Wege ins unbekannte Weinland

Ehnen/Luxemburg · Die Weinberge an der Luxemburger Moselseite sollen als Ferienziel bekannt gemacht werden. Dazu schießt die EU Gelder zu. Doch eine Vernetzung des Projekts mit der deutschen Moselseite ist nicht mit eingeplant.

 Die berühmteste Weinlage in Luxemburg ist das Koeppchen mit Kapelle in Wormeldingen. Foto: Oenotourisme-Region-Moselle.lu

Die berühmteste Weinlage in Luxemburg ist das Koeppchen mit Kapelle in Wormeldingen. Foto: Oenotourisme-Region-Moselle.lu

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. Kennen Sie das Miselerland? Nein? Dann werden die Saarländer es bald kennen lernen, jedenfalls wenn es nach Olaf Gruppe geht, der als Koordinator den Weintourismus an den 42 Kilometern Luxemburger Mosel vorantreiben will. Das Miselerland ist jener lieblich hügelige Landstrich am europäischen Weinfluss Mosel, der dem saarländischen Obermosel-Gebiet und dem südlichsten rheinland-pfälzischen Moselabschnitt gegenüberliegt. "Luxemburg hat seinen eigenen Weinstil, kräftiger, alkoholischer und trockener, eben eine Annäherung an den französischen Weinstil", sagt der Niedersachse Gruppe, der in etwas mehr als zwei Jahren mit einem von der EU-geförderten Leader-Projekt die Winzer und Gastronomen im Miselerland aus dem Dornröschenschlaf erwecken soll. Gruppe, diplomierter Landschafts- und Regionalplaner, der in Hannover studierte, sagt, dass der Weintourismus an der Luxemburger Mosel keine große Tradition habe. "Früher kamen die Belgier mit Bussen. Jetzt kommen aber Individualisten mit höheren Ansprüchen", so Gruppe, der in Ehnen an der Weinstraße im Regionalbüro des Tourismusverbandes Luxemburger Mosel arbeitet. Die Luxemburger Winzer verkauften zwar ihren Wein sehr gut ins Ausland, vor allem nach Belgien, aber es gehe nicht nur um den Weinverkauf. Bei den Beherbergungsbetrieben macht er noch Defizite aus. Es gebe ein paar sehr gute Hotels, wie das Design-Hotel L'Ecluse in Stadtbredimus, aber Pensionen, Bed and Breakfast-Angebote seien noch nicht in ausreichender Zahl vorhanden.

Doch nach einem halben Jahr Bohren dicker Bretter hat Gruppe nach eigenen Angaben erste Erfolge zu verzeichnen. So zum Beispiel das Wochenende der offenen Weinkeller vom 14. bis 16. Juni, an dem sich mehr als 30 Winzer und mehrere Brennereien beteiligen. "Das heißt walk, taste and enjoy, wegen der Sprachenvielfalt in Luxemburg. Es gibt etwa in der Stadt Luxemburg viele Bewohner, die gar nicht wissen, das Luxemburg ein Weinland ist", erklärt Gruppe den englischen Titel. Die Besucher erwarten Führungen durch die Weinberge, Radtouren und viel Live-Musik, da die Fête de la musique auch in die Weinkeller einkehrt. "Das wird ein tolles Frühlingswochenende an der Luxemburger Mosel", sagt Gruppe.

Es wartet noch viel Arbeit auf den Tourismusexperten: Willkommensschilder hinter den Grenzbrücken sollen her, weintouristische Karten müssen erstellt werden. Und natürlich ist Klinkenputzen bei Winzern und Gastronomen angesagt, um sie mit ins Boot für die Regionalvermarktung zu holen.

Damit ist Gruppe nicht allein: Denn an der rheinland-pfälzischen Mosel mit 4000 Winzern, 800 Hoteliers und 2,3 Millionen Gästen auf 243 Flusskilometern raufen sich die Touristiker ebenfalls die Haare: Nur 87 der Gastgeber haben ihre Qualität bisher prüfen lassen, um unter die gemeinsame Dachmarke, das goldene "M" zu schlüpfen, wie der "Trierische Volksfreund" im März leicht erschüttert berichtete. Dabei waren alle beim Kongress "Miteinander weiterkommen" von ihrem Zugpferd, dem Mosel-Wein, hundertprozentig überzeugt.

Apropos "Miteinander weiterkommen": An der Mosel kocht jeder Anrainer weiterhin sein eigenes Süppchen, trotz gemeinsamer Großregion. So bekannte Gruppe, das es keine weintouristische Vernetzung auf die andere Moselseite gebe, weder ins Saarland noch nach Rheinland-Pfalz. Ein Sprecher des Saarschleife-Touristik GmbH&Co. KG bestätigte der SZ, dass es derzeit keine EU-Förderung für den Weintourismus an der saarländischen Obermosel gebe.

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