Wenn die Glückssteuer fällig wird

Regionalverband. Alsting und Spicheren sind deswegen groß geworden, weil sich viele Deutsche nach den sechziger Jahren hinter der Landesgrenze im Dunstkreis der Landeshauptstadt niedergelassen haben. Damals waren Baugrundstücke billig, französische Handwerker preiswert und das französische Steuersystem verlockend. Wer etwas auf sich hielt, wohnte "im Ausland"

 Leben im Dunstkreis von Saarbrücken: War früher ein Umzug kurz hinter die Grenze eine günstige Alternative, sollte heute genau verglichen werden. Sonst kann es teuer werden. Foto: Honk Press

Leben im Dunstkreis von Saarbrücken: War früher ein Umzug kurz hinter die Grenze eine günstige Alternative, sollte heute genau verglichen werden. Sonst kann es teuer werden. Foto: Honk Press

Regionalverband. Alsting und Spicheren sind deswegen groß geworden, weil sich viele Deutsche nach den sechziger Jahren hinter der Landesgrenze im Dunstkreis der Landeshauptstadt niedergelassen haben. Damals waren Baugrundstücke billig, französische Handwerker preiswert und das französische Steuersystem verlockend. Wer etwas auf sich hielt, wohnte "im Ausland". Lehrer, Journalisten und Fußballspieler waren die Klienten französischer Immobilienmakler.

Allerdings sollte man schon gut französisch sprechen, um sich im Nachbarland zu behaupten - oder man braucht gute und verlässliche Berater. Rund 6000 Saarländer zog es zum Wohnen über eine Grenze, die mehr und mehr verschwand. Heute wohnen auch Rechtsanwälte und Bäckermeister jenseits der Saar. Aber trotz Harmonisierung des Binnenmarktes in der Europäischen Union blieben viele nationale Eigenheiten bestehen.

Und trotz aller Grenznähe: Nicht jeder Saarländer kommt mit der französischen Mentalität klar. So gibt es inzwischen auch wieder einen Rückzug jener Auswanderer, die aus steuerlichen, sozialen oder anderen Gründen das heimische Deutschland im Alter bevorzugen. Und neue Auswanderer leiden darunter, dass nicht nur die Grundstücks- und Baupreise in Lothringen dem Niveau ihrer östlichen Nachbarn entsprechen. Sie fühlen sich - bei nicht perfekten Sprachkenntnissen - auf Ämtern, selbst bei einheimischen Nachbarn im wahrsten Sinne des Wortes unverstanden.

Wer sich heute mit dem Gedanken der Abwanderung ins Nachbarland trägt, sollte folgendes bedenken: Für die Grunderwerbsteuer sind in Frankreich an die Kommune und das Departement fast fünf Prozent des Grundstückspreises zu zahlen. Notar- und Maklerkosten entsprechen saarländischem Preisniveau. Neben der Grundsteuer (taxe foncière), berechnet nach einem gemeindeeigenen Hebesatz, wird zusätzlich eine zu Jahresbeginn fällige Wohnsteuer (taxe d'habitation) erhoben, wodurch bei selbstgenutztem Wohneigentum schon einmal höhere Kosten als in Deutschland entstehen.

So kostet ein 100 Quadratmeter-Haus mit Garten in Lixing, hoch über Grosbliederstroff, zirka 1200 Euro im Jahr. Müllabfuhr und Wassergebühren haben inzwischen ebenfalls deutsches Kostenniveau erreicht. In Deutschland abgeschafft gibt es im nahen Frankreich noch immer eine Vermögenssteuer (Impôt de solidarité sur la fortune /"Solidaritätssteuer auf Glück") und auch die Erbschaftssteuer dürfte nach der letzten Neuerung in Deutschland günstiger ausfallen. Dennoch gilt nach wie vor, dass sich vor allem Familien mit mehreren Kindern in Frankreich bei der Einkommenssteuerbelastung besser stehen als in Deutschland. Im Einzelfall sollte - vor allem, wenn der Umzug aus steuerlichen Gründen erfolgen soll - fachkundiger Rat eines beidseits der Grenze kundigen Steuerberaters eingeholt werden.

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