Wenn Denkmalschutz zur Last wird

St. Ingbert. Der Gedanke, in einem denkmalgeschützten Gebäude zu leben, mag für den ein oder anderen faszinierend klingen. Doch für die Eigentümer solcher Häuser sind mit dem Denkmalschutz auch Probleme verbunden. Zum Beispiel, wenn es darum geht, etwas zu erneuern. Das wissen auch Walter Kiefer und sein Schwiegersohn in spe, Franz Seel

 Um die Erneuerung dieser Fenster am denkmalgeschützten Haus kämpfen Hauseigentümer Walter Kiefer (l.) und Franz Seel. Das Denkmalamt besteht auf das Einsetzen von Holzfenstern. Foto: SZ

Um die Erneuerung dieser Fenster am denkmalgeschützten Haus kämpfen Hauseigentümer Walter Kiefer (l.) und Franz Seel. Das Denkmalamt besteht auf das Einsetzen von Holzfenstern. Foto: SZ

St. Ingbert. Der Gedanke, in einem denkmalgeschützten Gebäude zu leben, mag für den ein oder anderen faszinierend klingen. Doch für die Eigentümer solcher Häuser sind mit dem Denkmalschutz auch Probleme verbunden. Zum Beispiel, wenn es darum geht, etwas zu erneuern. Das wissen auch Walter Kiefer und sein Schwiegersohn in spe, Franz Seel. Seit einem Jahr wollen sie neue Kunststofffenster einbauen lassen, doch noch ist nichts passiert.Walter Kiefer besitzt ein Haus in der Karl-Vopelius-Straße. Sie gehört zur ehemaligen Arbeitersiedlung der St. Ingberter Glashütte. "Die Siedlung ist in den 1920er Jahren entstanden und in ihrem Zusammenhang noch ganz gut erhalten", erklärt Reinhard Schneider vom Landesdenkmalamt. Als die Glashütte 1975 stillgelegt wurde, kauften ehemalige Arbeiter Häuser in der Siedlung, so auch Kiefer. Der 85-Jährige steckte viel Geld in das Haus, baute unter anderem 13 neue Fenster ein. Jene Fenster, die jetzt ausgetauscht werden sollen. "Die Fenster sind hin, schließen teilweise nicht mehr richtig", sagt Seel. Da die gesamte Siedlung seit 1993 unter Denkmalschutz steht, kann die Familie nicht so einfach neue Fenster einsetzen lassen. Jede Veränderung muss mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. "Die Häuser in der Siedlung sind ursprünglich einheitlich gestaltet gewesen", weiß Schneider. Das lässt sich auch heute noch erkennen. Geht man durch die Siedlung, verrät die gleiche Bauweise der Häuser die Handschrift des damaligen Architekten. Doch was Fenster oder Türen betrifft, sind die Häuser so verschieden wie ihre Bewohner. Die Alufenster, die momentan im Haus von Walter Kiefer sind, entsprächen nicht dem bauzeitlichen Stand, sagt Schneider. Zum Zeitpunkt der Entstehung der Siedlung hatte man Holzfenster und auf diese besteht jetzt der Denkmalschutz. "Wenn Fenster erneuert werden, so gehen die neuen Fenster zurück auf die baulichen Befunde", so Schneider. Für die Familie ist diese Vorgabe unverständlich. "Wir wollen ja nichts machen, was nicht passt", versichert Seel. Doch wolle er auch nicht einfach Mehrkosten hinnehmen. Denn seine Angebote für Kunststofffenster liegen bei 7500 Euro, für Holzfenster bei 13 000 Euro. Wer zahlt die Differenz? Solche Maßnahmen, wie Kiefer sie plant, seien förderfähig. "Was wir im Vorhinein sagen können ist, dass die Familie einen Zuschuss bekommen wird, aber auf eine Summe können wir uns nicht festlegen", sagt Schneider. Bei Veränderungen an einem denkmalgeschützten Haus muss zum einen ein Antrag auf Ausführen der Maßnahme gestellt werden und zum anderen ein Antrag auf Fördergeld. Letzterer muss immer bis zum 1. März gestellt werden in dem Jahr, in dem die Maßnahme stattfinden soll. Für Kiefer ist dieser Termin bereits verstrichen. "In den vergangenen Jahren waren zwischen zehn und 20 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten als Zuschuss zu haben", so Schneider. Wie es in Zukunft aussieht, könne man nie genau voraussagen. Aber er möchte alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Kosten zu minimieren. Deshalb holt er neue Angebote für Holzfenster ein. Doch Holzfenster kommen für den Bauherren nicht in Frage. Er fürchtet den höheren Pflegeaufwand. "Wir kommen dem Denkmalschutz in der Form entgegen", sagt Seel. Man wolle zweiteilige, weiße Kunststofffenster einsetzen. Der nächste Winter steht bevor und nicht nur deshalb liegen die Nerven blank. Seel wünscht sich, dass der Denkmalschutz gelockert würde und es mehr Verständnis für die Belange der Bewohner gäbe.

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