Weihnachtliche Spenden-Briefe

Besäße ich keinen Kalender, könnte ich trotzdem nicht übersehen, dass Weihnachten vor der Tür steht. Das das liegt nicht an den vielen Weihnachtsmärkten.

Auch nicht an den weihnachtlich dekorierten Laden-Schaufenstern. Um die Zeichen der Zeit zu erkennen, genügt ein Blick in den Briefkasten.

Weihnachten ist bekanntlich das Fest der Liebe und des Schenkens. Und so schicken derzeit karitative Organisationen Appelle an die Großzügigkeit in die Welt. Sie werben um Spenden für Kinderdörfer in Deutschland, für Augen-Operationen in Afrika, für Mädchenbildung in Südamerika oder medizinische Hilfe in Krisengebieten. Hie und da lächelt ein prominentes Gesicht vom Briefkopf, um dem Spenden-Aufruf Nachdruck zu verleihen. Hie und da sind rührende Fotos und Geschichten beigefügt.

Manche Briefe sind persönlich adressiert, obwohl ich mit den Absendern nie zu tun hatte (woher haben die bloß die Anschrift?). Andere kommen per Postwurfsendung. Eine davon hat mir zu denken gegeben: "An alle Bewohner mit Herz" richtet sie sich. Was im Umkehrschluss besagt: Wer da nicht spendet, muss herzlos sein.

Mein Herz ist weit. Aber mein Kopf ist klar: Wenn ich am Wochenende - wie jedes Jahr - meine weihnachtliche gute Spenden-Tat tue, wird dieses Konto unbedacht bleiben. Selbst der beste Zweck heiligt nicht jedes sprachliche Mittel.

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