Weniger Zuschüsse für Dialyse-Patienten

Saarbrücken · Weil die Zuschüsse der Krankenkassen für die Dialyse-Behandlung zum 1. Juli gekürzt wurden, sehen sich Betroffene von einer massiven Verschlechterung ihrer Versorgung bedroht. Die Kassen behaupten dagegen, es werde zu keinen spürbaren Nachteilen kommen.

Die 1300 saarländischen Patienten, die an Nierenversagen leiden, machen mobil gegen eine Kürzung der Zuschüsse für ihre Behandlung. Seit 1. Juli zahlen die gesetzlichen Krankenkassen für die Dialyse-Behandlung der Nierenkranken deutlich weniger Geld. Bundesweit hat eine private Initiative fast 80 000 Unterschriften gesammelt. Im Saarland hat der Saarbrücker Dialyse-Patient Martin Müller (41) bereits 3200 gesammelt. Die Forderung: Die Senkung der Behandlungsvergütung (Dialyse-Kostenpauschale genannt) für die Ärzte muss zurückgenommen werden.

Müller, seit 34 Jahren selbst Dialyse-Patient, sagt: Wegen der Schwere der Erkrankung seien Dialyse-Patienten auf eine sehr personalintensive Versorgung und teuere Dialyse-Maschinen angewiesen. Dort werde jetzt gespart. "Zeit für eine psychosoziale Betreuung der Patienten gibt es auch nicht mehr", sagt er. Doch gerade diese sei unverzichtbar. Inzwischen müsse sich ein Mitarbeiter in einer Dialyse-Praxis um sechs bis zehn Patienten kümmern, früher seien es vier bis fünf gewesen. Das führe unweigerlich zu einer schlechteren Versorgung. "Die Dialyse-Praxis ist ein kleines Krankenhaus, wird aber bei der Abrechnung wie eine Hausarztpraxis behandelt", klagt Müller.

Auch die Nierenärzte wehren sich. Die vom Spitzenverband der Krankenkassen (GKV) errechneten Einsparpotenziale seien utopisch, sagt Michael Daschner, Vorsitzender des Verbandes deutsche Nierenzentren. Die Behandlungsabläufe in einer Dialysepraxis seien dem Bewertungsausschuss von GKV und Kassenärzten, der die Ärztevergütung festlegt, gar nicht bekannt, so Daschner, der in seiner Dialyse-Praxis in Saarbrücken rund 40 Mitarbeiter beschäftigt. Seit 2002 habe es keine Erhöhung der Dialysevergütung mehr gegeben. Die Kürzung zerstöre die Planungssicherheit der Dialyse-Ärzte. Diese müssten jetzt schauen, welche Leistungen noch finanzierbar seien. Daschner: "Alle Leistungen, die über das Vorgeschriebene hinaus gehen, werden auf den Prüfstand gestellt werden."

GKV-Sprecherin Ann Marini bezeichnete die beschlossene Kostensenkung als "guten Kompromiss", die Kassen hätten eine noch größere Einsparung gewollt. "Es dürfte für die Patienten nicht zu spürbaren Nachteilen kommen." Dem schenkt Dialysepatient Martin Müller keinen Glauben: "Es gibt definitiv eine spürbare Verschlechterung der Versorgung seit dem 1. Juli."

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