Weniger Risiko durch Aufteilung

St. Ingbert/Homburg. Das Wort Inflation schreckt die Deutschen noch immer. Gründe dafür gibt es. So fragen junge Leute, was später aus dem realen Wert ihres Sparplans für die Altersvorsorge wohl werde, wenn sich der Staat beim Schuldendienst auf einfachem Weg entlastet

 Mancher Börsianer legt derzeit beim Blick auf die Kursentwicklung die Stirn in Falten. Bankberater beruhigen aber: Es gebe nach wie vor sichere Geldanlagen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Mancher Börsianer legt derzeit beim Blick auf die Kursentwicklung die Stirn in Falten. Bankberater beruhigen aber: Es gebe nach wie vor sichere Geldanlagen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

St. Ingbert/Homburg. Das Wort Inflation schreckt die Deutschen noch immer. Gründe dafür gibt es. So fragen junge Leute, was später aus dem realen Wert ihres Sparplans für die Altersvorsorge wohl werde, wenn sich der Staat beim Schuldendienst auf einfachem Weg entlastet. Dieser wäre markiert von hohen Inflationsraten und einem Niedrigst-Zins der Europäischen Zentralbank, deren Unabhängigkeit schon heute vielfach in Frage gestellt wird.Dieses Schreckens-Szenario hält nicht jeder für realistisch. In Gesprächen mit Anlegern spiele Inflation nicht die dominierende Rolle, berichtet Volker Kern, Firmenkunden-Anlageberater bei der Kreissparkasse Saarpfalz. Er erinnert an den Absturz der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 und an den folgenden Vertrauensschwund unter den Banken weltweit. Dieser habe sich nun, da sich die Banken scheuten, Mittel am Geldmarkt an Wettbewerber zu verleihen, erneut eingestellt und auch den Anleger erfasst. Der Privatkunde sehe sich in einer ähnlichen Situation wie die Geldinstitute. Gefragt seien Anlagemöglichkeiten, die Sicherheit, niedrige Gebühren und ein geringes Risiko bieten. Der Sparer ist, so Kerns Erfahrung, ins Tagesgeld verliebt, will nicht selten alles auf eine Karte setzen, schätzt die Einlagensicherung und lässt sich nur allzu leicht davon beeindrucken, dass sich die Institute "im Tagesgeld-Bereich mit Sonderkonditionen überbieten". Da werde dann auch leicht vergessen, dass solche "Lockvogelangebote" nur dem Neukunden für befristete Zeit geboten werden.

"Doch statt mit Sonderkonditionen zu glänzen, kommt es gerade jetzt auf eine qualifizierte, ganzheitliche Beratung durch die Institute an", stellt Kern fest und empfiehlt, von kurzfristigem, einseitigen Denken wegzukommen und zur Streuung der verfügbaren Mittel überzugehen. Das Portfolio müsse strukturiert, geordnet werden. Kern schlägt beispielhaft eine Aufteilung in die Anlagekörbe "Liquidität, Festzinsanlagen, Kapitalanlagen Immobilien, Aktien und Rohstoffe" vor. In dem einen wird niedrig verzinstes Tagesgeld gehalten, das bei Zinssteigerungen rasch neu angelegt werden kann. Ein anderer dient, weil es, wie etwa in Japan, der Schweiz und den USA der Fall, bei den Zinsen auch weiter nach unten gehen kann, der Sicherung von Festzins durch nach Jahren gestaffelte Anlagen. Für diesen kämen aber auch Anleihen in Betracht, darunter Unternehmensanleihen, solche aus Schwellenländern, ebenso inflationsindexierte Anleihen, die mitunter gebündelt sind in Fonds, wie im Deka Renten Real der Anlagegesellschaft der Sparkassen. Wieder ein anderes Investment ist auf Immobilien ausgerichtet, wofür sich offene Fonds mit europa- und weltweiter Orientierung anböten. Auch für den Korb "Aktien und Rohstoffe" denkt Kern an eine internationale Streuung mit Hilfe von Fonds. Sein Modell sei aber nicht so zu verstehen, dass alle Teile besetzt sein müssten. Die Gewichtung werde im Einzelfall unterschiedlich aussehen, je nach Lebenslage und individuellen Bedürfnissen.

Gehört zur Streuung auch, aus dem Euro - und sei es auch nur in begrenztem Maße - auszusteigen? Immerhin wird vielfach gefragt, ob dem Euro noch zu trauen sei, wenn überschuldeten Staaten der Euro-Zone mit horrenden Haftungssummen geholfen werde. Kern rät zum Verbleib. Wer dennoch mit einem Teil abwandern wolle, müsse Währungsunsicherheiten, Emittenten-Risiken und auch Zinsnachteile bedenken, ob die "Fluchtwährung" nun Schweizer Franken, norwegische Krone oder Dollar heißt.

Letztlich gilt: Die Anlageziele Liquidität, Sicherheit und hohe Rendite lassen sich in keinem Einzelprodukt vereinen. Nur durch Aufteilung in verschiedene Anlageklassen (incl. fremde Währungen) ist der Anleger mit Teilen seines Vermögens für die ungewissen Szenarien der Zukunft gewappnet.

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