Warten auf die Ehrenamtskarte"Die Ehrenamtskarte ist eine gute Sache"

Saarbrücken. Acht Jahre mussten die Ehrenamtlichen und Freiwilligen auf die Ehrenamtskarte warten. Vergünstigten oder freien Eintritt in öffentlichen Einrichtungen der Kommunen, der Landkreise und des Landes sollen die verdienten Helfer damit erhalten. Bereits 2004 regte die LAG Pro Ehrenamt im Saarland eine Ehrenamtskarte an

 Die Arbeit von Ehrenamtlern - wie hier beim Technischen Hilfswerk (THW) in St. Wendel (Bild links) oder bei der Neunkircher Tafel - soll bald mit der Ehrenamtskarte gewürdigt werden. Fotos: Hiegel/ THW

Die Arbeit von Ehrenamtlern - wie hier beim Technischen Hilfswerk (THW) in St. Wendel (Bild links) oder bei der Neunkircher Tafel - soll bald mit der Ehrenamtskarte gewürdigt werden. Fotos: Hiegel/ THW

Saarbrücken. Acht Jahre mussten die Ehrenamtlichen und Freiwilligen auf die Ehrenamtskarte warten. Vergünstigten oder freien Eintritt in öffentlichen Einrichtungen der Kommunen, der Landkreise und des Landes sollen die verdienten Helfer damit erhalten.Bereits 2004 regte die LAG Pro Ehrenamt im Saarland eine Ehrenamtskarte an. Vor drei Jahren dann griff die damalige CDU-Alleinregierung den Vorschlag auf. Im vorigen Jahr wurde von der damaligen Jamaika-Koalition beschlossen, im Haushalt 100 000 Euro für die Ehrenamtskarte bereitzustellen. Die schwarz-rote Landesregierung will nach dem Bruch der Jamaika-Koalition am Projekt festhalten. Nun ist es soweit: Die Karte wird eingeführt, allerdings vorerst nur in den beiden Landkreisen Merzig-Wadern und Neunkirchen. Nach einer "Probephase" soll sie dann allmählich auf das ganze Land ausgeweitet werden.

Laut dem 2009 veröffentlichten Engagement-Atlas der AMB Generali-Versicherung liegt die Engagementquote in den beiden Landkreisen im bundesweiten Vergleich weit über dem Durchschnitt. Die schwarz-rote Landesregierung will das Pilot-Projekt demnächst vorstellen, wie Regierungssprecher Thorsten Klein der SZ mitteilte. Geplant sei das für den 18. Dezember in Saarbrücken, ergänzt der Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Pro Ehrenamt Hans Joachim Müller. Für das Saarländische Staatstheater, das Weltkulturerbe Völklinger Hütte und die Museen der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz strebe die Landesregierung für alle Karteninhaber Rabatte von 50 Prozent an, sagt Vize-Regierungssprecher Thorsten Bischoff.

Welche Einrichtungen der Landkreise sich an der Karte beteiligen werden, stehe nach wie vor nicht fest, hieß es aus den beiden Landratsämtern. Man könne gegenwärtig nicht beziffern, wie viele Ehrenamtliche die Karte beantragen und somit die Vergabekriterien erfüllen. "Wir sind sicher, dass die Angebote für die Inhaber der Ehrenamtskarten sehr attraktiv sein werden. Die Ehrenamtskarte wird ein Renner werden", sagte der Präsident der LAG Pro Ehrenamt. Wichtig sei, so Müller, dass man das Projekt zügig auf die übrigen Landkreise und den Regionalverband Saarbrücken ausweitet.

Für dieses Jahr habe die schwarz-rote Landesregierung 100 000 Euro für die Einführung der Karte bereitgestellt, so Klein. Das Land wolle mit dieser Summe "eine Anschubfinanzierung" gewähren, die Einnahmeausfälle der Kreise und Kommunen weitgehend ausgleichen sowie für die Dauer der Vertragslaufzeit die Kosten für die Abwicklung und Bearbeitung der Karte übernehmen. Ferner stellt laut Regierungssprecher das Land die Karten-Rohlinge, Informationsschriften, Mitmach-Aufkleber und Plakate kostenlos zur Verfügung. Weil die Mittel für die Ehrenamtskarte dieses Jahr nicht komplett verausgabt worden seien, werde die Landesregierung mehr als 50 000 Euro ins nächste Haushaltsjahr übertragen und für die Ehrenamtskarte bereitstellen, erläuterte CDU-Landtags-Fraktionschef Klaus Meiser auf SZ-Anfrage. Für das Haushaltsjahr 2013 hat Meiser zufolge die Saar-Regierung zudem etwas mehr als 50 000 Euro eingestellt. Saarbrücken. Die Ehrenamtlichen im Saarland begrüßen die Ehrenamtskarte in den beiden Landkreisen Merzig-Wadern und Neunkirchen, wie eine SZ-Umfrage ergab. Der 48-jährige Wolfgang Birtel aus Wadern findet die Ehrenamtskarte eine "gute Sache". Er engagiert sich seit zehn Jahren für das Technische Hilfswerk (THW) im Saarland. Als Chef des THW-Ortsverbandes Wadern ist er pro Woche fünf bis zehn Stunden ehrenamtlich aktiv. Die Karte ermögliche Ehrenamtlichen mit ihren Familien in der Freizeit etwas zu vergünstigten Preisen oder freiem Eintritt zu unternehmen, so Birtel.

Waltraud Danner aus Neunkirchen sagt: "Das Ehrenamt allein gibt mir sehr viel, da brauche ich nicht noch eine Ehrenamtskarte." Die 72-Jährige bringt sich seit zehn Jahren bei der Neunkircher Tafel mit etwa acht Stunden pro Woche ein. Dennoch hält Danner die Karte für sinnvoll. Vor allem solle sie jedoch jenen zustehen, die durch ihr Engagement stark gefordert sind, etwa den Freiwilligen in der Hospizbewegung.

Die 56-jährige Marlene Schmidt aus Schiffweiler hält die Karte ebenfalls für begrüßenswert. "Man wird als Ehrenamtliche von vielen Leuten belächelt", sagt Schmitt, die seit sechs Jahren die Rot-Kreuz-Demenzgruppe in Ottweiler leitet und noch länger in der Seniorenarbeit des Roten Kreuzes in Hüttigweiler-Hirzweiler aktiv ist. bera

Auf einen Blick

Folgende Kriterien muss man laut den Landratsämtern Merzig-Wadern und Neunkirchen erfüllen, um die Ehrenamtskarte zu erhalten: das bürgerschaftliche Engagement muss mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden pro Jahr betragen. Ferner soll man nachweisen, seit mindestens fünf Jahren ehrenamtlich tätig zu sein. Des Weiteren darf man keine regelmäßige Aufwandsentschädigung für sein Engagement beziehen. bera

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