Was bringt uns ein Nationalpark?Das darf gemacht werden und das nichtZuspruch des Landkreise und beider Gemeinden
Nonnweiler · Der Tourismus profitiert und damit die gesamte Region. Das sagen die Befürworter eines möglichen Parks Hochwald-Idarwald. Waldbesitzer hingegen befürchten Einbußen. Das wurde während einer Podiumsveranstaltung deutlich.
Nonnweiler. "Der Nationalpark kann Motor für eine ökologische und ökonomische Entwicklung sein. Er wird die touristische Inwertsetzung der Region unterstützen." Mit diesen Worten warb der St. Wendeler Landrat, Udo Recktenwald (CDU) am Dienstagabend während einer Infoveranstaltung in der Nonnweiler Kurhalle für einen grenzüberschreitenden Nationalpark Hochwald. Vertreter des Saarlandes, der Landkreise St. Wendel und Birkenfeld, der beiden Gemeinden Nonnweiler und Nohfelden stellten etwa 150 Bürgern die Überlegungen dazu vor.Der Staatssekretär im Saar-Umweltministerium, Roland Krämer, informierte zunächst über das Projekt. "Nationalparke sind klar definierte, großflächige Schutzgebiete, die ihrer natürlichen Dynamik unterliegen, wirtschaftlich nur eingeschränkt genutzt und durch spezielle Maßnahmen vor schädlichen menschlichen Eingriffen geschützt werden." In Deutschland gebe es 14 Nationalparks, der älteste sei der Bayerische Wald.
Zentrales Ziel sei der Schutz der natürlichen Dynamik. Die so genannte Naturzone I für natürliche Entwicklung müsse 75 Prozent des Gebietes umfassen. Da die wenigsten Nationalparks dies direkt erfüllen, werde diese Schutzzone binnen 30 Jahren entwickelt. Man spricht deshalb von Entwicklungs-Nationalparken. In einer Randzone kann der Wald auch später weiter bewirtschaftet werden. In der Außenzone sind die Besuchereinrichtungen untergebracht.
Rheinland-Pfalz plant seit 2011 einen Nationalpark. Regionen konnten sich melden. Eine davon: Hochwald-Idarwald. Es geht um 7000 bis 12 000 Hektar. Das Gebiet grenzt unmittelbar ans Saarland. Auf saarländischer Seite gibt es einen etwa 940 Hektar großen Staatswald in Nonnweiler und Nohfelden, der in den grenzüberschreitenden Nationalpark eingebracht werden könnte. Schon heute sei etwa ein Viertel der Saar-Fläche geschützt.
Vorteile eines solchen Parks sind für Krämer der Naturschutz, Umweltbildung und Erholung sowie die Regionalentwicklung, vor allem im Sektor Tourismus. Risiken betreffen die Waldbewirtschaftung, konkret Nutzungseinbußen, Auswirkungen auf die Holzkunden, Fragen der Verkehrssicherung im Wald, Einschränkungen bei der Jagd und mögliche Auswirkungen auf an den Park angrenzende Waldflächen.
Wie sich die knapp 1000 Hektar saarländische Parkfläche entwickeln könnte - dazu sagte Claudia Schneider vom Landesamt für Umwelt- und Artenschutz: "Der Nationalpark ist eine große Chance, eine weitgehend natürliche Waldlandschaft zu entwickeln." Fragen zur Holznutzung beantwortete Joachim Stelzer, Fachbereichsleiter Waldbau bei Saarforst: "Das, was an Bewirtschaftungsfläche im Nationalpark verloren geht, das können wir mehr als auffangen."
Während der anschließenden Diskussion ging es unter anderem um die Verkehrssicherungspflicht, die Entschädigung der Privatwaldbesitzer, den Brennholzeinschlag sowie Einschränkungen beim Reiten. Gegen die Einrichtung des Parks sprach sich der saarländische Privatbesitzerverband aus. Dessen Geschäftsführer Wolfgang Pester: "Wir betrachten jegliche Stilllegung von Wäldern mit größter Sorge." Die Menge an Holz sei begrenzt. "Wir leisten uns etwas, das wir uns nicht leisten können", kritisierte er den Verzicht auf Einnahmen durch den Holzeinschlag und bei der Jagd. Nonnweiler. Grundsätzlich stehen der Landkreis St. Wendel sowie Nonnweiler und Nohfelden dem Nationalpark positiv gegenüber. Das unterstrichen Landrat Udo Recktenwald (CDU) sowie die Bürgermeister Franz Josef Barth (parteilos) und Andreas Veit (CDU). Allerdings wolle man wissen, welche Einschränkungen und Kosten auf sie zukommen.
"Wir als Landkreis St. Wendel können von einem grenzüberschreitenden Nationalpark profitieren", sagte Recktenwald. Er erwarte Impulse für den Tourismus. Ein Nationalpark lebe von den Menschen, die ihn besuchen. Er sei aber auch nur mit Menschen der Region zu entwicklen.
Für Nohfeldens Bürgermeister Veit ist ein Nationalpark ein Alleinstellungsmerkmal. Allerdings müsse die Windenergienutzung nahe des Parks machbar sein. Für Barth (Nonnweiler) "ist der Park eine optimale Ergänzung des Tourismusangebotes". Liegt doch der Hunnenring im Park, die Talsperre Nonnweiler direkt am Rand.
Birkenfelds Landrat Matthias Schneider (CDU) sagte, mit dem Park könne man sich gegenüber Konkurrenz besser positionieren. vf
Nonnweiler. Saar-Umweltstaatssekretär Roland Krämer sprach auch mögliche Nachteile und Risiken eines Nationalparks an. Ein Überblick: Holznutzung/Brennholz: Binnen 30 Jahren darf auf 85 Prozent der Fläche kein Holz geschlagen werden. "Auswirkungen für die Sägeindustrie wird es nicht geben. Das Land verfügt über ausreichende Holzmengen." Die Versorgung vor Ort mit Brennholz werde sichergestellt. Borkenkäfer: Hier befürchten Privatwalbesitzer, dass von Borkenkäfern Gefahren für private Nadelwälder außerhalb des Parks ausgehen könnten. Da während der kommenden 30 Jahre Nadel- im saarländischen Teil des Parks in Laubwälder umgewandelt werden sollen, verringere sich die Gefahr deutlich. Zudem werden laut Krämer auch im Nationalpark bei vermehrtem Auftreten des Käfers die betroffenen Bäume gefällt.
Jagd: Krämer: "Auch in einem Nationalpark wird Jagd stattfinden müssen. Im Mittelpunkt stehen Wildtiermanagement und waldökologische Ziele."
Erholungsnutzung/Verkehrssicherung: Wandern und Radfahren werde weiter erlaubt. Es müsse aber auch Bereiche geben, in denen die Tier- und Pflanzenwelt Ruhezonen habe. Pilze- und Beerensammeln für privaten Gebrauch sei zulässig. "Kein Nationalpark lebt von Verboten." Die Verkehrssicherungspflicht liege weiter beim Waldbesitzer. Im Saarland also fast gänzlich bei Saarforst. Finanzierung: Welche Kosten kommen auf das Land zu, wenn es sich mit knapp 1000 Hektar am grenzüberschreitenden Nationalpark beteiligt? Darauf hatte Krämer keine Antwort. vf