Wenn die Schwächsten leiden

Saarbrücken. Ohrfeigen vom Lehrer, Prügel von den Eltern - 1971, als der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Saarland e.V. gegründet wurde, war körperliche Gewalt gegen Kinder noch eine weit verbreitete "Erziehungsmethode"

Saarbrücken. Ohrfeigen vom Lehrer, Prügel von den Eltern - 1971, als der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Saarland e.V. gegründet wurde, war körperliche Gewalt gegen Kinder noch eine weit verbreitete "Erziehungsmethode". "Die Erziehung war damals noch stark geprägt von der Zeit des Naziregimes und der Nachkriegszeit, in der man Kinder wie Bonsaibäumchen geformt hat", sagt Günther Deegener, seit 20 Jahren erster Vorsitzender des Kinderschutzbundes Saarland. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich die Einstellung gegenüber Kindern verändert."Heute geht man mehr auf die Bedürfnisse der Kinder ein, und körperliche Strafen haben deutlich abgenommen. Was allerdings gleich geblieben ist, sind schwere körperliche Misshandlungen", so Deegener. Gewalt gegen Kinder in Familien könne viele Ursachen haben wie etwa finanzielle Sorgen, Alkoholprobleme und beengte Wohnverhältnisse. "Wenn Eltern die Probleme über den Kopf wachsen, besteht die Gefahr, dass das Fass überläuft", erklärt Deegener, der sich als Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut seit vielen Jahren intensiv mit dieser Problematik auseinandersetzt. Daher sei es wichtig, Familien möglichst früh mit Hilfsangeboten zu unterstützen. "Auch in diesem Bereich hat sich in den letzten zehn bis 20 Jahren sehr viel getan", so die Bilanz von Günther Deegener. "Die Zusammenarbeit der freien Träger, der Jugendämter, des Familienministeriums und Vereinen wie dem Kinderschutzbund hat sich wesentlich verbessert, gerade auch bei den frühen Hilfen für Familien."Der Kinderschutzbund selbst setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe und startet zahlreiche Projekte, um die Erziehungskompetenz von Eltern zu fördern und Kindern in Krisensituationen Halt zu geben."Hierzu gehören etwa unsere Kurse 'Starke Eltern - starke Kinder' oder das Projekt 'KiTs' für Kinder, deren Eltern sich trennen oder scheiden lassen", berichtet Elisabeth Geiger, die zweite Vorsitzende des Kinderschutzbundes Saarland. "Wir setzen auf Vorbeugung und bieten Familien frühzeitig Unterstützung an, um Krisen möglichst zu vermeiden", so Geiger. Diesen Ansatz verfolgt auch die aktuelle Medienkampagne, für die der Kinderschutzbund Saarland mehrere Videoclips zum Thema Erziehung produziert hat. "In den Spots greifen wir Familienprobleme auf und möchten die Aufmerksamkeit der Fernsehzuschauer wecken", so Günther Deegener. Vorgestellt wird die Medienkampagne bei der Jubiläumsfeier "40 Jahre Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Saarland" am Sonntag, 4. September, 11 Uhr. Zu der Veranstaltung in der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken sind neben den Mitgliedern der 16 saarländischen Ortsverbände auch interessierte Bürger eingeladen. Den Festvortrag hält Heinz Hilgers, der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes. Themen des Vortrags sind aktuelle Probleme der Kinderpolitik, Kinderarmut und Hartz IV, Kindergrundsicherung, Kinderschutzgesetz sowie das Bildungs- und Teilhabepaket.

kinderschutz-saarland.de.

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