Warnung vor nassen Böden
Es gibt Gegenstände, deren Anblick keine Freude macht. Dazu gehören diese knallgelben Plastik-Klappschilder, die an Flughäfen, Krankenhäusern oder öffentlichen Waschräumen herumstehen.
"Caution, wet floor" steht darauf. Und wer das nicht versteht, für den zeigt ein zusätzliches Piktogramm, worum es geht: Ein schwarzes Männchen stürzt auf eine Weise, die einen Mehrfachbruch der Wirbelsäule nahe legt. Kurzum, wer auf die Flughafentoilette geht, spielt mit seinem Leben.
Irgendwo entdeckt man dann eine Reinigungskraft, die mit einem grauen Lappen den Staub von einer Ecke in die andere befördert. Ob der Boden sauber ist, ist nicht so wichtig, Hauptsache, das Reinigungsunternehmen hat das gelbe Schild aufgeklappt. Die Botschaft heißt: Du sollst nicht stürzen, wir passen auf dich auf. Ist doch nett! Und warum nervt das dann so? Weil es gar nicht nett ist. Die Gebäudebewirtschaftung will sich nur absichern, gemäß der alten Leier: Wir haben Dich gewarnt, wenn Du trotz des nassen Bodens auf die Toilette gehst, bist Du eben selbst schuld.
Am Sonntag ist Bundestagswahl und man kann froh sein, dass keine Monarchie antritt. Denn echte Monarchen kümmern sich ja auch immer so gerne um ihr Volk. Früher belegten sie Salz mit einer hohen Steuer, heute wären es wohl Schnittblumen, Skilifte, Schweinshaxen und andere unkorrekte Erscheinungen. In der Ständegesellschaft des späten Mittelalters mussten Damen, die sich vornehmer anzogen, als ihr Stand es erlaubte - zum Beispiel mit Seide, Samt oder Pelz - Strafsteuern entrichten. Es gibt eben viele Möglichkeiten, Bürger zu bevormunden und abzukassieren. Und wie das gelbe Schild schon lehrt: Wir sorgen uns gar nicht darum, dass du ausrutschen könntest, uns geht es nur darum, dass Du keine Chance hast, uns später zu verklagen.