War der Fall der Lutzburg ein abgekartetes Spiel?
Eppelborn. Die Lutzburg ist gefallen. Wieder einmal. Auch in seinem 28. und letzten Amtsjahr als Eppelborner Bürgermeister musste sich Fritz-Hermann Lutz den anstürmenden Narren aus der Illtalgemeinde ergeben. Aber: Musste er das wirklich? Oder war das Hissen der weißen Flagge kurz vor 12 Uhr am Samstagmorgen nur ein abgekartetes Spiel? Vieles spricht dafür
Eppelborn. Die Lutzburg ist gefallen. Wieder einmal. Auch in seinem 28. und letzten Amtsjahr als Eppelborner Bürgermeister musste sich Fritz-Hermann Lutz den anstürmenden Narren aus der Illtalgemeinde ergeben. Aber: Musste er das wirklich? Oder war das Hissen der weißen Flagge kurz vor 12 Uhr am Samstagmorgen nur ein abgekartetes Spiel? Vieles spricht dafür.
Hier die harten Fakten: Kurz bevor die Narren das Eppelborner Kulturzentrum Big Eppel stürmten, trafen sich, zahlreichen übereinstimmenden Zeugenaussagen zur Folge, deren Anführer - unter anderem Eppelborns Elferratspräsident Günter Schmitt - zu einem gemeinsamen Frühstück mit Lutz und seinen Vasallen, den Ortsvorstehern der acht Gemeindeteile. Mit dabei war damit also auch die Wiesbacher Ortsvorsteherin und künftige Eppelborner Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset. In diesem Kreis soll bereits im Vorfeld der genaue Ablauf des sogenannten umgekehrten Rathaussturms bis ins Detail geplant worden sein. Einschließlich der Kapitulation des Bürgermeisters.
Umgekehrter Rathaussturm wird die Faasend-Attraktion übrigens deshalb genannt, weil sich die Narrenschar in Eppelborn am Rathaus sammelt, um von dort aus unter Führung der Prinzenpaare und Elferratspräsidenten aller acht Eppelborner Ortsteile zum Sturm auf den Big Eppel zu blasen. Lutz selbst war es dann auch, der sich bei einer seiner Schmähreden auf die närrischen Sturmtruppen vom Big-Eppel-Balkon verriet. Sechs Salutschüsse aus der Kanone des Eppelborner Schützenvereins sollten das Zeichen für Lutzes Kapitulation sein. Allerdings hatten die Schützen nur noch einen Böller übrig. "Dann muss ich mich jetzt auch nicht an die Absprache von heute Morgen halten", freute sich der Eppelborner Rathauschef. Ein überaus verräterischer Satz, der Lutz da rausgerutscht war.
Ein weiteres Anzeichen, der für ein abgekartetes Spiel spricht: Der oberste saarländische Karnevalist Horst Wagner, Präsident des Verbandes Saarländischer Karnevalsvereine, stand den ganzen Angriff über auf Lutzes Seite und zeichnete ihn noch vor dem Rathaussturm mit einem Karnevalsorden aus. Hätte Wagner das getan, wenn der Ausgang des närrischen Treibens nicht schon von vornherein klar gewesen wäre?
Und überhaupt: Warum sollte angesichts der leeren Eppelborner Gemeindekasse überhaupt jemand freiwillig die Macht in Eppelborn übernehmen wollen? Auch Narren können nicht so närrisch sein! Doch auch wenn die ganze Veranstaltung nach Konspiration überaus heftig roch: Sowohl die Angreifer als auch die Verteidiger hatten sichtlich ihren Spaß beim Kampf um den Big Eppel, der mit Worten, Musik, Tanz und "Geschossen" in Form von Süßigkeiten ausgetragen wurde, bevor Lutz die Tore des Big Eppel öffnen ließ.
Im großen Saal übergab der Bürgermeister dann den Schlüssel zum Rathaus und die "mit Schuldscheinen gefüllte Gemeindekasse" an die närrischen Hoheiten und freute sich schon auf Montag, wenn er die neuen Regenten begrüßen darf. Sofern sich jemand im Rathaus blicken lässt. Denn das habe, so Lutz, in seiner 28-jährigen Amtszeit bisher erst ein Prinzenpaar getan.
"Dann muss ich mich nicht an die Absprache halten."
Fritz-Hermann Lutz