Was kommt nach dem Bergbau?

Sulzbach. Für 118 Schüler der Erweiterten Realschulen (ERS) Friedrichsthal, Quierschied und Sulzbach, der Gesamtschule Sulzbachtal, des Theodor-Heuss-Gymnasiums sowie des Berufsbildungszentrums Sulzbach begann der Freitagmorgen mal nicht mit dem normalen Unterricht

Sulzbach. Für 118 Schüler der Erweiterten Realschulen (ERS) Friedrichsthal, Quierschied und Sulzbach, der Gesamtschule Sulzbachtal, des Theodor-Heuss-Gymnasiums sowie des Berufsbildungszentrums Sulzbach begann der Freitagmorgen mal nicht mit dem normalen Unterricht. Die Stadt Sulzbach hatte zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Abschied vom Bergbau - Aufbruch mit neuer Energie" in die Veranstaltungsstätte Aula eingeladen. Die aufmerksamen Schüler trafen auf Experten, die ihnen Rede und Antwort standen.Delf Slotta, Bergbau-Buchautor und Leiter der Stabstelle "Lenkungskreis Bergbauflächen", begleitete mit Rudolf Krumm, Repräsentant der RAG Immobilien GmbH an der Saar, fachmännisch die Diskussion, flankiert von Rathaus-Chef Michael Adam. Durch die Debatte führte SZ-Redakteur Peter Wagner.

"Was werden die Bergleute zukünftig arbeiten?", fragten Schüler nach der Diskussionseröffnung. Was aus den derzeit 1700 Bergleuten im Saarland nach dem offiziellen Ende des Bergbaus am 30. Juni werden wird, brannte den Schülern auf den Nägeln. "Jeder Bergmann kriegt die Chance, sich umzuorientieren", sagte Krumm. Er wies auf den Salzbergbau in Süd- und die Kupfergewinnung in Ostdeutschland hin. "Die Jüngeren müssten darüber nachdenken zu pendeln, das ist natürlich ein harter Schritt. Die Älteren bekommen Angebote zum Thema Vorruhestand", so Krumm. Die thematisch vorbereiteten Schüler sorgten sich auch um Alternativ-Energien. "Photovoltaik ist ein Stichwort", so Slotta. Man habe bereits Anlagen auf saarländischen Kohlelagern platziert. Weitere 40 Sonnenanlagen seien geplant. "Windräder haben einen hohen Wirkungskreis, viele wollen diese Anlage zwar nicht, aber das ist unser zweites Thema in Verbindung mit den Kohlestandorten", fügte er an. Pumpspeicherkraftwerke seien außerdem angedacht.

Die vielen Möglichkeiten vor Augen, verblüffte so manche kluge Schülerfrage das Auditorium: "Kann man was mit Erdwärme tun?", schallte es aus dem Lautsprechern. Und wie sich herausstellte, hat man sich hier bereits des Problems angenommen: "In Reden heizen bereits Wärmetauscher, die die Wärme von Grubenwasser umwandeln, einzelne Verwaltungsgebäude", informierte Krumm.

Auch der touristische und der Freizeit-Faktor kamen zur Sprache. "Viele Leute gehen oft auf so eine Halde. Wir wollen zwar keine vorgeschriebene Freizeitlandschaft ausbauen, aber in der Nähe von denkmalgeschützten Fördertürmen sollte man schon etwas zu essen und zu trinken bekommen", meinte Slotta.

"So viele Freunde hatte der Bergbau schon lange nicht mehr", äußerte er später im SZ-Gespräch. Es sei dies der persönliche Bezug der jungen Leute zu dem Thema. Gerade die Bergmanns-Tugenden wie Teamgeist und Kameradschaft gelte es zu wahren. "Wir wollen mit der Veranstaltung dieses Erbe vermitteln. Es geht nicht um Wehmut oder Bergbau-Betulichkeit", äußerte Michael Adam. Deswegen habe man die Schüler eingebunden. "Sie sind die Brücke zu der Zeit nach dem Bergbau", äußerte der Verwaltungschef. Über diese Brücke wollten die Schüler sogar noch intensiver gehen, als die Debatte vorsah: "Die Besprechung war zu kurz. Ich hätte mir noch mehr direkten Austausch auch unter den Schülern gewünscht", reflektierte der 17-jährige Fabian Meyer vom Theodor-Heuss-Gymnasium bei einer Brezel mit Limonade.

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