Bergbauerbe Welche Auswirkungen die aktuelle Grubenflutung im Warndt hat

Völklingen · Bei dem Ortstermin des Landtagsausschusses für Grubensicherheit und Nachbergbau am Freitag hat der Großrosselner Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD) neben den Vorwürfen gegen die ehemaligen saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller und Annegret Kramp-Karrenbauer (beide CDU) auch über die Erfahrungen der Gemeinde mit der Grubenflutung im Warndt berichtet.

 Jörg Dreistadt, Bürgermeister von Grossrosseln.     

Jörg Dreistadt, Bürgermeister von Grossrosseln.  

Foto: Ruppenthal

Dort ist das Grubenwasser seit Beginn der Flutung durch den französischen Bergbaukonzern CDF (vormals HBL) vor rund 16 Jahren auf heute 60 bis 70 Meter unter der Tagesoberfläche angestiegen. Dabei hat es nach Angaben Dreistadts bislang weder unkontrollierte Gasaustritte noch Schäden an Gebäuden, Kanälen, Leitungen oder Straßen gegeben. Auch die Trinkwasserqualität sei nicht beeinträchtigt. Während der Flutung sei es zu einer großflächigen Hebung des Erdbodens um 15 bis 20 Zentimeter gekommen, „aber nicht zu Abrisskanten oder Bruchspalten“, so Dreistadt. Die Prognosen der französischen Umweltbehörde DREAL zum Ablauf und den Auswirkungen der Flutung seien „auch genau so eingetroffen“, sagte Dreistadt.

Zu der Überwachung der Flutungsfolgen durch die Umweltbehörde DREAL, das saarländische Umweltministerium und den Wasserzweckverband Warndt habe auch die Installation von rund 30 Messstationen für Radon in Häusern in der Gemeinde Großrosseln gehört (darunter auch zahlreiche in Naßweiler). Dabei seien „an keiner der Messstellen erhöhte Radon-Messwerte festgestellt“ worden, so Dreistadt in seinem Bericht vor den Landtagsabgeordneten. Ziel der Flutung ist ein druckloser Überlauf des Grubenwassers bei Felsen in die Rossel. Erreicht werden soll dies nach Vorstellung der französischen Seite in den Jahren 2030 bis 2035.

Von der Grubenflutung des größtenteils französischen Abbaugebiets im Warndt sind auch zwei deutsche Gruben betroffen, nämlich Felsen und Großrosseln. Eine unterirdische Verbindung zu übrigen Bergwerken im Saarland besteht aber durch einen Damm im ehemaligen Verbundbergwerk Warndt-Luisenthal nicht mehr.

Um den Grubenwasser-Anstieg zu verlangsamen, wurden 2014 zwei Pumpen in Forbach und Freyming-Merlebach wieder angestellt. Dort wird das Grubenwasser in Freiluftbecken gepumpt, wo sich unter anderem Salze und Eisen absetzen sollen, und fließt anschließend zur weiteren Abkühlung über Kaskaden in die Merl und dann in die Rossel.

Eine Sondersituation stellt der Großrosselner Ortsteil Naßweiler dar. Dort war es zu aktiven Bergbauzeiten zwischen 1975 und 2003 zu Erschütterungen und einer Absenkung des Erdbodens um bis zu 16 Meter gekommen. 42 Häuser wurden so stark beschädigt, dass sie abgerissen werden mussten. 35 Gebäude mussten komplett saniert werden. Auch öffentliche Gebäude und Straßen wurden teils stark beschädigt. In Naßweiler hat sich nach Angaben Dreistadts die Flutung noch nicht ausgewirkt. Da der Ortsteil jedoch in einer Senke liegt, würde er bei einem weiteren Grubenwasser-Anstieg quasi überschwemmt. Um dies zu verhindern, soll dort gezielt das Grubenwasser abgepumpt und der Ortsteil, in dem auch Großrosselns Bürgermeister Dreistadt wohnt, trocken gelegt werden.

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