Weisweiler will stärker aufklären

Saarbrücken. Im Skandal um die mit Dioxin belasteten Eier hat Gesundheitsminister Georg Weisweiler (FDP) gestern Maßnahmen ergriffen, um die Information der Verbraucher vor Ort zu stärken. Die Lebensmittelkontrolleure sollen ab heute beim saarländischen Einzelhandel dafür sorgen, dass die Verbraucher umfassend über verdächtige Eier-Chargennummern informiert werden

 Wie die Politik im Dioxin-Skandal handelt, ist nicht das Gelbe vom Ei, denken viele Bürger. Foto: dpa

Wie die Politik im Dioxin-Skandal handelt, ist nicht das Gelbe vom Ei, denken viele Bürger. Foto: dpa

Saarbrücken. Im Skandal um die mit Dioxin belasteten Eier hat Gesundheitsminister Georg Weisweiler (FDP) gestern Maßnahmen ergriffen, um die Information der Verbraucher vor Ort zu stärken. Die Lebensmittelkontrolleure sollen ab heute beim saarländischen Einzelhandel dafür sorgen, dass die Verbraucher umfassend über verdächtige Eier-Chargennummern informiert werden.

Dazu werde ein entsprechender Informationsaushang an alle saarländischen Betriebe verteilt. Zudem sollen die Lebensmittelkontrolleure die Handzettel in kleineren Läden und auf Wochenmärkten verteilen.

Weisweiler: "Bisher sind wir davon ausgegangen, dass Warenströme lückenlos nachvollziehbar sind. Daraus haben sich bisher keine Hinweise auf kontaminierte Ware im Saarland ergeben." Nachdem bekannt geworden sei, das auch gesperrte Betriebe weiter Eier verkauft hätten, seien aber neue Maßnahmen gefordert. Das Sicherheitsnetz solle noch enger gespannt werden, um eine größtmögliche Sicherheit des Verbrauchers zu gewährleisten. Weiter sagte der Minister, man strebe einen Aktionsplan von Bund und Ländern an.

SPD-Verbraucherpolitikerin Isolde Ries sagte, dass der Staat sich angesichts der Gefahren, die von verunreinigtem Tierfutter ausginge, "nicht aus der Verantwortung stehlen" dürfe. Nicht nur der Staat müsse schärfere Kontrollen durchführen, sondern auch die Futtermittelindustrie selbst. Ries: "Die Hersteller müssen verpflichtet werden, jede Produkt-Charge selbst zu testen."

Strengere Kontrollen verlangte such der Gesundheitspolitiker der Saar-Grünen, Markus Schmitt. Ein erster Schritt zu mehr Lebensmittelsicherheit könnte nach seiner Ansicht sein, regionale Produkte zu bevorzugen und das Futter dafür in der Region zu erzeugen, wie das im Biosphärenreservat Bliesgau der Fall sei. Ebenso forderte die Linken-Politikerin Astrid Schramm Minister Weisweiler auf, Lebensmittelkontrollen zu veranlassen. Denn es könne nicht mehr ausgeschlossen werden, dass mit Dioxin belastete Lebensmittel im saarländischen Handel angeboten worden seien. Verdi-Landesleiter Alfred Staudt verlangte mehr Personal im Bereich der staatlichen Lebensmittelkontrolle. Zugleich müsse das Strafmaß für skrupellose Panscher von Lebens- und Futtermitteln erhöht werden. "Früher wurden Brunnenvergifter aufgehängt", so Staudt. Auch sei die Kontrolldichte zu erhöhen, und zwar gerade im Saarland, wo ein Lebensmittelprüfer für 350 Betriebe zuständig sei. Hier sei die Gefahr groß, gepanschte Produkte nicht zu entdecken, vermutete der Gewerkschafter.

Meinung

Die richtigen Lehren ziehen

Von SZ-Redakteur

Gerhard Franz

Dass Gesundheitsminister Georg Weisweiler bei der täglich unübersichtlicher werdenden Situation im Skandal um Dioxin-Eier nun auf mehr Aufklärung der Verbraucher setzt, ist nicht mehr als konsequent. Andererseits sind aber auch die Vorschläge, die aus der saarländischen Politik kommen, um die Lebensmittel-Sicherheit zu verbessern, durchaus bedenkenswert. Es geht darum, auch im Saarland ein Signal zu setzen, dass man nicht gewillt ist, den Fehlentwicklungen im Handel mit Futter- und Lebensmitteln tatenlos zuzusehen. Dabei ist jedoch kein Aktionismus gefragt, sondern eine Konsequenz, die aus früheren Skandalen um Dioxineier und um Gammelfleisch ihre Lehren zieht.

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