Serie Hoch hinaus zu Bergen, Burgen, Halden und Sehenswürdigkeiten, Teil 8 Im uralten Vulkanfelsen blüht eine Basalt-Rose
Freisen · Der Hellerberg in Freisen und der Achat-Weg laden zu einem Ausflug in die wilde Natur und spannenden erdgeschichtlichen Erkundungen ein.
Der Kreis St. Wendel ist ein bergiges und steinreiches Land. Die bekanntesten Erhebungen des Saarlandes liegen hier: der Schaumberg (569 Meter) bei Tholey, auch als „saarländischer Hausberg“ bekannt, der Peterberg (584 Meter) bei Braunhausen mit der Sternwarte oder der Weiselberg (569,5 Meter) bei Oberkirchen mit den Naturdenkmälern „Steinerner Schrank“ und „Steinernes Meer“. Weniger bekannt ist eine gewaltige Anhöhe ganz im Nordosten des Landkreises, bei Freisen an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz: der Hellerberg mit seinen 596 Metern. Der hat es in sich, lockt mit geologischen Glanzlichtern, die wir heute erkunden – auf dem Achat-Weg Freisen.
„Willkommen auf dem Geopfad ins Reich der Edelsteine!“ So heißt es auf der ersten von zehn sehr schön gestalteten Informationstafeln auf dem 6,6 Kilometer langen Rundweg. Und weiter: „Farbenprächtige Achate und herrliche Drusen mit Goethit oder Zeolithen – bei diesen Worten beginnt das Herz jedes Mineraliensammlers höher zu schlagen!“ Denn im Freisener Raum sei das weit verbreitete Vorkommen dieser Edelsteine ein kostbares Vermächtnis der Erdgeschichte. Also machen wir uns auf die Spuren, die sich bis heute erhalten haben.
Zunächst wandern wir auf einer asphaltierten Straße bergan, erreichen nach ein paar Minuten den aufgelassenen Steinbruch Schassewitt. Bis in die 1990er-Jahre wurde hier Andesit abgebaut, vor allem für den Straßenbau. Andesit ist ein vulkanisches Gestein, das bei Temperaturen von rund 1000 Grad Celsius als Lava austritt. Denn der Hellerberg ist zur Zeit der Vulkane entstanden, das Andesit-Gestein ist etwa 280 bis 285 Millionen Jahre alt. Im Steinbruch Schassewitt erobert sich die Natur ihren Lebensraum immer mehr zurück, ein kleiner See mit naturnahen Ufern füllt das von Steilwänden umgebene Becken, Schilf, Sträucher und Bäume haben sich ausgebreitet – ein wildromantischer Ort und ein Lebensraum für Tiere wie Vögel, Amphibien, Libellen und Schmetterlinge. Das knapp 40 Hektar große Gebiet „Hellerberg bei Freisen“ ist Landschaftsschutzgebiet und Teil des europaweiten Netzes Natura 2000 zum Schutz besonderer Lebensräume und Arten.
Nach dem Steinbruch geht es weiter bergan, schließlich erreichen wir die Höhe. An den Hellerberg schließt sich der Trautzberg (603 Meter) an, auf dem Ende der 90er-Jahre der erste Windpark im Saarland entstand. Wir passieren die Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz und wandern in einem weiten Bogen bergab. Jetzt wird es spannend. Wir betreten die unterste Abbausohle des stillgelegten Steinbruchs Becker am Hellerberg. Die letzte Sprengung war 1980, 1981 wurde der Betrieb geschlossen. Im Steinbruch sind mehrere Lavaströme aufgebrochen. Es ist ein überwältigendes Bild, wenn man das Plateau betritt: Die spektakulären Steinwände ragen steil nach oben. Sträucher und Bäume erobern sich ihr Terrain zurück. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden beim Abbau die Glanzlichter vom Hellerberg gefunden: prächtige Achate und auch Drusen mit schönen Goethiten (Nadeleisenerz) und Zeolithen. Im Mineralienmuseum in Freisen und im Mineralogischen Museum in Oberkirchen können die schönsten Mineralienfunde aus dem Freisener Raum besichtigt werden.
Wir durchqueren den langgestreckten Abbaubereich und gelangen in den Wald, gehen durch eine Senke und dann wieder bergauf. Bald zweigt ein Weg rechts ab und sobald wir wieder aus dem Wald heraustreten, sehen wir sie. Sie ist der Höhepunkt der Tour, ein „Wunderwerk der Erdgeschichte“, wie es auf der Infotafel Nummer 7 heißt: die Andesit-Rose – oder Basalt-Rose, wie sie auch genannt wird. Rund 15 Meter misst die steinerne Blume in der zweiten Abbausohle, ein Gebilde aus konzentrischen Schalen mit scharfen Kanten, Rissen und Fugen. Die halbkreisförmige Felsenkugel wurde durch den Steinbruchbetrieb in der Felswand aufgeschlossen.
Wir gehen auf dem gleichen Weg bis zur Kreuzung im Wald zurück und dann bergauf, erreichen die dritte Abbausohle. Von hier aus bieten sich bereits sehr schöne Ausblicke – und die werden noch besser, denn es geht weiter bergan, wir erklimmen den Gipfelweg und schließlich einen reizvollen Aussichtspunkt hoch über dem Steinbruch: Weit schweift der Blick in die Pfalz, nach Oberkirchen mit dem Viadukt, ins Ostertal und weit darüber hinaus bis nach Göttelborn mit dem Weißen Riesen. Über den Gipfelweg gelangen wir zur neuen Schutzhütte und dann geht es in Kurven bergab zum Ausgangspunkt dieser faszinierenden Tour ins Reich der Steine.
Start und Ziel des Achat-Weges: Parkplatz an der Kompostieranlage in Freisen, zu erreichen über die Baumholderstraße und die Birgelstraße.