Wenn die Kärcher mit dem Schuba . . .

Neunkirchen. Normalerweise kennt man diese Frau ganz anders. Eher so als die kühle Blonde. Wenn Ellen Kärcher als Mitglied des Neunkircher Musical-Projekt-Stabs auftritt, dann ist sie ganz die Choreografin, die mit liebevoll aufmerksamem Blick über ihre Tänzer wacht

 Wer im Rampenlicht steht, sollte immer mit dem Partner im Rücken rechnen: Ellen Kärcher und Jan Schuba. Foto: Willi Hiegel

Wer im Rampenlicht steht, sollte immer mit dem Partner im Rücken rechnen: Ellen Kärcher und Jan Schuba. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Normalerweise kennt man diese Frau ganz anders. Eher so als die kühle Blonde. Wenn Ellen Kärcher als Mitglied des Neunkircher Musical-Projekt-Stabs auftritt, dann ist sie ganz die Choreografin, die mit liebevoll aufmerksamem Blick über ihre Tänzer wacht. Als Dozentin beim Musical-Workshop, da ist sie die locker-gutgelaunte Lehrerin mit strengem Auge für das, was die Schützlinge können. Jetzt hat man sie von einer ganz anderen Seite erleben können. Beim Auftritt in der Stummschen Reithalle gemeinsam mit Partner Jan Schuba entpuppte die Mainzerin mit starker Bindung nach Neunkirchen ihre komische, ihre Comedian-Seite. Und das ist sicher nicht ihre schlechteste.Mit Schuba zusammen hat hier ein eingespieltes Team agiert. Seit elf Jahren schon arbeiten die beiden im Gala-Bereich zusammen, haben 2000 gemeinsam ein Weihnachtsmärchen gemacht und sind seit Sommer 2009 mit dem Programm "Faux pas de Deux" unterwegs. Eine Köstlichkeit für alle, die Musical lieben und gerne mal herzhaft lachen. Der Abend lebt von der Situationskomik, lebt von der Mimik der beiden Darsteller, vom Überraschungsmoment.

Die Hintergrund-Geschichte ist simpel: Zwei Darsteller, die sich gar nicht mögen ("was soll man von jemandem halten, dessen Name lautet wie ein Hochdruckreiniger?"), müssen gemeinsam auftreten. Dabei wird jede Gelegenheit genutzt, um dem anderen einen Seitenhieb zu verpassen. Da wirft die erfahrene Kärcher dem "Sensibelchen" Schuba ("halten Sie sich an den Text!") gerne mal seine Unerfahrenheit vor; da reitet Schuba immer wieder gerne auf dem Alter ("ich hör' nix, ihre biologische Uhr tickt so laut") und den angeblichen Erfolgen seiner Partnerin herum. Man kann als Zuschauer nur einen Fehler machen: Denjenigen aus den Augen zu lassen, der gerade nicht selbst im Rampenlicht steht. Und so Kärchers mimische Kommentare zu Schubas "Es war Sommer"-Interpretation zu verpassen oder Schubas gestische Kommentare zu Kärchers "Filmdreh" mit dem im Publikum gefundenen Traumpartner Mathias (in dem einige im Publikum den Travestiekünstler Mathias Alt vom Blauen Hirsch in Saarbrücken ausgemacht haben wollen). Ob als Ärztin oder Zahnarzt, in der Pausensituation vorm Garderobenspiegel beim Dopen mit Koks und Alkohol - jede Situation für sich genommen sprüht vor Humor, da gibt es keine Tiefen, nur Höhen. So witzig kann nur sein, wer sein Fach aus dem Effeff beherrscht - was unterm anderem beim Ballett-Auftritt, dem echten Pas de deux, zu beweisen war. Und immer, wenn das Publikum glaubte, den Gipfel der Darbietungen gesehen zu haben, setzten Kärcher und Schuba noch einen obendrauf. Da schrie das bunt gemischte Publikum in der vollen Reithalle vor Begeisterung bei der Darbietung der eingestandenen Lieblingsrolle "Phantom der Oper" - mit Kärcher als Phantom und Schuba als Christine. Da konnte von Herzen gelacht werden bei der Erotik hinterm Betttuch - auf Schwäbisch. Und immer gab's nach dem scheinbar schönsten szenischen Einverständnis für den Partner dann doch nochmal einen auf den Deckel. Dann war's irgendwann "leider, leider, endlich" (Kärcher und Schuba) zu Ende. Das Publikum bekam noch eine Zugabe und hätte auch danach von dieser turbulenten Köstlichkeiten gerne noch etwas mehr genommen.

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