Wenn das Tanken zum Luxus wird

Völklingen. Sauer sind sie alle, egal ob private Autofahrer, Unternehmer oder Tankstellenbetreiber. Wenn sie die tägliche Achterbahnfahrt, aber letztlich doch stetige Aufwärtsbewegung der Benzin- und Dieselpreise beobachten, verbindet alle eins - der Frust. Viele Menschen suchen daher nach Alternativen, wo es den Sprit ein bisschen billiger gibt

 Die stetig steigenden Spritpreise machen Autofahrern und Tankstellenbesitzern gleichermaßen zu schaffen. Foto: dpa

Die stetig steigenden Spritpreise machen Autofahrern und Tankstellenbesitzern gleichermaßen zu schaffen. Foto: dpa

Völklingen. Sauer sind sie alle, egal ob private Autofahrer, Unternehmer oder Tankstellenbetreiber. Wenn sie die tägliche Achterbahnfahrt, aber letztlich doch stetige Aufwärtsbewegung der Benzin- und Dieselpreise beobachten, verbindet alle eins - der Frust. Viele Menschen suchen daher nach Alternativen, wo es den Sprit ein bisschen billiger gibt. Die meisten müssen jedoch die Tankstellen der Region anfahren und zähneknirschend den Geldbeutel leeren.

Leidtragende dabei sind nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Tankstellenbetreiber. Sie müssen den Preissprüngen - manchmal mehrmals am Tag - ebenfalls machtlos zusehen. Gabriele Müller, Stationsleiterin der Shell-Tankstelle in Ludweiler, hat - wie alle ihre Kollegen - keinen Einfluss auf die Preise: "Die Preise werden regional und bundesweit von den Zentralen der großen Anbieter laufend verglichen und deshalb oft mehrmals am Tag regional angepasst. Die Autofahrer tanken heute nicht mehr an der erstbesten Tankstelle, sondern äußerst preisbewusst und schauen auf jeden Cent."

Online dirigiert beispielsweise Shell-Hamburg so die Preisspirale und degradiert Tankstellenbesitzer und Autofahrer zu zahlenden Statisten. Entsprechend viel macht den Tankstellenbetreibern der Region die Grenznähe zu schaffen: "Viele fahren nach Luxemburg oder in die französischen Supermärkte, wo der Diesel bis zu zehn Cent billiger ist", erklärt Gabriele Müller.

Stefan Schömer aus Völklingen beispielsweise arbeitet in Güdingen und nimmt gerne einen Schlenker über Forbach in Kauf, um im dortigen Cora vollzutanken. Thorsten Thönes aus Völklingen ist Medienberater im Außendienst und kann deshalb aus rein beruflichen Gründen seine täglichen Fahrten nicht einschränken. Einsparpotenzial sieht er bei seinen privaten Fahrten und fährt insgesamt so vorausschauend wie möglich: Früh schalten oder bei längeren Ampelhalten den Motor abstellen. Kundentermine versucht Thönes strategisch so nahe wie möglich zusammen zu legen, muss aber dennoch einmal in der Woche "zur Tanke".

"Die Spritpreise sind schon der Hammer", meint auch Benjamin Göddel, der Lehrer an einer Völklinger Schule ist und täglich einen einfachen Anfahrtsweg von 55 Kilometern von Waldmohr in die Hüttenstadt hat. "Ich habe mir vor gut vier Jahren extra einen Diesel gekauft, aber dieser Preisvorteil ist ja jetzt auch weg." Dafür reduziert Göddel seinen Verbrauch, wenn er den Tempomat auf 90 Kilometer pro Stunde einstellt und noch den Windschatten eines Lkw nutzt. Durch die horrenden Spritkosten muss Göddel natürlich an anderen Dingen sparen: Der Ski-Urlaub fällt aus, Reparaturen im Haus werden meist selbst gemacht.

Die Notbremse hat Nadine Lehberger gezogen, die bis zum Ende des vergangenen Schuljahres in der Ludweiler Grundschule tätig war. "Ich habe mich jetzt schweren Herzens wohnortnah nach Dudweiler versetzen lassen." Dorthin kommt die Grundschullehrerin jetzt problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Bernd Vitt aus Ludweiler kontrolliert die Spritpreise im Internet und geht bei Bedarf immer beim Billigsten tanken. Und Besorgungen legt er zusammen - um so weniger fahren zu müssen. "Viele Menschen fahren nach Luxemburg oder in die französischen Supermärkte zum Tanken."

Tankstellenleiterin Gabriele Müller

Hintergrund

Nicht nur Privatpersonen, auch Taxiunternehmen haben mit den steigenden Benzinpreisen zu kämpfen. "Mit diesen Spritpreisen gehen die kleinen Unternehmen kaputt", fürchtet Margit Eberhard, Fahrerin bei einem Völklinger Taxiunternehmen mit Flughafentransfer und Rollstuhltransporten, um ihren Job. "Wir können die gestiegenen Kosten nicht durch eine Preiserhöhung an die Kunden weitergeben. Dann bleibt die Kundschaft sofort weg", sieht sich Margit Eberhard mit ihrer Chefin Marina Brück in einem Teufelskreis. hla

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