sich alle aufs Essen und darauf, Wasser zu trinken. Das sei aber nur am Wochenende so. Während der Woche arbeiteten die meisten und machten Iftar zu Hause. Zwischendrin steht der Iman auf und dankt mit einem Gebet. Dabei könnte ein Nicht-Muslim meinen, er habe das Wort "Amen" gehört. Fast. "Amin" sagen die Moslems, wenn sie sich beispielsweise für das Essen bedanken.

Bis zum kommenden Samstag dauert der Ramadan noch. Am 19. August beginnt dann das dreitägige Zuckerfest. Wie hält man es aus, den ganzen Tag zu fasten? "Wir trinken vor", sagt Sahin Halici grinsend. Er habe bei Beginn mit seinem Arzt gesprochen. Alles sei kein Problem. Man dürfe nur nicht nach dem Fastentag meinen, alles über Nacht nachholen zu können. Schlafprobleme und Bauchschmerzen wären dann die Konsequenz. Immerhin werde der Magen ja kleiner. Und eine Nacht geht schnell vorüber. Um 4.30 Uhr muss man wieder mit dem Essen aufhören.

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