Weihnachtsfeier mit "Mettschicht" im Herzen der Grube

St. Ingbert. Am vergangenen Samstag gab es in St. Ingbert eine Weihnachtsfeier der besonderen Art. Am Rischbachstollen wurde die "Metteschicht" gefeiert. Eigentlich kommt diese Tradition aus dem Erzgebirge, wie Gerd Schäfer vom Verein Rischbachstollen allen Anwesenden erklärte

 Die "Schmelzer Bergmannsbuben" gaben der Andacht von Pfarrer Wagner mit ihrem Gesang ein festliches Ambiente. Foto: Cornelia Jung

Die "Schmelzer Bergmannsbuben" gaben der Andacht von Pfarrer Wagner mit ihrem Gesang ein festliches Ambiente. Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert. Am vergangenen Samstag gab es in St. Ingbert eine Weihnachtsfeier der besonderen Art. Am Rischbachstollen wurde die "Metteschicht" gefeiert. Eigentlich kommt diese Tradition aus dem Erzgebirge, wie Gerd Schäfer vom Verein Rischbachstollen allen Anwesenden erklärte. Aber diese Idee wird auch von vielen Besucherbergwerken zur Gestaltung einer von bergmännischem Brauchtum geprägten Weihnachtsfeier aufgegriffen. Der Brauch geht zurück auf die letzte vor Weihnachten eingefahrene Schicht, die der Steiger vorzeitig mit einem Klopfzeichen beendete. Im Huthaus, bei uns im Saarland das Zechenhaus, kam man zusammen, um nach einem gemeinsamen Gebet bei Bratwurst, Sauerkraut, Kartoffelbrei und Glühwein das Jahr ausklingen zu lassen. Die in Sachsen "Fettbemme" genannten Schmalzbrote, die es bei so einer Mettenschicht zu essen gab, waren auch im Rischbachstollen heiß begehrt. Beim Streckenmeter 250 war eine einfache Bar aufgebaut, an der es auch heiße Getränke und Plätzchen gab. Im Hintergrund lief ein alter Film, der die schwere Arbeit der Bergleute erlebbar machte. Ehemalige und noch in Lohn und Brot stehende Bergleute fachsimpelten über die Technik und genossen das Beisammensein im einfach, aber wirkungsvoll beleuchteten Stollen. Aller drei Meter hing eine batteriebetriebene Grubenlampe, und auch das Stollenmundloch wurde von Lichtern umkränzt. Dieser Tag bot die Möglichkeit, ohne Helm und Führer einige Meter dieses Bergbaurelikts zu "befahren". Doch die meisten Besucher kamen wohl, um den drei Andachten beizuwohnen, die es ab 16 Uhr im Halbstundentakt gab. Kaplan Vadder von St. Hildegard, Pfarrer Schneider-Mohr von der Christuskirchengemeinde und Pfarrer Wagner von der Martin-Luther-Kirche in St. Ingbert tauschten die Kirchenräume mit "Untertage" und zelebrierten jeder auf seine Art die Andacht im Angesicht der aus Sandstein gefertigten St. Barbara. So war die Geschichte der Barbara, die als Schutzheilige der Bergleute und Geologen gilt, genauso zu hören wie auch kritische Töne zur kirchlichen und bergmännischen Gegenwart. Die "Schmelzer Bergmannsbuben" in ihren Uniformen gaben den Gebeten mit ihrem Gesang ein feierliches Ambiente. Noch am Morgen stand der Auftritt auf der Kippe, denn der musikalische Leiter hatte sich verletzt und so sprang auf Zuruf kurzerhand Klaus Baldes vom Saarknappenchor ein. Das ist gelebte Solidarität unter Bergleuten! Im Zechenhaus konnte man derweil zusammensitzen und manch einem kamen beim Auftritt der Bergkapelle St. Ingbert die Tränen, als "Der Steiger" interpretiert wurde. Denn das herzliche "Glück auf", der Gruß aller Bergleute, wird in Zukunft immer seltener zu vernehmen sein. Auch deshalb sind solche Veranstaltungen wie in St. Ingbert durch das Hochhalten der Traditionen sehr beliebt und gut besucht. con

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