Weltkünstler bei Palz

Saarlouis. Was die Galerie Palz in Saarlouis seit Sonntag zeigt, eignet sich als kleiner Rundgang, der den großen zeitgenössischen Künstler Christo erschließt. Das breitere Publikum kennt ihn von der Verpackung des Reichstages 1995. Von dieser Aktion künden bei Palz einige signierte Offsetlithos

Saarlouis. Was die Galerie Palz in Saarlouis seit Sonntag zeigt, eignet sich als kleiner Rundgang, der den großen zeitgenössischen Künstler Christo erschließt. Das breitere Publikum kennt ihn von der Verpackung des Reichstages 1995. Von dieser Aktion künden bei Palz einige signierte Offsetlithos.Dass es nicht einfach ums Verpacken geht in der Kunst von Christo und seiner Frau Jeanne Claude (gestorben 2009), beweist ein großformatiges Foto, das der kongeniale Wolfgang Volz von Christos Aktion "The Gates" 2005 im Central Park in New York gemacht hat. Christo stellte damals 7503 orangefarbene Tore in den Park vor der Wolkenkratzer-Kulisse auf. Das Foto, das den Besucher bei Palz empfängt, vermittelt den Geist dieser Verfremdungs-Aktion. Ein weiterer Höhepunkt ist das Unikat eines Bildes, das die Verhüllung der Engelsbrücke in Rom zeigt: Das Projekt wurde nie verwirklicht, von ihm existieren, wie von anderen nicht umgesetzten, nur collagierte Grafiken. Dazu gehört auch ein drittes Highlight, die nur gedachte Verhüllung des Kölner Domes, eine Collage, die die Bewegung der gotischen Architektur trotz der Verhüllung nicht leugnet.

Der Geist der Verhüllung studieren lässt sich bei einem Vergleich: rechts das Foto des verhüllten Denkmals des italienischen Königs Vittorio Emanuele von 1970 und links eine Grafik Christos zum selben Thema.

Christos Projekte erstrecken sich oft über viele Jahre - 23 Jahre im Falle des Reichstages. Viele Lithografien spiegeln diese Planungsphasen. So auch beim Projekt "Over the River": Im August 2014 sollen elf Kilometer des Arkansas River im US-Staat Colorado überspannt werden. Lithos aus der laufenden Planungsphase sind ebenfalls in der Ausstellung bei Palz.

Natürlich sind nicht allein Grafiken von umgesetzten und Collagen von nicht realisierten Großprojekten Christos in der Ausstellung zu sehen. Da ist dann auch das verpackte Telefon auf einer Grafik, ein Sessel oder eine Vespa.

Die Fachwelt schätzt Christo als einen Künstler von Weltrang schon lange; seine erste Verhüllung präsentierte er 1969. Aus dieser frühen Zeit datiert auch ein ganz anderer Christo: Der Farbsiebdruck zeigt 56 gestapelte Fässer, die meisten in Blau und genau dem Orange der "Gates" in New York 2005. Der Vergleich inspiriert.

Bis zum 1. Dezember "Christo. Faszination des Verborgenen". Dienstags bis freitags von zehn bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, samstags von zehn bis 13.30 Uhr.

Galerie Palz, Lisdorfer Straße 9, Saarlouis, Telefon (0 68 31) 9 66 58 00.

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