Was tun gegen gigantische Wassermassen?

Quierschied. Den 3. Juli 2009 werden die meisten Bürger in Quierschied und Fischbach wohl nie vergessen. An diesem Freitag setzte sich über der Gemeinde ein Regengebiet fest. Damals gingen innerhalb von zwei Stunden 95 Liter Regen pro Quadratmeter über Quierschied nieder. Ein Jahr später fiel diese Menge im ganzen Juli

Quierschied. Den 3. Juli 2009 werden die meisten Bürger in Quierschied und Fischbach wohl nie vergessen. An diesem Freitag setzte sich über der Gemeinde ein Regengebiet fest. Damals gingen innerhalb von zwei Stunden 95 Liter Regen pro Quadratmeter über Quierschied nieder. Ein Jahr später fiel diese Menge im ganzen Juli. Kleine Bäche, beispielsweise der Lasbach oder der Kohlbach, wurden 2009 zu reißenden Flüssen. Straßen und Keller wurden überflutet. Die Wassermassen machten aus der Waldparkanlage in Fischbach eine Seenplatte.In Zusammenarbeit mit dem saarländischen Umweltministerium gab die Gemeinde im vergangenen Jahr eine so genannte Machbarkeitsstudie zur gewässerkundlichen Untersuchung innerhalb von Quierschied in Auftrag. Die Studie ist fertig. Erstellt hat sie Diplom-Ingenieur Michael Bös von der RAG Montan Immobilien GmbH. Sie umfasst 100 Seiten Text, unzählige Fotos und 30 detaillierte Pläne. Bös, der sich auf Wasserbau spezialisiert hat, untersuchte die elf Bäche in der Gemeinde mit einer Gesamtlänge von 28 Kilometern und alle Weiher, von den Fischweihern im Lasbachtal bis zu den Gewässern im Netzbachtal.

Am Mittwochabend stellte der Ingenieur im Bauausschuss des Gemeinderates die Grundzüge seiner Untersuchung vor. "Die Studie zeigt auf, wie die Gemeinde Vorsorge für künftige Starkregenfälle treffen kann", erklärte Bürgermeisterin Karin Lawall. Bös stelle klar, dass man für ein solches Jahrhundertereignis wie am 3. Juli 2009 keine Vorsorge treffen könne und nannte beeindruckende Zahlen: An der Pegelstation Rußhütte werden im Fischbach normalerweise 870 Liter Wasser pro Sekunde gemessen - am 3. Juli waren es rund 59 000 Liter. Die Messungen gibt es seit 1960. Beim zuvor schlimmsten Hochwasser 1993 waren es 38 000 Liter. "Am 3. Juli 2009 musste der Fischbach rund 780 Millionen Liter Wasser aufnehmen." Trotz dieser erschreckenden Zahlen beschrieb der Ingenieur einige Möglichkeiten, wie der Schutz vor Hochwasser verbessert werden. "Unter anderem durch die Renaturierung der Bachläufe, den Einbau von Rückstaumöglichkeiten in der Oberläufen oder die verbesserte Nutzung bestehender Weiher", so Bös. Dadurch könnten größere Wassermassen zwischengespeichert und danach gedrosselt weitergeleitet werden.

Nach Angaben von Bürgermeisterin Karin Lawall laufen derzeit die Planungen für die Sanierung des Kohlbachweihers in der Nähe des Kraftwerks Weiher. Der Damm sei teilweise defekt. Im Zuge der Sanierung werde er erhöht und so die Speicherkapazität des Weihers vergrößert.

In einem ersten Schritt wird Michael Bös jetzt in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Pläne für die Renaturierung des Fischbachs und seiner beiden Zuläufe Kohl- und Lasbach erarbeiten. "Am 3. Juli 2009 musste der Fischbach rund 780 Millionen Liter Wasser aufnehmen."

Diplom-Ingenieur

Michael Bös

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