Weinlese-Ende mit Gockel-PrämierungVolksfest bot Marktangebote en masse
Schengen. Zu Wasser mit der luxemburgischen Moselflotte, zu Lande mit Autos aus einem weit gefassten Dreiländereck war der kleine, aber dennoch weltbekannte Europa-Ort Schengen am Sonntag schon früh richtiggehend überrannt. Schengen, sein Nachbarort Remerschen und auch das saarländische Perl am gegenüber liegenden Moselufer waren zugeparkt
Schengen. Zu Wasser mit der luxemburgischen Moselflotte, zu Lande mit Autos aus einem weit gefassten Dreiländereck war der kleine, aber dennoch weltbekannte Europa-Ort Schengen am Sonntag schon früh richtiggehend überrannt. Schengen, sein Nachbarort Remerschen und auch das saarländische Perl am gegenüber liegenden Moselufer waren zugeparkt. Nach dem ersten Nachtfrost dieses Herbstes und Frühnebel flogen die Wespen in der Sonne. Grund für die menschliche Invasion war die "Hunnefeier". Die gab es zwar hier früher auch schon, aber nicht in solchem Stil. Die meisten Luxemburger Winzer feiern so das Ende der Weinlese. Für den besten Erntehelfer gibt es einen Gockel. Der ist für den Kochtopf bestimmt. In Schengen ist das jetzt anders. Das Syndicat d'Initiative, der Verkehrsverein, bekam im vergangenen Jahr einen neuen Vorstand. Präsident ist Ramon Hemmer. Straßen quollen über Am Sonntag hatte er seine liebe Mühe, die fünf Show- und Drumbands durch das enge Schengen mit über 100 Marktständen und die Besuchermassen zu schleusen. Sein Vize-Präsident ist Marc Schoentgen. Mit ihm sprach die SZ. "Wir wollten ein soziales Fest", sagt Schoentgen. "Das kam alles sehr gut an, angefangen mit der Zusammenarbeit der drei Gemeinden Perl, Schengen und Sierck-les-Bains bis zum Aufruf an die Bauern der Umgebung, ihre Hähne auszustellen." Der Erlös des Festes geht an Télévie, eine Organisation für krebskranke Kinder. Portugiesen engagierten sichHier lobt Schoentgen die Portugiesen, größte Zuwanderergemeinschaft im Großherzogtum. In Schengen hatten sie mit 40 Leuten ihre eigene "Fressgass" aufgebaut, mit Werbung für ihre Heimat, riesigen Folkloregruppen und Bands. Welchen Hahn die Besucher als den schönsten auserkoren hatten, stand erst gegen Abend fest. "Nummer drei ist mein Favorit", sagte Ingeburg Schormann aus Perl. "Ihr Hahn" ist pechschwarz mit einer weißen Halskrause. Sie sei oft hier, sagt sie, nach einem Spaziergang über die Moselbrücke. "Es ist wirlich schön hier."Schengen. Es war ein langer Tag vom Fassanstich des Federweißen am Morgen durch Bürgermeister Roger Weber bis zum Heißluftballonflug in die Abenddämmerung. Die SZ ist den Ehrengästen bei ihrem Rundgang gefolgt. Am Moselufer zeigten 100 Händler ihr Marktangebot, daneben eine Schau alter Traktoren und Bulldogs. Das Kunsthandwerk residierte in der Ortsmitte rund ums Schengener Schloss. Nicht zu übersehen und zu überhören war der 73-jährige Jean Bichel, Chef der Stater Schmatten, der Stadtschmiede Luxemburgs. Zehn bärtige und gut gelaunte Männer schmiedeten Kunstvolles aus Eisen und Stahl. Glaskünstlerin Millie Mack aus Remerschen hatte 300 "Schenger Hinnchen" gefertigt, im Auftrag des Verkehrsvereins und für den guten Zweck. Stefanie Jacoby-Spengler aus Wincheringen zeigte Keramiken ihres Ateliers "Erde und Feuer". Aufs "Gesiichtermolen" freuten sich die Kinder bei Lynn Schockmel aus Bonneweg genau so wie auf den Pony-Express. Schmiede und SchnäpseMitten auf dem idyllischen Europaplatz unübersehbar die mobile Schnapsbrennerei von Fernand Kieffer-Schommer aus Greiveldange. Über dem Feuer wird seine Apfelmaische destilliert. Später folgt ein zweiter Brand, bevor der Apfelbranntwein mindestens drei Jahre ruhen muss. Bis zur Après-Coq-Party im Schlosskeller haben sich auch die Weinkeller der anderen Winzer der Côteaux de Schengen gefüllt. Überall Musik und deftiges Essen. Die Schengener konnten sich nun schon mal überlegen, wie sie in den Winter starten. Denn am eleganten Stand von Schengens österreichischem Jumelage-Ort Ischgl im Paznauntal verkündete Florian Walser, dass die Ski-Saison in diesem Jahr am 27. November beginnt. fs