Massive Einschränkungen Kita-Warnstreik trifft 150 Einrichtungen — 500 Streikende in der Turnhalle Brebach
Saarbrücken · Rund 1000 Angestellte im Sozial- und Erzieherdienst schlossen sich im Saarland dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi an und legten heute die Arbeit nieder.

Rund 500 Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst streiken in der Turnhalle Brebach
Am Mittwoch sind im Saarland einige Kindertagesstätten wegen eines Warnstreiks geschlossen geblieben. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu bundesweiten Warnstreiks der Tarifbeschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst aufgerufen. Nach Angaben der Gewerkschaft streikten insgesamt rund 1000 Angestellte im Saarland an insgesamt rund 150 Kitas sowie freiwilligen und gebundenen Ganztagsschulen.
500 Streikende in der Turnhalle Brebach
Rund 500 Menschen kamen am Mittwochvormittag zu einer Kundgebung in die Turnhalle in Brebach. „Unsere Sorgen und die Überlastungssituation werden zwar zur Kenntnis genommen, bleiben aber ohne Lösungsvorschläge“, sagte der ehemalige Verdi-Bezirksvorstand Bernd Schumann. „Wir brauchen wettbewerbsfähige Einkommen. Die Inflation und die Preissteigungen kosten die Menschen mehr als die Gehaltserhöhungen, die wir fordern. Viele Beschäftigte wissen nicht, wie sie über die Runden kommen. Es herrscht eine enorme soziale Schieflage, eine Verhöhnung unserer Beschäftigten im öffentlichen Dienst“, so Schumann.
Sabine Knoob, Personalratsvorsitzende der Verwaltung der Kreisstadt Neunkirchen, nahm Bezug zum gestrigen Weltfrauentag: „Die alten Rollenbilder müssen aufgebrochen werden, damit Jungs nicht mehr zu Superhelden und Mädchen nicht mehr zu Prinzessinnen erzogen werden.“
„Politik muss sich besser um die personelle Ausstattung kümmern“
Tanja Schönberger, Erzieherin in einer Kita in Bous, sagte: „Die Politik muss sich besser um die personelle Ausstattung kümmern. Es gibt keine klare Regelung für die Mindestbesetzung in Kitas. Alles in allem fühlen wir uns von der Politik ziemlich hängen gelassen.“ Man sei personell am Limit. Daran sehe man, dass für Bildung viel zu wenig Geld ausgegeben werde. „Aus Gesprächen mit Eltern kann ich sagen, dass diese auch bereit wären, mehr Geld zu zahlen. Alle, mit denen ich gesprochen habe, sind für den Streik“, sagte die 51-Jährige.
Tarifkonflikt im Öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen
Auch Annika König, Erzieherin in Wadgassen, wies auf die Wichtigkeit der Forderungen hin. „Angesichts der Inflation ist es als Alleinverdiener nicht möglich, eine Familie zu finanzieren, somit müssen zwangsläufig beide Elternteile arbeiten, um die Lebensunterhaltungskosten zu decken.“ In der Gesellschaft sei mittlerweile angekommen, dass Erzieher nicht nur „Kaffee- und Basteltanten“ seien, wodurch der Beruf mehr Ansehen erhalte, so die 34-Jährige. Hintergrund der Streiks ist der Tarifkonflikt im Öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen. Verdi fordert für die Beschäftigten in der Tarifrunde 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.