Bestimmte Krankheitsbilder häufen sich Wegen Corona: Mehr Depressionen und Angst im Saarland

Homburg/Saarbrücken · Wer schon vor Corona psychische Probleme hatte, braucht nun öfter eine ambulante Behandlung. Eine Saar-Psychiaterin beobachtet, dass spezielle Krankheitsbilder nun öfter auftauchen.

 Bei vielen Jugendlichen lösen Corona und Lockdown psychische Probleme aus.

Bei vielen Jugendlichen lösen Corona und Lockdown psychische Probleme aus.

Foto: dpa-tmn/Silvia Marks

Normalerweise sind die Sommermonate in der Kinderpsychiatrie am Uniklinikum in Homburg eher ruhig. Dieses Jahr ist die Lage aber anders. „Wir haben erst August und trotzdem sind schon alle unsere Betten belegt“, sagt Eva Möhler, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Auch vor der Pandemie litten Jugendliche im Saarland an psychischen Erkrankungen, doch Corona und die damit verbundenen Maßnahmen haben die Lage verschärft. „Europaweit wurde ein Anstieg um 83 Prozent bei Suizidversuchen von Jugendlichen verzeichnet“, sagt Möhler. „Eine solche Entwicklung beobachten wir hier im Saarland zum Glück nicht, dafür tauchen andere Krankheitsbilder öfter auf.“ In den vergangenen Monaten kamen etwa mehr Mädchen, die an Essstörung leiden. „Eine junge Patientin erzählte mir, wie sich die Mahlzeiten im Lockdown zum einzigen Höhepunkt des Tages entwickelten und sie sich immer mehr auf das Essen fixiert“, gibt sie ein Beispiel. Bei den Jungen sei die Zahl derjenigen, die an einem sogenannten „Gaming-Disorder“ (Computerspiel-Sucht) leiden, sehr stark angestiegen. „Vor Corona waren rund acht Prozent aller Jungs ab zwölf Jahren davon betroffen. Mittlerweile sind es 15 Prozent“, sagt Möhler. Haben sich die Jugendlichen einmal daran gewöhnt, während der Ausnahme-Situation Lockdown stundenlang vor den Bildschirmen zu verbringen, sei dieses Verhalten extrem schwierig wieder rückgängig zu machen und den PC-Konsum wieder auf das Vor-Corona-Niveau zu bringen. Für viele Eltern in Home-Office erschien die Unterhaltung der Kinder durch die Bildschirme als einziger Ausweg und Notlösung, um ihre Arbeit zu bewältigen. Der Weg aus dem überschüssigen PC-Konsum wird für einige Kinder aber wohl lange dauern. Dabei macht Möhler den Eltern keinen Vorwurf. „Es war eine Ausnahmesituation, viele Eltern standen mit dem Rücken zur Wand und hatten keine andere Wahl“, sagt sie.