Wechselbad der Gefühle

Merzig · Handball-Oberligist HF Merzig-Brotdorf katapultierte sich am Samstag mit dem 33:33-Remis gegen Budenheim aus der Abstiegszone ins Mittelfeld. In einer dramatischen Schlussphase verspielten die Wölfe im Thielspark sogar den Sieg.

 Thomas Kochann warf die HF Merzig-Brotdorf vor 400 Zuschauern in der Schlussminute erst auf 33:31 in Führung und sah dann Rot. In Unterzahl kassierte Merzig den Ausgleich Foto: Horst Klos

Thomas Kochann warf die HF Merzig-Brotdorf vor 400 Zuschauern in der Schlussminute erst auf 33:31 in Führung und sah dann Rot. In Unterzahl kassierte Merzig den Ausgleich Foto: Horst Klos

Foto: Horst Klos

Samstagabend, 21 Uhr, Thielspark-Halle Merzig. Die Handballfreunde Merzig-Brotdorf haben sich gegen den Tabellenfünften SF Budenheim gerade ein 33:33 (14:15)-Remis erkämpft, auch im zweiten Spiel unter Trainer Marcus Simowski gepunktet und sich so aus der Abstiegszone der Oberliga ins Mittelfeld katapultiert. Gute Gründe also für die rund 400 Zuschauer (Saisonrekord), die Tribüne wackeln zu lassen und den Erfolg mit der Mannschaft zu feiern. Aber da kommt nicht viel. Das entgeisterte Publikum spendet artig Beifall, mehr geht nicht. Die turbulente Schlussphase hatte es in sich und muss erst verdaut werden. Jubeln sieht man nur die Gäste. "Echt bitter, wenn ein Spiel so endet. Alles in allem ist die Punkte-Teilung aber gerecht", resümiert Marcus Simowski sichtlich erschöpft. Aber was genau ist passiert?

Zweimal Rot kurz vor Schluss

Rückblick: Als die Hallenuhr vier Sekunden vor dem Abpfiff stoppt, führt Merzig mit 33:32. Drei Minuten früher sogar mit 32:29. Doch dann setzen die trickreichen Rheinhessen alles auf eine Karte, nehmen den Torwart raus, und bringen im Angriff einen zweiten Feldspieler - und die Taktik geht auf. Als Julian Gerber für Budenheim auf 31:32 verkürzt, reagiert HF-Trainer Simowski sofort: Auszeit, zwei Minuten vor dem Ende. "Werft erst, wenn sich Chancen bieten. Kein Schnellschuss mehr", bläut er seinen Spielern ein und schickt sie zurück in den Angriff. Und die befolgen die Anweisung prompt. Thomas Kochann ist am Kreis frei und trifft zum 33:31.

Zeit zum Jubeln bleibt nicht, denn kurz darauf fliegt der Spielmacher vom Platz. Für das Stopp-Foul in der letzten Minute sieht er die Rote Karte - die Regel will es so. Noch 30 Sekunden. Sieben Budenheimer greifen an und nutzen die doppelte Überzahl zum Anschlusstreffer. 33:32 - jetzt wird es richtig turbulent, denn die Gäste-Abwehr wartet schon hinter der Mittellinie. Folge: ein planloses Durcheinander, Ballverlust Merzig und die nächste Rote Karte. Diesmal erwischt es Dennis Koppenburg. 59:56 Minuten zeigt die Uhr, als die Schiedsrichter das Spiel wieder freigeben. Und bei "Sieben gegen Vier" kommt es, wie es kommen muss. Budenheims Torjäger Matthias Carl läuft sich linksaußen frei, bekommt den Ball und versenkt ihn im Netz des glänzend aufgelegten HF-Torwarts Sven Klein, der diesmal chancenlos ist. Schluss-Sirene.

"Sind auf einem guten Weg"

"Vom Gefühl her ist es ein verlorener Punkt. Betrachtet man das ganze Spiel, geht das Ergebnis in Ordnung", findet HF-Kapitän Peter Laux, doch froh wirkt er nicht. In der ersten Halbzeit lag sein Team bereits klar mit 8:13 hinten. Schuld waren Abstimmungsprobleme in der Defensive, was Abwehr-Fan Simowski sauer machte. "Anders als beim Heimsieg gegen Saulheim hat mir die Deckung anfangs gar nicht gefallen, obwohl wir uns gezielt vorbereitet hatten", kritisiert er. Mit seiner Zwischenbilanz (drei Punkte in zwei Spielen) kann der neue Trainer aber zufrieden sein. Und Platz neun nach den Samstagsspielen, das ist doch was. Simowski: "Wir sind nach zwei Wochen Training auf einem guten Weg. Die Jungs können noch besser spielen. Wir brauchen aber Zeit. Und die muss man uns einfach geben."

Tore HF Merzig-Brotdorf: Thomas Kochann 7/2, Sebastian Klein 6, Dorian Vallet 5, Gabor Karap 5, Laszlo Kincses 4, Peter Laux 3, Dennis Koppenburg 2, Tamas Nemeth 1.

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