Zugegeben, ich bin ein Flachetappen-Radler. Schon kleinste Steigungen flößen mir Respekt ein. Das mag daran liegen, dass ich aus dem Norden komme. Berge kennen wir nur aus Heimatfilmen und von der Tour de France. Das Saarland ist für mich reinstes Hochgebirge. Ausflüge an die Uni, zum Toto-Bad oder nach Spicheren habe ich bisher jedes Mal wie einen Gipfelsturm gefeiert. Doch als Wahlsaarländer konnte ich mich irgendwann den topografischen Gegebenheiten nicht mehr verschließen. Ich musste den Leinpfad verlassen. Also habe ich meine Radwanderkarte genommen. Diesmal sollen Höhenmeter geschrubbt werden. Und weil selbst die renommierteste Rundfahrt der Welt, die Tour de France, nicht gleich in den Pyrenäen beginnt, habe ich mich für die Warndt-Runde entschieden. Die liegt vor der Haustür, und die Beschreibung versprach, dass die Strecke auch für Kinder mit Gangschaltung gut zu schaffen ist. Ha, hab ich mir gedacht, was saarländische Kinder können, dass kann ich Norddeutscher schon lange. Beziehungsweise wir. Meine Frau musste mit, sicher ist sicher. Wenn es so alpin wird, kann ein plötzlicher Höhenrausch ja auch gefährlich sein, habe ich mal gelesen. Die Tour in den Warndt verspricht neben landschaftlich abwechslungsreichen Abschnitten, sensationellen Ausblicken auch jede Menge Geschichte. Die Tour startet und endet an der Rosselmündung hinter dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Damit ist auch die Anreise aus Saarbrücken am besten mit dem Zug gelöst. Ab neun Uhr ist die Fahrradmitnahme in der Bahn im Saarland sogar kostenlos. Auf den Wegweisern ist der größte Teil der Warndt-Runde als Saarland-Radweg (SLR) und VeloRoute SaarLor Lux (SLL) ausgezeichnet. Zu Beginn führte uns der Weg links an Geislautern vorbei zur Grube Velsen. Wo man sich auf dieser Tour auch bewegt, der Bergbau ist allgegenwärtig. Der Warndt ist eine der bedeutendsten deutsch-französischen Industrielandschaften. Hier wurde fast 200 Jahre Kohle gefördert. Kaum ein Stück Boden im Warndt unter dem nicht gegraben wurde. Begonnen hatte alles 1815 in Geislautern. Zuende ging der Bergbau im Jahr 2006. Der Warndt war über Jahrhunderte Streitpunkt zwischen Frankreich und Deutschland. Grenzen sind heute nicht mehr sichtbar sei es über Tage oder unter Tage - auch bei den Bergbaufolgeschäden. In den Wäldern des Warndts gibt es uralte Pfade der Schmuggler und der Jakobspilger, hier haben die Hugenotten ihre Fußabdrücke genauso hinterlassen, wie Bergleute, je nachdem aus welcher Richtung sie kamen. Und ich? Ich habe die Strecke geschafft und war dann noch kurz auf dem Leinpfad .

Auf einen BlickDie Warndt-RundeOrte an der Strecke: Völklingen/Wehrden - Geislautern - Velsen - Petite Rosselle - Großrosseln - St. Nikolaus - Karlsbrunn - Lauterbach - Warndtweiher - Ludweiler - Geislautern - Völklingen/WehrdenLänge: 41 Kilometer Sehenswürdigkeiten: u.a. Weltkulturerbe und Karlsbrunner SchlösschenSchwierigkeitsgrad: mittelHinweis: mehrere Schotterstrecken