Vorsorgekonzept Alarm-Karten für kommende Wassermassen

Eppelborn · Die Saar-Kommunen sollen Gefahren-Karten erstellen lassen, die Risikogebiete bei Starkregen ausweisen. Vier Gemeinden stehen dafür Modell. Das Land sagt Fördermittel zu.

Gefahrenkarten sollen Risikogebiete ausweisen, um Schäden durch Starkregen, wie hier im Juni 2018 in Kleinblittersdorf zu minimieren.

Foto: BeckerBredel

Starkregen verwüstete 2016 und 2018 etliche Städte und Gemeinden im Saarland. Wegen des Klimawandels werden solche Unwetter in den kommenden Jahren wohl häufiger auftreten. Um in Zukunft besser darauf vorbereitet zu sein und die Schäden zu minimieren, sollen Kommunen sogenannte Starkregen-Gefahrenkarten erstellen. Die zeigen, wo bei Starkregen das Wasser abfließen würde und an welchen Punkten es sich sammelt. Für Saarbrücken und Riegelsberg gibt es bereits solche Karten, in Kleinblittersdorf wird zur Zeit eine erarbeitet, teilt das Saar-Umweltministerium mit. Wie unterschiedlich diese Karten letztlich aussehen können, zeigen die Projekte in Eppelborn, Sulzbach, Friedrichsthal und Wadern. Für diese Pilotgemeinden haben Experten-Büros verschieden detaillierte Exemplare angefertigt. Die Varianten wurden am Dienstag in Eppelborn vorgestellt.

Für alle drei Kommunen wurden zunächst einfache Abbildungen mittels Laser-Scan am Computer erstellt. Darin enthalten sind auch die unterschiedlichen Höhenlagen. Bei einer anschließenden Ortsbegehung sammelten die Ingenieure noch zusätzliche Details, da bei einem Laser-Scan gewisse Strukturen wie Mauern, Brücken, Bordsteine oder auch Garageneinfahrten nicht berücksichtigt werden.

Dann ließen es die Experten auf ihre Modell-Kommunen regnen und beobachteten, was passiert. Über welche Wasser-„Autobahnen“ würde das Wasser bei einem extremen Starkregen abfließen? Wo sammeln sich die Wassermassen? Dazu wurden auch verschiedene Risiko-Szenarien, also unterschiedliche starke Niederschlagsmengen untersucht.Analysiert wurde ebenfalls, wie sich der Wasserfluss verändert, wenn der Boden bereits gesättigt ist und kein Wasser mehr aufnehmen kann, sowie die Fließgeschwindigkeit.

Die Starkregen-Gefahrenkarten der drei Pilot-Kommunen unterscheiden sich letztlich in ihrer visuellen Darstellung: Von einfachen Karten über Simulationen im Zeitraffer bis hin virtuellen Touren durch die Stadt.

Begleitend hat Professor Marc Illgen von der Hochschule Kaiserslautern eine Studie angefertigt, in der alle drei Methoden nochmals detailliert beschrieben werden. Die daraus abgeleiteten Empfehlungen sollen den saarländischen Kommunen helfen, die für sich geeigneten Methoden zur Erstellung der Starkregen-Gefahrenkarte zu finden.

Auch die Kostenfrage spielt eine Rolle. Eine Starkregen-Gefahrenkarte kostet je nach Methode zwischen 100 und 2000 Euro pro analysiertem Quadratkilometer. Das Land übernimmt derzeit 80 Prozent der Kosten. Mitte dieses Jahres sollen es 90 Prozent sein, sagt Umweltminister Reinhold Jost (SPD). Die Förderrichtlinie liege derzeit noch dem Finanzministerium beziehungsweise dem Rechnungshof vor. In die Pilotprojekte hat das Land 200 000 Euro fließen lassen.

Die Gefahrenkarten sind nur der erste Schritt, sagen die Ingenieure und auch Professor Illgen. Sie bilden Risiken und potenzielle Schäden ab und sind somit Grundlage für bauliche Vorsorgemaßnahmen.

Den Kommunen steht es frei, die Gefahrenkarten zu veröffentlichen. Die Experten raten aber dringend dazu. Denn, Bürger können auf diese Weise das Gefahrenpotenzial für ihr Haus erkennen und für einen besseren Schutz sorgen. Dem pflichtet auch Umweltminister Jost bei: „Wie wichtig die Vorsorge zu Starkregen-Ereignissen ist, haben viele Menschen 2016 und 2018 im Saarland zu spüren bekommen. Einige Schäden wären vermeidbar gewesen, sowohl für die Kommunen als auch für die betroffenen Bürger.“ Mit den Karten könnten sie sich vorbereiten, indem sie beispielsweise „Abflusswege erkennen, freihalten und zur gefahrlosen Ableitung neue Abflusswege schaffen“.

Die „Handlungsemfehlungen zur Erstellung der Starkregengefahrenkarten im Saarland“ stehen als Download bereit, unter: www.saarland.de/246712.htm. Die Broschüre „Hochwasservorsorge in der Planung – Leitfaden für kommunale Planungsträger“ gibt es unter www.saarland.de/246513.htm