Weiterer Schritt zur Biogas-Wärme

Dörrenbach/Fürth · Fürth setzt auf „Wärme durch Bioenergie“. Die Energiegenossenschaft Fürth hat das Modellprojekt nun einen weiteren Schritt vorangebracht. Davon können auch Haushalte im Nachbarort Dörrenbach im Ostertal profitieren.

Die Fürther seien "Öko-Pioniere", lobte Ottweilers Bürgermeister Holger Schäfer jene Leute, die dabei sind, Fürth zum saarländischen Modelldorf in Sachen "Wärme durch Bioenergie" zu machen. Anlass war die Unterzeichnung zweier Verträge zwischen der Stadt Ottweiler und der Energiegenossenschaft Fürth (EG Fürth eG), die für den Start des Nahwärmeprojekts im kommenden Jahr Signalwirkung haben. Nach Zustimmung des Stadtrats wurde zum einen ein Gestattungsvertrag unterzeichnet: Er erlaubt den Initiatoren, städtische Parzellen für das Leitungsnetz zu nutzen. Das soll - einschließlich der Versorgung der Nachbargemeinde Dörrenbach, die zum Kreis St. Wendel gehört - gut 14 Kilometer umfassen. Die zweite Unterschrift galt einem Nutzungsvertrag: Die Stadt Ottweiler lässt ihre Fürther Liegenschaften (Schule, Mehrzweckhalle, Kindergarten, Feuerwehr) von der EG Fürth warm halten.

Dieser Schritt der Stadt, so erwarten die Verantwortlichen, soll auch ein Signal sein an jene Fürther Hausbesitzer, die noch zögern, Nahwärme-Kunden zu werden. Immerhin hat sich schon knapp jeder Dritte der 540 Haushalte in der Ostertalgemeinde für das Modellprojekt entschieden, wie Genossenschaftsvorsitzender Axel Haßdenteufel, zugleich Fürther Ortsvorsteher, und sein Stellvertreter Uwe Gräss erläuterten. "Luft nach oben" ist noch da: 220 Nahwärme-Kunden (davon 60 aus Dörrenbach) seien bisher rekrutiert, so Haßdenteufel, bis zu 300 könnten es ohne technischen Mehraufwand werden. "Wir sind bei Kilometer 40" verglich Rathauschef Schäfer den Stand des Projekts mit der Strecke eines Marathonlaufs (42,195 km). Die Stadt habe das "zentrale Projekt im Klimaschutzkonzept" von Anfang an unterstützt, so Rathauschef Schäfer. Sie hatte im Mai 2012 eine Studie finanziert, die besagte, dass die Nahwärmeversorgung technisch und wirtschaftlich machbar sei. Eine Untersuchung des Saarbrücker Instituts für Zukunfts-Energie-Systeme (Izes) hat dies erhärtet. Daraufhin war die Energiegenossenschaft ins Leben gerufen worden, die das Projekt durchgeplant und einen Finanzbedarf von 9,2 Millionen errechnet hat. Für das Kernstück, die mehr als 600 Quadratmeter große "Heizzentrale" in der Weiherstraße, wurde ein Investor gefunden, der 2,7 Millionen Euro in die Hand nimmt. Aus Zuschusstöpfen werden knapp drei Millionen Euro erwartet, die Genossenschaft steuert 1,6 Millionen Euro Eigenkapital bei und zwei Millionen Euro sollen über Kredite abgedeckt werden. Nun stehen noch weitere Vertragsverhandlungen, unter anderem mit den Behörden des Landkreises St. Wendel, und das Einreichen der Zuschuss- und Kreditanträge an.

Mitte Dezember soll dann die Generalversammlung der EG Fürth grünes Licht für den Bauantrag geben. Man werde dann wohl im Frühjahr 2014 ans Werk gehen können, schätzt Axel Haßdenteufel, die gesamte Bauzeit sei auf anderthalb Jahre veranschlagt. Etwa die Hälfte der Anschlüsse könne bereits für die Heizperiode 2014/2015 bedient werden.

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Auf einen BlickDie Nahwärmeversorgung läuft über eine 40 mal 16 Meter große Heizzentrale, die im Industriegebiet an der Weiherstraße errichtet wird. Die Zentrale erhält Wärmeenergie im Umfang von gut einem Megawatt von den Biogasanlagen auf dem Sonnenhof und dem Biehler Hof in Dörrenbach. Dort wird diese Abwärme bisher nicht genutzt und muss heruntergekühlt werden. Im Winter kann diese Energiemenge durch einen Pelletofen aufrechterhalten werden. Ebenfalls mit Holzpellets betrieben wird ein Blockheizkraftwerk, das dort installiert wird. Als "Highlight" (Axel Haßdenteufel) wird die Heizanlage komplettiert durch einen Ofen, in dem Holzhackschnitzel und Grünschnitt verbrannt werden können. Ferner soll es ein "ORC-Modul" geben, das überschüssige Abwärme in Strom umwandelt. Die Nahwärme wird über ein 14,2 Kilometer langes Leitungsnetz an die Haushalte in Fürth und Dörrenbach verteilt. gth

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