Wenig Geld für Rock und Pop

Saarbrücken. Eine direkte Rock/Pop-Förderung der Landeshauptstadt "gibt es grundsätzlich nicht", sagt Erik Schrader. Der Saarbrücker Kulturdezernent begründet dies mit einem zu kleinen Etat. Man habe "die Schwerpunkte auf Neue Musik, Jazz, Performance und Kammermusik gelegt. Zum anderen wollen wir keine kommerzialisierbaren Projekte unterstützen", erläutert er weiter

Saarbrücken. Eine direkte Rock/Pop-Förderung der Landeshauptstadt "gibt es grundsätzlich nicht", sagt Erik Schrader. Der Saarbrücker Kulturdezernent begründet dies mit einem zu kleinen Etat. Man habe "die Schwerpunkte auf Neue Musik, Jazz, Performance und Kammermusik gelegt. Zum anderen wollen wir keine kommerzialisierbaren Projekte unterstützen", erläutert er weiter. Rock- und Popkonzerte würden sich theoretisch über Eintrittsgelder finanzieren. Und da dies teilweise auch für den Jazz gelte, werde dieser nur in Einzelfällen gefördert. Schrader weiß um die Problematik dieser Förderpolitik: "Es gibt keine echte Gesetzmäßigkeit, und so muss man sich letztlich auch den Vorwurf einer gewissen Willkürlichkeit gefallen lassen." Wenigstens erfährt die Rock-/Popmusik indirekte Unterstützung: Die Landeshauptstadt ist baulicher Träger der Jugendzentren, die ab und an Konzerte veranstalten. Derzeit jährlich 10 000 Euro erhält zudem das Kultur- und Bürgerzentrum Breite 63, das neben viel Kleinkunst auch Rock und Pop im Programm hat. Von den 12 000 Euro, die 2009 für Jugend- und Kulturarbeit ausgegeben wurden, bekam das Café Exodus einen kleinen Anteil, um Bandprojekte zu realisieren. Hinzu komme noch das Altstadtfest. Norbert Küntzer vom Amt für Stadtmarketing und Öffentlichkeitsarbeit beziffert dessen Kosten auf cirka 150 000 Euro. Refinanziert wird dieser Betrag zu einem Großteil durch Standmieten. Die Stadt muss dann noch 20 bis 30 000 Euro beisteuern. "Der Programmanteil betrug in diesem Jahr für alle Bands - das waren 52, inklusive Rockwiese - rund 60 000 Euro", resümiert Küntzer. Doppelt so hoch war der Kulturetat des Regionalverbandes Saarbrücken. Damit wurden im gesamten Regionalverband an die 120 Veranstaltungen bedient: unter anderem der musikalische "Sommerfahrplan" im Bahnhof Püttlingen (12 000 Euro). Für die Reihe "Sonntags ans Schloss", seit vielen Jahren im Sommer ein Publikumsmagnet, standen dem künstlerischen Leiter, Claude Adam-Brettar, 65 000 Euro zur Verfügung. Abzüglich der Aufwändungen für die Matineen (Schwerpunkte: Blues und Jazz) und das Kinderprogramm blieben für die Soireen mit Rock/Pop-Programm 26 000 Euro übrig. Geld fürs Rockmobil Mit 42 000 Euro unterstützte das Jugendamt des Regionalverbands das Rockmobil des Saarländischen Rockmusikerverbandes e.V. (SRV). Die 100 Einsätze des Rockmobils, einem zum Tonstudio umgebauten Bus, galten der präventiven Jugendkultur- und Sozialarbeit und somit im "weitesten Sinne der Rock/Pop-Förderung", erklärt SRV-Vorsitzender Peter Eifel. Am wenigsten gab das Land für die Förderung von Rock und Pop aus. 2009 steckte es 277 000 Euro in Musikprojekte. Davon entfielen laut Staatskanzlei knapp 43 000 Euro auf den Bereich Rock/Pop - "von Musicalproduktionen bis hin zu (Nachwuchs-)Bandfestivals". Was da genau bezuschusst wurde, war von der Staatskanzlei nicht in Erfahrung zu bringen. Demnach unterstützten Stadt, Regionalverband und Land die Rock/Popmusik - großzügig gerechnet und inklusive der Musicals, die Rock/Pop-Fans kaum ansprechen - mit maximal 155 000 Euro. Verglichen mit dem, was in Kaiserslautern oder Luxemburg an Fördergeld bereitgestellt wird, ist das wahrlich wenig. Jährlich rund 800 000 Euro investiert die klamme Stadt Kaiserslautern als alleiniger Gesellschafter in das Kammgarn mit rund 75 Rock/Pop-Veranstaltungen. "Wobei hiervon 600 000 Euro unsere Haus-, Personal- und Infrastrukturkosten" decken, relativiert Richard Müller, Geschäftsführer der Kammgarn GmbH. Die Rockhal im luxemburgischen Esch-sur-Alzette erhielt 2009 vom Land 2,25 Millionen Euro. Dieses Geld wurde nicht für den kommerziellen Konzertbetrieb, sondern den Unterhalt des Gebäudes und die Unterstützung der lokalen Musikszene verwendet. Zur Erinnerung: Die Rockhal als "centre de musiques amplifiées" beherbergt neben zwei Konzerthallen auch sechs Proberäume, ein Tanzstudio, ein Tonstudio und eine Biblio- und Mediathek. Blick über die GrenzeDie nahe gelegene Escher Kulturfabrik erhielt von Stadt und Land je eine halbe Million Euro. "Etwa ein Viertel davon fließt direkt in den Rock- und World- Music-Bereich. Was nicht viel ist", betont René Penning von der Kulturfabrik. Im Saarland wäre manch ein Veranstalter oder Clubbetreiber froh, nur einen Bruchteil dieses Etats zur Verfügung zu haben.

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