Was tun mit einem marokkanischen Abitur?

Saarlouis. Btissane Damoun stammt aus Marokko und lebt seit neun Monaten in Deutschland. Wenn sie sich hier um einen Job bewirbt, sind die meisten Arbeitgeber ratlos beim Anblick ihres "Baccalauréat". So nennt sich der Schulabschluss, den sie in Marokko erworben hat

 Sabri Brimo, Btissane Damoun und Pushpika Patabendi (von links sitzend) zeigen ihre Urkunden und Diplome. Gertrud Jakobs, Werner Dörr und Dorothea Gratz (von links stehend) helfen auf dem Weg zur Anerkennung der Unterlagen. Foto: SZ/Sabine Schmitt

Sabri Brimo, Btissane Damoun und Pushpika Patabendi (von links sitzend) zeigen ihre Urkunden und Diplome. Gertrud Jakobs, Werner Dörr und Dorothea Gratz (von links stehend) helfen auf dem Weg zur Anerkennung der Unterlagen. Foto: SZ/Sabine Schmitt

Saarlouis. Btissane Damoun stammt aus Marokko und lebt seit neun Monaten in Deutschland. Wenn sie sich hier um einen Job bewirbt, sind die meisten Arbeitgeber ratlos beim Anblick ihres "Baccalauréat". So nennt sich der Schulabschluss, den sie in Marokko erworben hat. "Das ist zwar eine Hochschulreife, die aber in Deutschland als mittlerer Bildungsabschluss gewertet wird", erklärte Werner Dörr von der Saarländischen Servicestelle zur Erschließung ausländischer Qualifikationen. "Da Frau Damoun aber an einer staatlichen Uni in Marokko studiert hat, wird ihr Abschluss in Kombination mit dem Studium als gleichwertig mit dem deutschen Abitur bewertet", sagt Dörr. Mit zwölf weiteren Zuwanderern hat die Marokkanerin erfolgreich an einem Integrationskurs der Volkshochschule Saarlouis teilgenommen. "Die Teilnehmer des letzten Kurses sind fast alle Akademiker. Aber sie sind ratlos, wie ihre Abschlüsse hier eingestuft werden und wie sie in Deutschland in ihren erlernten Berufen einen Arbeitsplatz finden können", sagte Dorothea Gratz (VHS). Vor einem Jahr wurde die Servicestelle ins Leben gerufen und bei der RAG Bildung in Saarbrücken angesiedelt. Sie wird mit öffentlichen Mitteln gefördert. Hier bearbeiten Werner Dörr und sein Kollege Christoph Klos derzeit rund 300 Fälle. Sie beraten und begleiten Zuwanderer auf dem Weg ihrer beruflichen Anerkennung. Sie helfen aber auch Arbeitgebern, wenn es um die Einstufung eines Bewerbers mit ausländischer Qualifikation geht. Zu den Ratsuchenden in Saarlouis gehören auch der Syrer Sabri Brimo, der in seiner Heimat das Friseurhandwerk erlernt hat, und der aus Sri Lanka stammende Pushpika Patabendi, der dort eine Ausbildung zum Hotelfachmann absolviert hat. Das Gesetz unterscheidet zwischen reglementierten Berufen wie Arzt, Lehrer oder Ingenieur, in denen man nur mit einer Anerkennung arbeiten darf, und den nicht reglementierten Berufen. Zu letzteren gehört der kaufmännische Zweig. "Hier ist ein Anerkennungsverfahren nicht zwingend erforderlich". "Das Problem fängt schon damit an, die zuständige Anerkennungsstelle zu finden", sagte Dörr. Im Falle der Marokkanerin sei das Bildungsministerium zuständig, bei dem syrischen Friseur die Handwerkskammer und der Hotelfachmann aus Sri Lanka muss zur Industrie- und Handelskammer. Was man außerdem alles beachten muss, weiß die Servicestelle. redInfo: Telefon (06 81) 4 17 20 75 oder (06 81) 41 62 02 37 oder per E-Mail an christoph.klos@ragbildung.de oder werner.doerr@ragbildung.de sowie bei der VHS Saarlouis unter Telefon (0 68 31) 4 02 20.

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