Wenn die Tochter Tänzerin wird

Saarbrücken. Fantasien aus Tausendundeiner Nacht, mitten in Altenkessel - der Kontrast zwischen den typisch saarländischen Häusern der Altenkessler Hauptstraße und dem orientalischen Flair im Festsaal der Waldorfschule könnte extremer kaum sein

 Fatima Serin ist das große Vorbild für ihre 120 Tanzschüler. Foto: SZ/Uwe Bellhäuser

Fatima Serin ist das große Vorbild für ihre 120 Tanzschüler. Foto: SZ/Uwe Bellhäuser

Saarbrücken. Fantasien aus Tausendundeiner Nacht, mitten in Altenkessel - der Kontrast zwischen den typisch saarländischen Häusern der Altenkessler Hauptstraße und dem orientalischen Flair im Festsaal der Waldorfschule könnte extremer kaum sein. Makellose Körper, anmutige Bewegungen, glitzernde Kostüme und Musik aus dem Morgenland entführen das Publikum im Festsaal in eine andere Welt. "Merhaba" - "Willkommen", so heißt das Tanzfestival, das Fatima Serin auch in diesem Jahr wieder in der Waldorfschule veranstaltet. "Der Festsaal der Schule ist für mich neben dem Staatstheater der schönste Veranstaltungsraum im Saarland. Er hat Atmosphäre, eine sehr gute Akkustik, und die Sicht auf die Bühne ist hervorragend", sagt Fatima Serin. Vor 15 Jahren kam sie aus einem eher ländlichen Gebiet im Südosten der Türkei nach Saarbrücken. "Mein Vater war in den 1960er Jahren als Gastarbeiter hier. Er hat immer gut über Deutschland gesprochen", erzählt Serin. So sei auch bei ihr der Wunsch entstanden, eines Tages nach Deutschland zu ziehen. Kaum in Saarbrücken gelandet, begann Fatima Serin ihre Karriere als Tänzerin. "Im Ratskeller habe ich meine erste Tanzveranstaltung gehabt, damals noch im kleinen Rahmen", erinnert sich die temperamentvolle 38-Jährige. Gäste aus aller Welt Inzwischen habe sie bei ihren jährlich stattfindenden Festivals Gäste aus aller Welt. Professionelle Tänzerinnen und Tänzer aus Jordanien, Ägypten, Usbekistan, der Türkei und dem Iran hat Serin zum diesjährigen Merhaba-Festival eingeladen, das am Samstag, 20 Uhr, im Festsaal Waldorfschule beginnt. Auch ein männlicher Bauchtänzer - Ozgen aus der Türkei - tritt in Altenkessel auf. Die Bezeichnung Bauchtanz, so erklärt Serin, sei übrigens eine Wortschöpfung der Europäer. "Die Bezeichnung stammt von Reisenden, die im Orient Tänzerinnen in zweiteiligen Kostümen gesehen hatten und daher von Bauchtanz sprachen." Korrekt sei die Bezeichnung "Orientalischer Tanz", erklärt Serin. Virtuose, oft kreisende Bewegungen, machen die in der Regel weiblichen Tänzerinnen nämlich nicht nur mit dem Bauch, sondern auch mit Hüften, Brustkorb, Armen und Händen. Wie passt es zusammen, dass in muslimisch geprägten Ländern einerseits Frauen dazu angehalten sind, ihren Körper zu verhüllen und man andererseits mit Vorliebe leicht bekleideten Tänzerinnen zusieht? "Das ist gewisser Maßen eine Doppelmoral", sagt Fatima Serin. "Man schaut sich gerne Orientalischen Tanz an, will aber nicht, dass die eigene Frau oder Tochter Tänzerin wird." Auch ihr Vater sei von ihrer Berufswahl anfangs nicht begeistert gewesen. Gerne getanzt hat Fatima schon als kleines Mädchen. "Als Kind habe ich mir immer etwas bei meiner Oma abgeschaut, die traditionelle Tänze getanzt hat", erzählt Serin, die als freiberufliche Tanzlehrerin in Saarbrücken inzwischen 120 Schülerinnen im Alter von sechs bis 67 Jahren unterrichtet. Die Fortgeschrittenen bilden zwei Tanzgruppen, die beim Merhaba-Festival ebenfalls ihr Können zeigen werden. "Orientalischer Tanz wird auf der ganzen Welt immer beliebter", freut sich Serin. Sie werde in diesem Jahr nicht nur in Saarbrücken, sondern auch in Mexiko City und Singapur Tanzkurse geben.Karten für das Merhaba-Festival am 5. April gibt es unter Tel. (0681) 5896039, im Kulturinfobüro Saarbrücken, Passagestraße 2-4, Tel. (0681) 9051736 und im Internet.

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