Insekt nistet sich ein Asiatische Hornisse breitet sich im Saarland aus – wie gefährlich ist sie?

Wadern · Die Asiatische Hornisse breitet sich im Saarland aus. Sie wird bekämpft, einige Nester vernichtet. Die Ausbreitung verhindern wird das wohl nicht. Welche Gefahr von dem invasiven Insekt ausgeht haben wir einen Experten gefragt.

Die Asiatische Hornisse ist mittlerweile auch im Saarland zu entdecken.

Die Asiatische Hornisse ist mittlerweile auch im Saarland zu entdecken.

Foto: dpa/Axel Heimken

Asiatische Hornissen leben zu Tausenden in gut versteckten Nestern. Sie ernähren sich unter anderem von Bienen und können ganze Bienenstöcke leerfegen. Auch im Saarland.

Die EU schätzt das Tier als invasive Art ein, die ganze Ökosysteme gefährdet. Nach offizieller EU-Verordnung muss sie vollständig und dauerhaft beseitigt werden. Doch das Gegenteil ist der Fall. In zwei Jahren könnte sie sich in ganz Deutschland ausgebreitet haben.

Die Asiatische Hornisse im Saarland

Fotos: Giftspinne, Riesenzecke, Schlangen und Co. im Saarland und der Großregion​
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Giftspinnen, Riesenzecken, Schlangen und Co. breiten sich im Saarland und in der Großregion aus

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Foto: Jürgen Peter/SZ

„Die erste Asiatische Hornisse im Saarland haben wir überraschenderweise nicht dort gefunden, wo wir sie erwartet hätten“, sagt Andreas Werno. Er ist zuständig für Arten- und Biotopschutz am Zentrum für Biodokumentation des saarländischen Umweltministeriums in Saarbrücken und hätte die Hornisse eher an der Grenze zu Frankreich erwartet. Stattdessen konnten einige Exemplare im Saarland im September 2020 erstmals im Hochwald bei Wadern nachgewiesen werden.

Ursprünglich kommt die Asiatische Hornisse aus Südostasien, ihr Hauptverbreitungsgebiet ist China, Taiwan und Ostindien. Im Jahr 2004 wurde wohl eine Königin allen Vermutungen nach mit einer Warenladung nach Südfrankreich verschifft. Von dort breiteten sich die Hornissen in zwei Richtungen nach Spanien sowie in den Norden aus. In Deutschland wurde die Hornisse erstmals 2014 in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gesichtet.

Wie sich asiatische von europäischen Hornissen unterscheiden

„Asiatische Hornissen sind staatenbildende Insekten. Im Winter überleben nur die Königinnen in einem Versteck, während alle anderen Tiere sterben. Im Frühjahr kommt sie dann raus und fängt an, ein neues Nest zu bauen, das dann mithilfe neu geschlüpfter Arbeiterinnen weiter ausgebaut wird“, beschreibt Werno ihren Lebenszyklus.

Asiatische Hornisse: Was sind die Folgen der Ausbreitung im Saarland?
Foto: Zentrum für Biodokumentation/Edgar Müller

Die Nester sehen rundlich aus, wie ein Ei, und hängen häufig weiter oben in Bäumen. „Die Nester können bis zu einem Meter groß werden und sollen bis zu 10 000 Hornissen beherbergen. In Nestern der europäischen Hornissen leben maximal 3000 Tiere“, erklärt Werno.

Doch es gibt noch weitere Merkmale, die die asiatische Hornisse von der europäischen unterscheidet. „Die heimischen Tiere sind kräftiger, größer, breiter und gelb. Die Asiatische Hornisse sieht schwarz aus und hat nur einen gelben Unterleibsring.“

Für wen Asiatische Hornissen gefährlich sind

Doch wie gefährlich sind die Tiere? Forscher Werno kann aus eigener Erfahrung berichten: „Ich bin schon einmal gestochen worden, und das war genau so schlimm wie bei heimischen Hornissen. Nach fünf Minuten lässt der Schmerz nach, und ohne Allergie lässt sich das aushalten.“

Doch die Imker und damit die Landwirtschaft sehen eine Gefährdung durch die Tiere. „Asiatische Hornissen ernähren sich wie heimische von süßen Säften sowie Insekten. Es sieht aber so aus, als hätten sie eine höhere Präferenz auf Honigbienen“, sagt Werno. Angriffe von heimischen Hornissen auf einzelne Bienen seien tolerierbar, denn jeden Tag schlüpfen so viele neue Bienen im Stock, dass ein paar weniger dem Volk nichts ausmachen würden.

Doch ein kopfstarkes Nest voller Asiatischer Hornissen benötigt deutlich mehr Nahrung und kann durch gezieltes Einfangen von Bienen ein Volk erheblich schwächen. Das führt zu geringerer Bestäubung von Pflanzen und hat dadurch Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem. Das Auftreten der Asiatischen Hornisse ist demnach besonders für Imker problematisch, teilt das Umweltministerium mit.

Warum die Eindämmung gescheitert ist

Die Europäische Kommission hat die Tiere 2014 auf die Liste der invasiven Arten gesetzt. Sie befindet sich offiziell in einer frühen Phase der Invasion und eine EU-Verordnung sieht vor, sie vollständig und dauerhaft zu beseitigen.

Doch das ist schwer, beschreibt Werno: „Manche Nester können wir gar nicht entfernen, weil sie 40 Meter hoch mitten im Wald liegen. Letztes Jahr gab es vermutlich 40 Nester im Saarland mit Hotspots rund um Saarbrücken und Schmelz. Wir konnten insgesamt fünf entfernen.“

Der aggressiven Ausbreitung könnten sie damit nicht Herr werden. „Das ist ein fliegendes Insekt mit Nestern in den Baumwipfeln, das kriegen wir wahrscheinlich nicht mehr weg“, sagt Werno.

Die Ausbreitung der Tiere hängt auch mit der Erderwärmung zusammen. „Die Asiatische Hornisse mag weder extreme Hitze noch Kälte. Aber warme, gemäßigte Temperaturen bis 30 Grad mag sie gerne. Ihre Verbreitung ist eng an die Witterung geknüpft“, sagt Werno.

In warmen Jahren wie 2020 und 2022 hätten sie deutlich mehr von den Tieren registriert als im kalten 2021. Werno vermutet, dass sich die Asiatische Hornisse bei trockenen und warmen Verhältnissen in zwei Jahren in ganz Deutschland ausgebreitet haben könnte.

Was man gegen Asiatische Hornissen tun sollte

Deshalb hofft der Forscher darauf, dass die EU-Kommission die bestehende Verordnung ändert und wie bei anderen invasiven Arten eine Reduktion, aber keine vollständige Beseitigung mehr vorsieht.

Aktuell sind jedoch Imker sowie alle Bürger dazu verpflichtet, Nester mit Foto und Adresse an das Umweltministerium zu melden. Doch von eigenem Handeln gegen die Tiere rät Werno ab: „Die europäische Hornisse steht unter Naturschutz. Wenn sie das verwechseln und deren Nester zerstören, machen sie sich strafbar.“

Die heimische Hornisse sei sehr nützlich, weil sie unliebsame Insekten fresse. Die Asiatische Hornisse tut das auch, aber „ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die asiatische Hornisse unter Naturschutz stellen würden“, sagt Werno abschließend.

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