Wat giftet håut se esse?

Albert Thomalla aus Oberthal schreibt ergänzend zu den "Flauzen", dass man in seiner Mundart darunter nur "Kuddeln" verstehe. Es gebe auch "einen Flåuzeworscht" aus geschnittenem Schweinemagen und Darm, französisch "Andouille".

Dieses Wort kannte er von seiner Mutter; wenn man sie mit der Frage "Wat giftet håut se esse?" (Was gibt es heute zu essen?) nervte, pflegte sie zu sagen: "Amdulle in Bódder gebråt, ìngemachde Kellerdrebbe, gereeschelte Chausseestange, ìn Miggefett geschmelzt." (Andouilles in Butter gebraten, eingemachte Kellertreppen, geröstete Chausseestangen in Mückenfett geschmalzt).

Solchen Nonsens bekamen die Kinder früher oft zu hören, wenn sie mit ihren Fragen den Erwachsenen lästig fielen. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt; im Angebot hatten die Köchinnen "Flehzunge" (Flohzungen), "Niggs unn Subb dedsuu" (Nichts und Suppe dazu), "Heit Middaa niggs, unn de Òòmend gebbds gewärmd" (Heute Mittag nichts, und am Abend wird es gewärmt), "Ebbes Guddes unn e bissje viel devun" (Etwas Gutes und ein bisschen viel davon). Aus meiner eigenen Kindheit kann ich mich erinnern, dass mir der Unsinnn solcher Sprüche schon im Kindergartenalter klar war; hingegen verstand ich erst als Schulkind, dass manche Drohungen nicht ernst zu nehmen waren. Dazu gehörten: "Dser Schdròòf gehsche heid Òòmend baarfuus ins Bedd!" (Zur Strafe gehst du heute Abend barfuß ins Bett!) oder: "Dier schdegg isch gleisch emòol de Kobb dswische die Ohre!" (Dir stecke ich gleich einmal den Kopf zwischen die Ohren!).

Paul Glass, bekannt als Verfasser von Ensheimer Mundartbüchern, arbeitet derzeit an einem Projekt über die Evakuierung der saarpfälzischen Grenzbevölkerung 1939/40. Die Saarländer waren nicht überall willkommen, mancherorts verbesserten sich aber im Lauf der Zeit die Beziehungen, und es wurde sogar in den lokalen Blättern über die Evakuierten berichtet. So entdeckte Paul Glass in den "Dorfnachrichten von Wickenrode" (Nordhessen) das saarländische Mundartgedicht "Jetz nix wie hemm!" von Maria Jochum aus Großrosseln. Es beginnt: "Jetzt nix wie hemm, ihr Rückgefirte von der Saar, / Der lange Trom, der hat ä End, ma frein uns allegar. / Erscht recht, we ma die Heimat siehn, un all die gudde Leit, / Ach Gott, wie war der Abschied schwär, wie hemma doch geheilt. / Das Schrecklichste, was ich erläbt, wie mir sinn wechgegang: / Dort in Klänroßle an der Brick, es Katsche hat gestann. / Es hat geruft, was es nur konnt, mir ging's durch Mark un Bän, / Es wollt sei Mudder noch gäär siehn, die hing so an dem Klän. / Doch leider war die Zeit zu knapp, wie der Befähl is kumm, / Mir misse furt, mir misse weg, so rennt das Volk dorum." Es folgen noch viele Verse, in denen, wie es damals üblich war, auch dem "Führer" gebührend gehuldigt wird.

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