Wenn die Angst im Nacken sitzt

Sulzbach · Wovor fürchten sich die Bürger am meisten? Vor brutalen Überfällen, vor Sachbeschädigungen, vor Graffiti? Das will für Sulzbach eine Untersuchung des Landesinstituts für Präventives Handeln herausfinden.

 Fred Kreutz und Gernot Müller (links) bei der Präsentation ihres Handlungskonzepts im Stadtrat. Foto: Thomas Seeber

Fred Kreutz und Gernot Müller (links) bei der Präsentation ihres Handlungskonzepts im Stadtrat. Foto: Thomas Seeber

Sulzbach. Gernot Müller und Fred Kreutz vom Landesinstitut für Präventives Handeln (LPH) haben dem Sulzbacher Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung ein Handlungskonzept zur Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls in den Kommunen vorgestellt.Ziele des Konzepts sind unter anderem, die Kriminalität und Verkehrsgefährdung zu reduzieren und das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Neu sei dabei die Orientierung am Sicherheitsempfinden der Bürger. An diese soll ein Fragebogen versandt werden, der die Angst der Anwohner vor Überfällen, oder auch das Sicherheitsgefühl in den Stadtteilen, öffentlichen Gebäuden beziehungsweise Grünanlagen in der Stadt erfragt. Damit möchte man eine kleinräumliche Beschreibung der Stadt anhand des subjektiven Empfindens der Bürger erhalten und deren "Angst-Räume" identifizieren. Nach der Auswertung könne man dann ganz konkret Probleme angehen sowie Projekte gestalten und Rahmenbedingen schaffen, die zielorientiert eingesetzt werden können.

Auch die regionale Ausstattung der Polizei und die Kriminalitätsstatistik fließen in das Konzept ein. So habe man etwa in Völklingen festgestellt, dass die Bürger wesentlich mehr Angst vor Vandalismus und Sachbeschädigungen haben, als vor Körperverletzungen. Letztere hätten jedoch den höheren prozentualen Anteil in der Völklinger Kriminalitätsstatistik. Bei ihrer Einschätzung der Kriminalitätsentwicklung in den letzten Jahren hingegen lagen die Befragten richtig. Sie fühlten einen Anstieg, der sich auch in der Realität feststellen ließ. Auch werden Verbesserungsvorschläge und Gründe für Nichtanzeigen erfragt. Mit all den Daten soll letztlich eine Prioritätenliste entstehen, die abgearbeitet werden kann.

Schließlich kam Kreutz auf die Kosten zu sprechen. Das LPH übernehme die Auswertung des Fragebogens und die Erstellung des Konzeptes, an der Stadt blieben lediglich die Kopier- und Portokosten hängen, die von ihm auf etwa 200 bis 300 Euro geschätzt wurden.

Silke Biendel (SPD) interessierte sich am Schluss des Vortrages für den Zeitplan der Aktion: "Wie lange dauert es, bis man Ergebnisse hat? Kreutz: "Das hängt von der personellen Situation beim LPH ab. Bis Ende des Jahres könnte hier das Ding stehen." Hermann Kreis (Freie Wähler) schlug vor, auch das bereits vor zwölf Jahren erstellte Konzept in die Auswertung mit einzubeziehen, um eine eventuelle "Verlagerung" der Kriminalität zu erkennen. Er zeigte gemeinsam mit Marlies Krämer (Die Linke) Verständnis für die Bürger, die sich vor einer Anzeige scheuen. Kreis: "Der Bürger denkt, was soll ich die anzeigen, die schmeißen mir dann einen Stein durch die Scheibe." Worauf auch Gernot Müller gestand: "Die Polizei muss besser aufklären, was auf die Zeugen zukommt."

Angesichts des geringen Aufwands für die Aktion war man sich im Rat jedoch schnell einig. Einstimmig wurde die Verwaltung damit beauftragt, das Konzept zu erstellen.

Auf einen Blick

Das Landesinstitut für Präventives Handeln (LPH) hat 2009 in St. Ingbert seine Arbeit aufgenommen. Das Institut gliedert sich in vier Fachbereiche (Pädagogische Prävention, Kriminalprävention, Gesundheitsförderung, Begleitforschung) mit insgesamt 29 Mitarbeitern. Seine Aufgaben sind im strategischen und planerischen Bereich sowie in der Umsetzung von präventiven Maßnahmen und in deren Evaluation (Bewertung, Auswertung) angesiedelt. dla

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