Wenn die Sauen zur Plage werden

Merzig. Überall tauchen sie ganz plötzlich auf. Sie tummeln sich in Vorgärten, machen den Verkehr unsicher - und kommen meistens ungelegen. Die Wildschweine sind zur Plage geworden

Merzig. Überall tauchen sie ganz plötzlich auf. Sie tummeln sich in Vorgärten, machen den Verkehr unsicher - und kommen meistens ungelegen. Die Wildschweine sind zur Plage geworden. Bei einem Schwarzwild-Symposium der Vereinigung der Jäger des Saarlandes machte Professor Hans-Dieter Pfannenstiel aus Brandenburg am Mittwochabend in Merzig darauf aufmerksam, dass inzwischen sogar im Innenstadtbereich von Berlin jährlich zwischen 500 und 600 Schwarzkittel erlegt werden müssen. Die Gesamtstrecke an Wildschweinen beläuft sich in Berlin, das über 8000 Hektar Jagdfläche verfügt, nach aktuellen Angaben auf knapp 3000 Stück.

Doch während die Zahl der erlegten Schwarzwild-Exemplare in nicht gekannte Höhen steigt, wächst die Population dieser normalerweise tief in Wald und Flur versteckten Spezies immer weiter an. So machte der saarländische Biogeograph Professor Paul Müller darauf aufmerksam, dass in Deutschland vor 70 Jahren noch 36 000 Wildschweine zur Strecke gebracht wurden; inzwischen wurde fast die 20-fache Menge erreicht, 650 000 in der letzten Saison. Ähnlich sehe es auch im Saarland aus.

Zugleich gab Müller zu verstehen, dass er vor den "Anpassungskünstlern" aus dem tiefen Wald auch einigen Respekt hat: "Wenn eine Rotte mich ausgetrickst hat, ärgere ich mich zwar." Doch ein solches Erlebnis sporne ihn dann auch dazu an, in seinem Revier den Schwarzkitteln noch intensiver nachzustellen.

Als Hauptursache für die rasant zunehmende Wildschwein-Population wurden die milden Winter der vergangenen Jahre und das wachsende Nahrungsangebot genannt, das im Wald vorwiegend aus Eicheln und in der Landwirtschaft vor allem aus Mais besteht. Parallel zur Zunahme der Wildschweine sei nämlich auch die Anbaufläche von Mais erheblich angewachsen, und zwar von 56 000 auf 2,1 Millionen Hektar in den vergangenen 50 Jahren. Aber auch bei den Jägern machten Müller und Pfannenstiel einige Ursachen für die Wildschweinplage aus. Etwa weil zu wenig Frischlinge geschossen würden, die bereits im Alter von fünf Monaten geschlechtsreif würden. Oder dass bei den erlegten Tieren die Keiler in der Überzahl seien, während doch die Bachen vorrangig bejagt werden müssten. Deshalb müsse man nun in Gebieten mit hoher Population das Einfangen und Töten von Frischlingen ins Auge fassen.

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