Was wird aus dem Saarland?

St. Wendel · Laut Meinungsforschern sind 46 Prozent der Saarländer für einen Zusammenschluss mit einem anderen Bundesland, 43 Prozent lehnen dies ab. Auf einer Straßenumfrage wollte die SZ wissen, wie Menschen aus der Region darüber denken.

"Das Saarland soll das Saarland bleiben! Das ist so und so soll es bleiben", sagt Karl-Heinz Müller aus Marpingen. Der 73-Jährige sehe zwar in einer Fusion mit einem anderen Bundesland den Vorteil, den Schuldenberg zu drücken, habe jedoch eigene Ideen für die Bekämpfung der saarländischen Finanzmisere: "Das Geld sollte in sinnvolle Sachen investiert werden und nicht in so etwas wie den Museumsbau in Saarbrücken."Gespaltene Gefühle hat Markus Junker (46): "Die Vernunft sagt, ein Zusammenschluss ist sinnvoll. Doch das Herz sagt nein." Der St. Wendeler befürworte zwar eine intensive Kooperation mit anderen Ländern, wolle aber keine vollständige Aufgabe der saarländischen Eigenständigkeit. Junker: "Rheinland-Pfalz ist doch auch ein Armenhaus. Wenn, dann würde nur eine Verbindung der beiden Länder mit Baden-Württemberg Sinn machen."

Dies ist auch nach Meinung von Thomas Loch aus Alsweiler die einzige sinnvolle Alternative. Dennoch spricht sich der 54-jährige Gymnasiallehrer gegen eine Fusion aus: "Der Saarländer hat sich in seiner schweren Geschichte eine eigene Identität erarbeitet." Diese sehe er durch eine Aufgabe der Selbstverwaltung bedroht. Als fleißig, arbeitsam und fähig, in schwierigen Situationen alleine klar zu kommen, charakterisiert der Alsweiler die saarländische Identität.

Auf die eigene Geschichte und Tradition des Saarlandes beruft sich auch Ingrid Kleist aus Oberlinxweiler. Außerdem schätze sie die kurzen Wege im Land und sei heimatverbunden. Eine Eingliederung sei nur sinnvoll, wenn die gesamte föderale Struktur Deutschlands reformiert werden würde. Die Schuldenbekämpfung als Argument für eine Fusion lässt die 56-Jährige nicht gelten: "Die anderen Länder sind doch nicht viel besser!"

Dies sieht Barbara Rohner aus Oberthal anders: "Durch das Zusammenlegen von Ministerien und den Abbau von Bürokratie könnte man viel Geld sparen." Dennoch hegt sie zwiespältige Gefühle für eine Fusion mit Rheinland-Pfalz: "Man ist Saarländer und will es auch bleiben. Aber, wenn die Länder zusammengelegt werden, bleiben wir ja trotzdem hier wohnen. Viel ändern würde sich nicht."

Auf einem guten Wege sieht Gören Ziver (35) das Saarland. "Es wird viel investiert, etwa in Tholey, am Bostalsee oder hier. So sollte es weiter gehen", gibt der aus der Türkei stammende Imbissbudenbesitzer an. Daher sei er gegen eine Auflösung des Landes. Jedoch verstehe er die Sorgen der Saarländer um ihre Identität nicht: "Es gibt nur eine, das ist die deutsche Identität."

Entschieden für die Selbstständigkeit ist Stefan Nickolay. Der 25-Jährige aus St. Wendel geht noch weiter: "Schon die Abstimmung 1955 war falsch. Das Saarland sollte ein autonomer Staat sein. Das wäre das Beste für die Wirtschaft." Fotos: lk

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort