Wechsel im Vorsitz der Großregion

Saarbrücken. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Großregion Saar-Lor-Lux erreicht in drei Wochen eine neue Phase. Denn am 24. Januar werden bei einem Gipfel in Saarbrücken Vorsitz und politische Verantwortung für die Großregion vom Saarland an Lothringen weitergegeben

Saarbrücken. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Großregion Saar-Lor-Lux erreicht in drei Wochen eine neue Phase. Denn am 24. Januar werden bei einem Gipfel in Saarbrücken Vorsitz und politische Verantwortung für die Großregion vom Saarland an Lothringen weitergegeben.

Kürzlich hatten der Arbeitskammer-Chef Hans Peter Kurtz und der saarländische Europaminister Stephan Toscani bei der Tagung des Wirtschafts- und Sozialausschusses der Großregion eine positive Bilanz der 18-monatigen Präsidentschaft des Saarlandes gezogen. Kurtz wünschte, dass sich alle Beteiligte auch künftig um die Großregion bemühen: "Denn es lohnt sich für die Menschen, die hier leben." Toscani wies darauf hin, dass die Zahl der Grenzgänger in der Großregion in den letzten beiden Jahren trotz Krise noch zugenommen habe. In dieser Region, die ohnehin bereits über die meisten Pendler verfüge, bilde sich allmählich eine gemeinsame Identität heraus, die zur Erkenntnis führe, dass "wir alle Saar-Lor-Luxer" seien.

Allerdings wird in Lothringen das politische Gebilde Großregion bei weitem nicht so positiv bewertet wie im Saarland. Das klingt auch aus den Stellungnahmen heraus, die lothringische Politiker gegenüber der Metzer Zeitung "Républicain Lorrain" bezüglich der anstehenden lothringischen Präsidentschaft abgegeben haben. Das geht damit los, dass für Lothringen der Sozialist und Generalratspräsident Jean-Pierre Masseret (PS) die Zügel in die Hand nehmen wird, während die Konservativen bis zuletzt lieber den Präfekten Bernard Niquet an der Spitze der Großregion gesehen haben wollten. Allein dieser Machtkampf wird seine Spuren hinterlassen. Dennoch heißt es im "Républicain Lorrain", Masseret werde sich bis zum Stabwechsel noch mit "seinen Partnern" der Großregion treffen, und zwar mit dem luxemburgischen Premier Jean-Claude Juncker sowie mit den Ministerpräsidenten aus Mainz und Saarbrücken, Kurt Beck (SPD) und Peter Müller (CDU), um letzte Details zu klären.

Politisch will Masseret im Konzert der Großregion "die Stimme Lothringens stärken", um auch noch einige Hemmnisse in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auszuräumen. Zugleich fordert sein sozialistischer Kollege Michel Dinet, dass der anstehende Gipfel "mehr als ein schlichtes protokollarisches Treffen" wird. François Grosdidier (UMP), konservativer Bürgermeister aus Woippy, macht keinen Hehl daraus, dass er Masseret für dessen künftige Rolle nichts zutraut: "Das Problem ist, dass Masseret in sieben Jahren an der Spitze des Regionalrats nichts bewiesen hat, im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern Gérard Longuet und Jean-Marie Rausch, die eine lothringische Vision für die Grenzregion mitbrachten." Roger Cayzelle (PS) stellt Sinn und Zweck des Gipfeltreffens in Saarbrücken in Frage: "Meine Furcht ist, dass wir diesen Wechsel zum Jahresende in die Flops von 2011 einordnen müssen. Falls die Präsidentschaft mal wieder mit einer Kläranlage an der luxemburgischen Grenze enden sollte." Der Generalratspräsident im Mosel-Département, Philippe Leroy (UMP) will, dass man mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit pfleglich umgeht: "Die Eigenschaft der Großregion ist ihr langsames Fortkommen; das ist vor allem eine Idee, die man kultivieren muss, ähnlich wie man heute noch den Geist von Robert Schuman kultiviert."

Hintergrund

Alle 18 Monate wechselt der Vorsitz in der Großregion Saar-Lor-Lux. Auf einem so genannten "Gipfel der Großregion", wie er nun in Saarbrücken stattfindet, wird die Verantwortung an den Nachfolger weiter gereicht.

Enttäuschungen hat es zuletzt über Belgier und Lothringer gegeben, die nach Meinung der übrigen Partner-Regionen die Ernsthaftigkeit bei der politischen Kooperation vermissen ließen. So kam vom Saarland bereits der Vorschlag, eine "Großregion der zwei Geschwindigkeiten" zu gründen, in der Deutsche und Luxemburger vorweg marschieren könnten. gf

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