Was Großvater und Großmutter noch alles arbeiten mussten

Theley. Gespannt auf das, was bald geschieht, warteten die Besucher in der düsteren Mahlstube, die noch viele mittelalterliche Züge aufweist. "Ich muss zunächst das Wasser abstellen, damit das Mühlrad stehen bleibt", verkündete Ehrenmüller Berthold Rauber. "Sonst kann ich das Ritzel, dessen Achse das Mahlwerk antreibt, nicht in das Antriebsrad einrasten

 Rubbeln auf dem Waschbrett sorgt für saubere Wäsche. Charleen Kuhn (vorne) probierte das, angeleitet von Anja Horn und Birgitt Etscheidt, aus. Foto: B&K

Rubbeln auf dem Waschbrett sorgt für saubere Wäsche. Charleen Kuhn (vorne) probierte das, angeleitet von Anja Horn und Birgitt Etscheidt, aus. Foto: B&K

Theley. Gespannt auf das, was bald geschieht, warteten die Besucher in der düsteren Mahlstube, die noch viele mittelalterliche Züge aufweist. "Ich muss zunächst das Wasser abstellen, damit das Mühlrad stehen bleibt", verkündete Ehrenmüller Berthold Rauber. "Sonst kann ich das Ritzel, dessen Achse das Mahlwerk antreibt, nicht in das Antriebsrad einrasten." Es dauerte eine Weile, bis der ehrenamtliche Müller den hölzernen Hebel dafür bedienen konnte. Dann rauschte plötzlich wieder das Wasser über die zwölf Meter lange Brücke heran und setzte das Mühlrad mit seinen 50 Schöpfwerken in Bewegung. Das Mahlwerk begann zu rumpeln, am Einfülltrichter klapperte das Holzbrett, unter dem sich ganz langsam der zuvor eingefüllte Weizen den Mahlsteinen näherte. Schauplatz dieses Spektakels war am Pfingstmontag die Johann-Adams-Mühle, die zum Deutschen Mühlentag ihre Pforten geöffnet hatte. Die Mühle in dem aus dem Jahre 1735 stammenden Gebäude war bis 1934 in Betrieb und ist bis heute intakt. Bewohnt war das Haus bis 1982.Mehrere Tausend Menschen wollten an Pfingstmontag den Mühlentag erleben, feierten drinnen und draußen und besuchten den Handwerkermarkt und die Vorführungen der Irreler Bauerntradition. In der Mühle gab es außer der Mahlstube noch viele andere Dinge zu entdecken. Rundgänge im Erd- und Obergeschoss erzählten vom einstigen Leben der Müllerfamilien.

Handwerkermarkt

Die Gästeführerinnen Hildegard Dewald und Beatrix Brill waren an diesem Tag vollbeschäftigt. Norbert Meisberger und Arnold Morbach bedienten in der alten Werkstatt mit einer Kurbel eine Ölmühle, in die sie Rapskörner gefüllt hatten. Das gute alte Stück war vor langer Zeit von dem Schmiedemeister Nikolaus Morbach und dem Dreher Jakob Meyer aus Theley gebaut worden. Wie aus Flachs Leinen wird, wurde den Besuchern in der Spinnstube vorgeführt.

Viel zu sehen gab es auch auf dem Handwerkermarkt. Bei der historischen Schmiede aus Tünsdorf durften die Kinder den Schleifstein ausprobieren und mit Hämmern auf das glühende Eisen schlagen. Bernd Meilchen aus Großrosseln zeigte den Kleinen, wie sie mit dem Ziehmesser auf der Schnittbank Äste bearbeiten können. Christian Schwan, der Leiter der Gruppe Natur- und Vogelschutz des Theleyer Obst- und Gartenbauvereins hatte einen Stand mit Nistkästen für Rotschwänze, Bachstelzen, Trauerschnepper und Meisen aufgebaut. Großes Interesse fanden die Insektenhotels, die die Vereinsmitglieder angefertigt hatten. "Die Löcher in dem Holzblock dürfen nur zwischen drei und acht Millimeter Durchmesser haben, sonst nehmen sie die Tiere nicht an", erklärte Schwan. Auch Töpfern für Kinder und Sensendengeln bot der Markt. Unter den Holzarbeiten von Dieter Blass waren die Windmühlen ein echter Blickfang.

Eine schöne Ergänzung des Mühlentagprogrammes bot auch dieses Jahr wieder die Gruppe der Irreler Bauerntradition. Sie zeigte das Dreschen mit Flegeln und das Seildrehen, wie eine Häckselmaschine funktioniert und wie früher gewaschen, gesponnen, gestrickt und genäht wurde. Die vor Ort frisch gestoßene Butter durften die Besucher auf Brotwürfeln probieren.

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