Weg vom Kaffeekränzchen-Image

Saarbrücken. Der schlichte Leitgedanke "Tue Gutes" war gültig für Generationen verheirateter Frauen in der evangelischen Frauenhilfe. Gutes tun, aber um das Getane kein Aufhebens machen - das entsprach dem typischen Bild der Frauenhilfe

Saarbrücken. Der schlichte Leitgedanke "Tue Gutes" war gültig für Generationen verheirateter Frauen in der evangelischen Frauenhilfe. Gutes tun, aber um das Getane kein Aufhebens machen - das entsprach dem typischen Bild der Frauenhilfe. Die ehrenamtlich aktiven Frauen halfen in ihren Kirchengemeinden, strickten für Soldaten, kochten für arme und bedürftige Menschen - kurz: sie lebten christliche Nächstenliebe.

Heute aber geht es um mehr. Die Vorsitzende des Saarverbands der evangelischen Frauenhilfe, Ulrike Heydt (Foto: SZ), wünscht sich von den heute engagierten Frauen, dass sie nicht nur Gutes tun, sondern auch darüber reden, sagte sie im SZ-Gespräch. Die evangelischen Frauen sollten versuchen, aus ihrer Nische herauszukommen. Und der saarländische Verband habe da die Aufgabe, Frauen zu befähigen, selbstbewusst ihr Tun in der Öffentlichkeit darzustellen, so Heydt. Ein wichtiges Anliegen sei ihr auch, dass Frauenhilfe-Arbeit attraktiver wird und etwa die Bildungsveranstaltungen offener für Nicht-Mitglieder, auch für Männer werden.

Die gegenwärtige Arbeit der evangelischen Frauenhilfe lasse sich nicht mehr auf Bibelstunden und Kaffeekränzchen reduzieren, so Heydt. Über die Gemeindegrenzen hinweg habe sich die Frauenhilfe nach außen geöffnet, so dass sie auch die sozialen Probleme in Entwicklungs- und Schwellenländern etwas angehe - zum Beispiel am Weltgebetstag. Jedes Jahr im März - nun schon seit 60 Jahren - bereitet die Frauenhilfe diesen Tag vor. Zu Veranstaltungen anlässlich des Weltgebetstages werden auch Frauen aus anderen christlichen Kirchen eingeladen. Sie sollen für die drängenden Probleme der Frauen des jeweiligen Weltgebetstags-Landes sensibilisiert werden - in diesem Jahr zum Beispiel für das afrikanische Land Kamerun.

Aber auch die Dauerangebote und Einrichtungen des Saarverbands der evangelischen Frauenhilfe stehen für einen starken sozialen und gesellschaftlichen Einsatz: ein thematisch breit gefächertes Fortbildungsprogramm für die örtlichen Frauenhilfen im Saarland, eine beim Diakonischen Werk an der Saar angesiedelte Kurvermittlungsstelle für Mutter-Kind-Kuren und eine eigene Stiftung. "Mit der Stiftung verpflichten wir uns, Frauenprogramme und Frauenprojekte zu fördern, die sonst keine entsprechende Förderung erhalten", sagt Heydt über den Stiftungszweck. So habe die Frauenhilfe-Stiftung im Saarland eine psychologische Beratung für kriegstraumatisierte Frauen aus Bosnien finanziert.

Ganz abgesehen vom vielseitigen gesellschaftlichen Engagement dräut auch der Frauenhilfe wie so vielen Vereinen und Verbänden im Saarland ein Nachwuchsmangel. Im Schnitt liege das Alter der rund 3000 Mitglieder zwischen 75 und 80 Jahren, sagte Heydt. Sie selbst ist 59 Jahre alt und gehört damit zu den wenigen jüngeren und zudem berufstätigen Frauen im Saarverband. Durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit über Kirchengemeinden und die Landesmedien wolle die evangelische Frauenhilfe im Saarland auch jüngere Frauen hinzugewinnen.

AUF EINEN BLICK

Dem Saarverband der evangelischen Frauenhilfe - im Saarland gründeten sich die ersten Frauenhilfe-Gruppen vor über 120 Jahren - gehören der Kreisverband Ottweiler und der im September neu gegründete Kreisverband Saar-West an. In nahezu jeder saarländischen Stadt und Gemeinde ist eine Frauenhilfe-Gruppe aktiv.

Derzeit zählt die Frauenhilfe im Saarland rund 3000 Mitglieder. Die evangelische Frauenhilfe im Rheinland, der Landesverband des Saarverbands der Frauenhilfe, hat rund 45 000 Mitglieder. bera

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